Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.31. An Knebel in Jena. Baireuth d. 13. Febr. 1815Verehrtester Freund! Nicht blos mir, auch einer Freundin zu -- Neulich hatt' ich die Freude, 11/2 Stunden lang von Ihnen mit15 Seit vielen Jahren arbeit ich am Plane zu einem großen komischen Leben Sie wol, mein alter werther Freund! Ihr Leben bleibe Ihr Jean Paul Fr. Richter Göthe und Einsiedel seien gegrüßt. Hier ist meine ganze Drei- 31. An Knebel in Jena. Baireuth d. 13. Febr. 1815Verehrteſter Freund! Nicht blos mir, auch einer Freundin zu — Neulich hatt’ ich die Freude, 1½ Stunden lang von Ihnen mit15 Seit vielen Jahren arbeit ich am Plane zu einem großen komiſchen Leben Sie wol, mein alter werther Freund! Ihr Leben bleibe Ihr Jean Paul Fr. Richter Göthe und Einſiedel ſeien gegrüßt. Hier iſt meine ganze Drei- <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0017" n="12"/> <div type="letter" n="1"> <head>31. An <hi rendition="#g">Knebel in Jena.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireuth</hi> d. 13. Febr. 1815</hi> </dateline><lb/> <p>Verehrteſter Freund! Nicht blos mir, auch einer Freundin zu<lb/> Gefallen ſchreib’ ich dieſes Blättchen. Fr. <hi rendition="#aq">v. Regemann</hi> wünſcht,<lb/> daß ich Ihnen bezeuge, daß ſie in ihrem heutigen Briefe die Sache<lb n="5"/> gerade ſo erzählt habe wie ſie mir ſolche vor 1½ Jahren vorgetragen.<lb/> Auch damals überzeugte ſie mich, daß nicht Eigennutz, ſondern falſche<lb/> Berechnung und Großmuth ſie ſo unangenehm verwickelt habe. Ihr<lb/> wird hier nur der Vorwurf der Liberalität und Großmuth gemacht;<lb/> es gehören aber mehre Tugenden dazu einen ſolchen Vorwurf zu<lb n="10"/> verdienen als zu vermeiden. Am weheſten that ihrem Ehr- und<lb/> Verwandten-Gefühl, daß nicht <hi rendition="#g">Ihre</hi> Hand geſchrieben. — Und jetzo<lb/> hab’ ich mein Verſprechen gehalten; und ſtelle vertrauend den Erfolg<lb/> Ihrem edeln Gemüthe anheim.</p><lb/> <p>— Neulich hatt’ ich die Freude, 1½ Stunden lang <hi rendition="#g">von</hi> Ihnen mit<lb n="15"/> Fr. <hi rendition="#aq">v. Knebel</hi> zu reden. Aber wann werd’ ich das größere haben,<lb/><hi rendition="#g">mit</hi> Ihnen zu ſprechen? Gibt es denn keinen Sommer und keinen<lb/> Wagen mehr, der Sie hieher brächte? — Wär’ ich bei Ihnen, ſo<lb/> würd ich Sie — wie ich bei <hi rendition="#aq">Thümmel</hi> gethan — aus Ihrem äſthe-<lb/> tiſch-genießenden <hi rendition="#aq">Farniente</hi> wecken und zur Sammlung Ihrer<lb n="20"/> Werke ſtimmen oder quälen, damit unſer <hi rendition="#aq">Goetz-Properz</hi> nicht<lb/> ſpäter in die Hände und ſineſiſchen Fingernägel eines <hi rendition="#aq">Ramlers</hi> falle.<lb/> Denn geſammelt werden Ihre Gedichte doch einmal.</p><lb/> <p>Seit vielen Jahren arbeit ich am Plane zu einem großen komiſchen<lb/> Werke, verſplittere mich aber immer in die verdammten Zeitſchrift-<lb n="25"/> Stücke. Ich habe ſo viel zu ſchreiben und habe noch ſo wenig zu<lb/> leben; geht’s ſo fort: ſo fahr’ ich aus der Welt und habe nichts<lb/> darin geſagt.</p><lb/> <p>Leben Sie wol, mein alter werther Freund! Ihr Leben bleibe<lb/> immer ein ſüdliches Land, wo man Winter und Sommer wenig<lb n="30"/> unterſcheiden kann. Ich grüße die Ihrigen.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/> Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>Göthe und Einſiedel ſeien gegrüßt. Hier iſt meine ganze Drei-<lb/> einigkeit Ihrer Gegend genannt.<lb n="35"/> </p> </postscript> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [12/0017]
31. An Knebel in Jena.
Baireuth d. 13. Febr. 1815
Verehrteſter Freund! Nicht blos mir, auch einer Freundin zu
Gefallen ſchreib’ ich dieſes Blättchen. Fr. v. Regemann wünſcht,
daß ich Ihnen bezeuge, daß ſie in ihrem heutigen Briefe die Sache 5
gerade ſo erzählt habe wie ſie mir ſolche vor 1½ Jahren vorgetragen.
Auch damals überzeugte ſie mich, daß nicht Eigennutz, ſondern falſche
Berechnung und Großmuth ſie ſo unangenehm verwickelt habe. Ihr
wird hier nur der Vorwurf der Liberalität und Großmuth gemacht;
es gehören aber mehre Tugenden dazu einen ſolchen Vorwurf zu 10
verdienen als zu vermeiden. Am weheſten that ihrem Ehr- und
Verwandten-Gefühl, daß nicht Ihre Hand geſchrieben. — Und jetzo
hab’ ich mein Verſprechen gehalten; und ſtelle vertrauend den Erfolg
Ihrem edeln Gemüthe anheim.
— Neulich hatt’ ich die Freude, 1½ Stunden lang von Ihnen mit 15
Fr. v. Knebel zu reden. Aber wann werd’ ich das größere haben,
mit Ihnen zu ſprechen? Gibt es denn keinen Sommer und keinen
Wagen mehr, der Sie hieher brächte? — Wär’ ich bei Ihnen, ſo
würd ich Sie — wie ich bei Thümmel gethan — aus Ihrem äſthe-
tiſch-genießenden Farniente wecken und zur Sammlung Ihrer 20
Werke ſtimmen oder quälen, damit unſer Goetz-Properz nicht
ſpäter in die Hände und ſineſiſchen Fingernägel eines Ramlers falle.
Denn geſammelt werden Ihre Gedichte doch einmal.
Seit vielen Jahren arbeit ich am Plane zu einem großen komiſchen
Werke, verſplittere mich aber immer in die verdammten Zeitſchrift- 25
Stücke. Ich habe ſo viel zu ſchreiben und habe noch ſo wenig zu
leben; geht’s ſo fort: ſo fahr’ ich aus der Welt und habe nichts
darin geſagt.
Leben Sie wol, mein alter werther Freund! Ihr Leben bleibe
immer ein ſüdliches Land, wo man Winter und Sommer wenig 30
unterſcheiden kann. Ich grüße die Ihrigen.
Ihr
Jean Paul Fr. Richter
Göthe und Einſiedel ſeien gegrüßt. Hier iſt meine ganze Drei-
einigkeit Ihrer Gegend genannt. 35
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |