Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

Bild:
<< vorherige Seite
32. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Magst du dieses Schriftchen, im anstän-
digsten Tone geschrieben, bis morgen durchlesen? Der preußischt
Generaladjutant Bursky -- ganz mit Orden bedeckt, sogar dem5
Annaorden -- brachte mirs gestern. -- Müllers Geschichte hat
Wagner nicht von dir, denn sie ist in der Kanzleibibliothek; ich auch
nicht mehr; vielleicht aber Krause.

33. An Emanuel.
10

Guten Morgen, Emanuel! Leider will das Schicksal, daß Sie
auf keine Art zweimal da sein sollen, da es bei andern Leuten, wo
einmal zu viel ist, gar nicht aufhört. Sogar die Kinder ergriff die
Unähnlichkeit. Max: der Mund ist gar nicht da. -- Caroline: alles
Liebende fehlt -- und ich: alles Kräftige. -- Mich und Sie nahm15
er sehr bei der Nase, doch Sie am meisten. -- Die Saale wird vor
dem 1. März flüßig; aber kann das Schrön wissen? Gibt es so
viele Wetterpropheten? In ganz Hof nur einen, als ich da war. --
Und dieses Abderitendekret müssen Sie doch bezahlen? -- Ein preu-
ßischer Generaladjutant v. Bursky -- mit Orden, eisernen und edel-20
steinernen besetzt -- gab mir ein treffliches Werkchen: Preußens
Recht gegen den sächsischen Hof, vom Staatsrath Niebuhr. Ich
kenne nichts Schöneres über Preußen. Es ist nur 100 Seiten stark.
Leider ists mit ihm abgereiset.25

34. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel!

Das Zerrbild -- -- "wie der gemalte Saufbruder auf dem Markte
siehts aus" sagt die Magd. Das ganze Haushalten ist über die
Ungleichheit eins. Schreiben Sie -- der Folgen in der Zukunft30
wegen -- irgend einen falschen Namen auf den Rücken. Ich bedau-
ere nur Sie. -- Sie gar zu Guter! wie leicht machen Sie eine ge-
gebne Freude zu einer wiedergegebnen -- Wär' es nur überall so
leicht, froh zu machen und zu sein als bei Ihnen. -- Gestern war
unser Otto einmal bei mir und sehr vergnügt.35

32. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Magſt du dieſes Schriftchen, im anſtän-
digſten Tone geſchrieben, bis morgen durchleſen? Der preußiſcht
Generaladjutant Bursky — ganz mit Orden bedeckt, ſogar dem5
Annaorden — brachte mirs geſtern. — Müllers Geſchichte hat
Wagner nicht von dir, denn ſie iſt in der Kanzleibibliothek; ich auch
nicht mehr; vielleicht aber Krause.

33. An Emanuel.
10

Guten Morgen, Emanuel! Leider will das Schickſal, daß Sie
auf keine Art zweimal da ſein ſollen, da es bei andern Leuten, wo
einmal zu viel iſt, gar nicht aufhört. Sogar die Kinder ergriff die
Unähnlichkeit. Max: der Mund iſt gar nicht da. — Caroline: alles
Liebende fehlt — und ich: alles Kräftige. — Mich und Sie nahm15
er ſehr bei der Naſe, doch Sie am meiſten. — Die Saale wird vor
dem 1. März flüßig; aber kann das Schrön wiſſen? Gibt es ſo
viele Wetterpropheten? In ganz Hof nur einen, als ich da war. —
Und dieſes Abderitendekret müſſen Sie doch bezahlen? — Ein preu-
ßiſcher Generaladjutant v. Bursky — mit Orden, eiſernen und edel-20
ſteinernen beſetzt — gab mir ein treffliches Werkchen: Preußens
Recht gegen den ſächſiſchen Hof, vom Staatsrath Niebuhr. Ich
kenne nichts Schöneres über Preußen. Es iſt nur 100 Seiten ſtark.
Leider iſts mit ihm abgereiſet.25

34. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel!

Das Zerrbild — — „wie der gemalte Saufbruder auf dem Markte
ſiehts aus“ ſagt die Magd. Das ganze Haushalten iſt über die
Ungleichheit eins. Schreiben Sie — der Folgen in der Zukunft30
wegen — irgend einen falſchen Namen auf den Rücken. Ich bedau-
ere nur Sie. — Sie gar zu Guter! wie leicht machen Sie eine ge-
gebne Freude zu einer wiedergegebnen — Wär’ es nur überall ſo
leicht, froh zu machen und zu ſein als bei Ihnen. — Geſtern war
unſer Otto einmal bei mir und ſehr vergnügt.35

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0018" n="13"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>32. An <hi rendition="#g">Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 16. Febr. 1815]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, Alter! Mag&#x017F;t du die&#x017F;es Schriftchen, im an&#x017F;tän-<lb/>
dig&#x017F;ten Tone ge&#x017F;chrieben, bis morgen durchle&#x017F;en? Der preußi&#x017F;cht<lb/>
Generaladjutant <hi rendition="#aq">Bursky</hi> &#x2014; ganz mit Orden bedeckt, &#x017F;ogar dem<lb n="5"/>
Annaorden &#x2014; brachte mirs ge&#x017F;tern. &#x2014; <hi rendition="#aq">Müllers</hi> Ge&#x017F;chichte hat<lb/><hi rendition="#aq">Wagner</hi> nicht von dir, denn &#x017F;ie i&#x017F;t in der Kanzleibibliothek; ich auch<lb/>
nicht mehr; vielleicht aber <hi rendition="#aq">Krause.</hi></p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>33. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 18. Febr. 1815]</hi> </dateline>
        <lb n="10"/>
        <p>Guten Morgen, Emanuel! Leider will das Schick&#x017F;al, daß Sie<lb/>
auf keine Art zweimal da &#x017F;ein &#x017F;ollen, da es bei andern Leuten, wo<lb/>
einmal zu viel i&#x017F;t, gar nicht aufhört. Sogar die Kinder ergriff die<lb/>
Unähnlichkeit. <hi rendition="#aq">Max:</hi> der Mund i&#x017F;t gar nicht da. &#x2014; <hi rendition="#aq">Caroline:</hi> alles<lb/>
Liebende fehlt &#x2014; und ich: alles Kräftige. &#x2014; Mich und Sie nahm<lb n="15"/>
er &#x017F;ehr bei der <hi rendition="#g">Na&#x017F;e,</hi> doch Sie am mei&#x017F;ten. &#x2014; Die Saale wird vor<lb/>
dem 1. März flüßig; aber kann das <hi rendition="#aq">Schrön</hi> wi&#x017F;&#x017F;en? Gibt es &#x017F;o<lb/>
viele Wetterpropheten? In ganz <hi rendition="#aq">Hof</hi> nur einen, als ich da war. &#x2014;<lb/>
Und die&#x017F;es Abderitendekret mü&#x017F;&#x017F;en Sie doch bezahlen? &#x2014; Ein preu-<lb/>
ßi&#x017F;cher Generaladjutant <hi rendition="#aq">v. Bursky</hi> &#x2014; mit Orden, ei&#x017F;ernen und edel-<lb n="20"/>
&#x017F;teinernen be&#x017F;etzt &#x2014; gab mir ein treffliches Werkchen: Preußens<lb/>
Recht gegen den &#x017F;äch&#x017F;i&#x017F;chen Hof, vom Staatsrath <hi rendition="#aq">Niebuhr.</hi> Ich<lb/>
kenne nichts Schöneres über Preußen. Es i&#x017F;t nur 100 Seiten &#x017F;tark.<lb/>
Leider i&#x017F;ts mit ihm abgerei&#x017F;et.<lb n="25"/>
</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>34. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 24. Febr. 1815]</hi> </dateline><lb/>
        <salute>Guten Morgen, mein <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi></salute><lb/>
        <p>Das Zerrbild &#x2014; &#x2014; &#x201E;wie der gemalte Saufbruder auf dem Markte<lb/>
&#x017F;iehts aus&#x201C; &#x017F;agt die Magd. Das ganze Haushalten i&#x017F;t über die<lb/>
Ungleichheit eins. Schreiben Sie &#x2014; der Folgen in der Zukunft<lb n="30"/>
wegen &#x2014; irgend einen fal&#x017F;chen Namen auf den Rücken. Ich bedau-<lb/>
ere nur Sie. &#x2014; Sie gar zu Guter! wie leicht machen Sie eine ge-<lb/>
gebne Freude zu einer wiedergegebnen &#x2014; Wär&#x2019; es nur überall &#x017F;o<lb/>
leicht, froh zu machen und zu &#x017F;ein als bei Ihnen. &#x2014; Ge&#x017F;tern war<lb/>
un&#x017F;er <hi rendition="#aq">Otto</hi> einmal bei mir und &#x017F;ehr vergnügt.<lb n="35"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0018] 32. An Otto. [Bayreuth, 16. Febr. 1815] Guten Morgen, Alter! Magſt du dieſes Schriftchen, im anſtän- digſten Tone geſchrieben, bis morgen durchleſen? Der preußiſcht Generaladjutant Bursky — ganz mit Orden bedeckt, ſogar dem 5 Annaorden — brachte mirs geſtern. — Müllers Geſchichte hat Wagner nicht von dir, denn ſie iſt in der Kanzleibibliothek; ich auch nicht mehr; vielleicht aber Krause. 33. An Emanuel. [Bayreuth, 18. Febr. 1815] 10 Guten Morgen, Emanuel! Leider will das Schickſal, daß Sie auf keine Art zweimal da ſein ſollen, da es bei andern Leuten, wo einmal zu viel iſt, gar nicht aufhört. Sogar die Kinder ergriff die Unähnlichkeit. Max: der Mund iſt gar nicht da. — Caroline: alles Liebende fehlt — und ich: alles Kräftige. — Mich und Sie nahm 15 er ſehr bei der Naſe, doch Sie am meiſten. — Die Saale wird vor dem 1. März flüßig; aber kann das Schrön wiſſen? Gibt es ſo viele Wetterpropheten? In ganz Hof nur einen, als ich da war. — Und dieſes Abderitendekret müſſen Sie doch bezahlen? — Ein preu- ßiſcher Generaladjutant v. Bursky — mit Orden, eiſernen und edel- 20 ſteinernen beſetzt — gab mir ein treffliches Werkchen: Preußens Recht gegen den ſächſiſchen Hof, vom Staatsrath Niebuhr. Ich kenne nichts Schöneres über Preußen. Es iſt nur 100 Seiten ſtark. Leider iſts mit ihm abgereiſet. 25 34. An Emanuel. [Bayreuth, 24. Febr. 1815] Guten Morgen, mein Emanuel! Das Zerrbild — — „wie der gemalte Saufbruder auf dem Markte ſiehts aus“ ſagt die Magd. Das ganze Haushalten iſt über die Ungleichheit eins. Schreiben Sie — der Folgen in der Zukunft 30 wegen — irgend einen falſchen Namen auf den Rücken. Ich bedau- ere nur Sie. — Sie gar zu Guter! wie leicht machen Sie eine ge- gebne Freude zu einer wiedergegebnen — Wär’ es nur überall ſo leicht, froh zu machen und zu ſein als bei Ihnen. — Geſtern war unſer Otto einmal bei mir und ſehr vergnügt. 35

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/18
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/18>, abgerufen am 21.11.2024.