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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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Gerade kommt dein Brief, der mich wieder erheitert und doch
erzürnt. Denn ich muß zürnen, wenn ich eine beschworne Behaup-
tung wiederholen soll, daß meinem Herzen Sophie nicht mehr ist
als jede gute weibliche Seele, die ich als Autor kenne; sogar schönere5
und wärmere Freundinnen fand ich in Frankfurt. Hier haben wir
beide nicht einmal den kleinsten Briefwechsel gehabt; kein Blättchen
schrieb sie an mich. Die alte Paulus zürnt auf die Voßischen*), weil
ich bei diesen öfter war als bei ihr. Überhaupt kümmern S. und ich
dieses mal uns zehn mal weniger um einander. -- Gern nähm ich den10
Einspänner; aber ich wende doch lieber mehr Geld auf, um 4 Tage
früher bei dir zu sein. Eine Woche lang könnt' ich hier nicht mehr
aushalten. Habe Dank für deine himmlische Liebe, der nichts fehlt
als das eben so himmlische Vertrauen.

Auch Emma habe Dank. -- Verrücke nur meine Papiere und15
Bücher nicht. Das Repositorium werde ja am alten Orte einbe-
festigt.

435. An Cotta.
20

Hier, höchstgeschätzter Herr Hofrath, send' ich Ihnen einen zu
kurzen Aufsatz für den Damenkalender und einen zu langen für das
Morgenblatt, welchem Sie indeß durch die Menge der Abbre-
chungen unschädlicher den Schein der Länge benehmen können als
einem kleinen Romane. Sogar der alte Voß ist sehr für den Aufsatz.
Dem jungen (Heinrich V.) bitt' ich Sie von den beiden Freiexem-25
plaren, die Sie mir gewöhnlich senden, das eine zuzufertigen.

Blos Wangenheim hab' ich in Frankfurt gesucht; und blos durch
ihn (und den Buchhändler Wenner) hab' ich ein Frankfurt ge-
funden, und zwar dritthalb Wochen lang. Mit Freuden fand ich
das vorige vestalische Jugendfeuer auf seinem Altare wieder, das30
er frei in die Höhe brennen läßt, unbekümmert welche diplomatische
Perücken oder Ordenbänder er damit versenge oder wohin der Wind

*) so kam gestern zu unserm T@ee bei Voß nur der Vater, die eingeladenen
Weiber aber entschuldigten sich auf die nichtigste Weise bei jenem.

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Gerade kommt dein Brief, der mich wieder erheitert und doch
erzürnt. Denn ich muß zürnen, wenn ich eine beſchworne Behaup-
tung wiederholen ſoll, daß meinem Herzen Sophie nicht mehr iſt
als jede gute weibliche Seele, die ich als Autor kenne; ſogar ſchönere5
und wärmere Freundinnen fand ich in Frankfurt. Hier haben wir
beide nicht einmal den kleinſten Briefwechſel gehabt; kein Blättchen
ſchrieb ſie an mich. Die alte Paulus zürnt auf die Voßischen*), weil
ich bei dieſen öfter war als bei ihr. Überhaupt kümmern S. und ich
dieſes mal uns zehn mal weniger um einander. — Gern nähm ich den10
Einſpänner; aber ich wende doch lieber mehr Geld auf, um 4 Tage
früher bei dir zu ſein. Eine Woche lang könnt’ ich hier nicht mehr
aushalten. Habe Dank für deine himmliſche Liebe, der nichts fehlt
als das eben ſo himmliſche Vertrauen.

Auch Emma habe Dank. — Verrücke nur meine Papiere und15
Bücher nicht. Das Repoſitorium werde ja am alten Orte einbe-
feſtigt.

435. An Cotta.
20

Hier, höchſtgeſchätzter Herr Hofrath, ſend’ ich Ihnen einen zu
kurzen Aufſatz für den Damenkalender und einen zu langen für das
Morgenblatt, welchem Sie indeß durch die Menge der Abbre-
chungen unſchädlicher den Schein der Länge benehmen können als
einem kleinen Romane. Sogar der alte Voß iſt ſehr für den Aufſatz.
Dem jungen (Heinrich V.) bitt’ ich Sie von den beiden Freiexem-25
plaren, die Sie mir gewöhnlich ſenden, das eine zuzufertigen.

Blos Wangenheim hab’ ich in Frankfurt geſucht; und blos durch
ihn (und den Buchhändler Wenner) hab’ ich ein Frankfurt ge-
funden, und zwar dritthalb Wochen lang. Mit Freuden fand ich
das vorige veſtaliſche Jugendfeuer auf ſeinem Altare wieder, das30
er frei in die Höhe brennen läßt, unbekümmert welche diplomatiſche
Perücken oder Ordenbänder er damit verſenge oder wohin der Wind

*) ſo kam geſtern zu unſerm T@ée bei Voß nur der Vater, die eingeladenen
Weiber aber entſchuldigten ſich auf die nichtigſte Weiſe bei jenem.
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[215/0222] N S Gerade kommt dein Brief, der mich wieder erheitert und doch erzürnt. Denn ich muß zürnen, wenn ich eine beſchworne Behaup- tung wiederholen ſoll, daß meinem Herzen Sophie nicht mehr iſt als jede gute weibliche Seele, die ich als Autor kenne; ſogar ſchönere 5 und wärmere Freundinnen fand ich in Frankfurt. Hier haben wir beide nicht einmal den kleinſten Briefwechſel gehabt; kein Blättchen ſchrieb ſie an mich. Die alte Paulus zürnt auf die Voßischen *), weil ich bei dieſen öfter war als bei ihr. Überhaupt kümmern S. und ich dieſes mal uns zehn mal weniger um einander. — Gern nähm ich den 10 Einſpänner; aber ich wende doch lieber mehr Geld auf, um 4 Tage früher bei dir zu ſein. Eine Woche lang könnt’ ich hier nicht mehr aushalten. Habe Dank für deine himmliſche Liebe, der nichts fehlt als das eben ſo himmliſche Vertrauen. Auch Emma habe Dank. — Verrücke nur meine Papiere und 15 Bücher nicht. Das Repoſitorium werde ja am alten Orte einbe- feſtigt. 435. An Cotta. Heidelberg d. 29ten Juny 1818 20 Hier, höchſtgeſchätzter Herr Hofrath, ſend’ ich Ihnen einen zu kurzen Aufſatz für den Damenkalender und einen zu langen für das Morgenblatt, welchem Sie indeß durch die Menge der Abbre- chungen unſchädlicher den Schein der Länge benehmen können als einem kleinen Romane. Sogar der alte Voß iſt ſehr für den Aufſatz. Dem jungen (Heinrich V.) bitt’ ich Sie von den beiden Freiexem- 25 plaren, die Sie mir gewöhnlich ſenden, das eine zuzufertigen. Blos Wangenheim hab’ ich in Frankfurt geſucht; und blos durch ihn (und den Buchhändler Wenner) hab’ ich ein Frankfurt ge- funden, und zwar dritthalb Wochen lang. Mit Freuden fand ich das vorige veſtaliſche Jugendfeuer auf ſeinem Altare wieder, das 30 er frei in die Höhe brennen läßt, unbekümmert welche diplomatiſche Perücken oder Ordenbänder er damit verſenge oder wohin der Wind *) ſo kam geſtern zu unſerm T@ée bei Voß nur der Vater, die eingeladenen Weiber aber entſchuldigten ſich auf die nichtigſte Weiſe bei jenem.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/222>, abgerufen am 21.11.2024.