Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.N S Gerade kommt dein Brief, der mich wieder erheitert und doch Auch Emma habe Dank. -- Verrücke nur meine Papiere und15 435. An Cotta. Heidelberg d. 29ten Juny 181820Hier, höchstgeschätzter Herr Hofrath, send' ich Ihnen einen zu Blos Wangenheim hab' ich in Frankfurt gesucht; und blos durch *) so kam gestern zu unserm T@ee bei Voß nur der Vater, die eingeladenen
Weiber aber entschuldigten sich auf die nichtigste Weise bei jenem. N S Gerade kommt dein Brief, der mich wieder erheitert und doch Auch Emma habe Dank. — Verrücke nur meine Papiere und15 435. An Cotta. Heidelberg d. 29ten Juny 181820Hier, höchſtgeſchätzter Herr Hofrath, ſend’ ich Ihnen einen zu Blos Wangenheim hab’ ich in Frankfurt geſucht; und blos durch *) ſo kam geſtern zu unſerm T@ée bei Voß nur der Vater, die eingeladenen
Weiber aber entſchuldigten ſich auf die nichtigſte Weiſe bei jenem. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0222" n="215"/> <postscript> <p> <hi rendition="#et">N S</hi> </p><lb/> <p>Gerade kommt dein Brief, der mich wieder erheitert und doch<lb/> erzürnt. Denn ich muß zürnen, wenn ich eine beſchworne Behaup-<lb/> tung wiederholen ſoll, daß meinem Herzen Sophie nicht <hi rendition="#g">mehr</hi> iſt<lb/> als jede gute weibliche Seele, die ich als Autor kenne; ſogar ſchönere<lb n="5"/> und wärmere Freundinnen fand ich in <hi rendition="#aq">Frankfurt</hi>. Hier haben wir<lb/> beide nicht einmal den <hi rendition="#g">kleinſten</hi> Briefwechſel gehabt; kein Blättchen<lb/> ſchrieb ſie an mich. Die alte <hi rendition="#aq">Paulus</hi> zürnt auf die <hi rendition="#aq">Voßischen</hi><note place="foot" n="*)">ſo kam geſtern zu unſerm <hi rendition="#aq">T@ée</hi> bei <hi rendition="#aq">Voß</hi> nur der Vater, die eingeladenen<lb/> Weiber aber entſchuldigten ſich auf die nichtigſte Weiſe bei jenem.</note>, weil<lb/> ich bei dieſen öfter war als bei ihr. Überhaupt kümmern <hi rendition="#aq">S.</hi> und ich<lb/> dieſes mal uns zehn mal weniger um einander. — Gern nähm ich den<lb n="10"/> Einſpänner; aber ich wende doch lieber mehr Geld auf, um 4 Tage<lb/> früher bei dir zu ſein. Eine Woche lang könnt’ ich hier nicht mehr<lb/> aushalten. Habe Dank für deine himmliſche Liebe, der nichts fehlt<lb/> als das eben ſo himmliſche Vertrauen.</p><lb/> <p>Auch <hi rendition="#aq">Emma</hi> habe Dank. — Verrücke nur meine Papiere und<lb n="15"/> Bücher nicht. Das Repoſitorium werde ja am alten Orte einbe-<lb/> feſtigt.</p> </postscript> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>435. An <hi rendition="#g">Cotta.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Heidelberg</hi> d. 29<hi rendition="#sup">ten</hi> Juny 1818</hi> </dateline> <lb n="20"/> <p>Hier, höchſtgeſchätzter Herr Hofrath, ſend’ ich Ihnen einen zu<lb/> kurzen Aufſatz für den Damenkalender und einen zu langen für das<lb/> Morgenblatt, welchem Sie indeß durch die Menge der Abbre-<lb/> chungen unſchädlicher den Schein der Länge benehmen können als<lb/> einem kleinen Romane. Sogar der alte <hi rendition="#aq">Voß</hi> iſt ſehr für den Aufſatz.<lb/> Dem jungen (<hi rendition="#aq">Heinrich V.</hi>) bitt’ ich Sie von den beiden Freiexem-<lb n="25"/> plaren, die Sie mir gewöhnlich ſenden, das eine zuzufertigen.</p><lb/> <p>Blos <hi rendition="#aq">Wangenheim</hi> hab’ ich in <hi rendition="#aq">Frankfurt</hi> geſucht; und blos durch<lb/> ihn (und den Buchhändler <hi rendition="#aq">Wenner</hi>) hab’ ich ein <hi rendition="#aq">Frankfurt</hi> ge-<lb/> funden, und zwar dritthalb Wochen lang. Mit Freuden fand ich<lb/> das vorige veſtaliſche Jugendfeuer auf ſeinem Altare wieder, das<lb n="30"/> er frei in die Höhe brennen läßt, unbekümmert welche diplomatiſche<lb/> Perücken oder Ordenbänder er damit verſenge oder wohin der Wind<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [215/0222]
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Gerade kommt dein Brief, der mich wieder erheitert und doch
erzürnt. Denn ich muß zürnen, wenn ich eine beſchworne Behaup-
tung wiederholen ſoll, daß meinem Herzen Sophie nicht mehr iſt
als jede gute weibliche Seele, die ich als Autor kenne; ſogar ſchönere 5
und wärmere Freundinnen fand ich in Frankfurt. Hier haben wir
beide nicht einmal den kleinſten Briefwechſel gehabt; kein Blättchen
ſchrieb ſie an mich. Die alte Paulus zürnt auf die Voßischen *), weil
ich bei dieſen öfter war als bei ihr. Überhaupt kümmern S. und ich
dieſes mal uns zehn mal weniger um einander. — Gern nähm ich den 10
Einſpänner; aber ich wende doch lieber mehr Geld auf, um 4 Tage
früher bei dir zu ſein. Eine Woche lang könnt’ ich hier nicht mehr
aushalten. Habe Dank für deine himmliſche Liebe, der nichts fehlt
als das eben ſo himmliſche Vertrauen.
Auch Emma habe Dank. — Verrücke nur meine Papiere und 15
Bücher nicht. Das Repoſitorium werde ja am alten Orte einbe-
feſtigt.
435. An Cotta.
Heidelberg d. 29ten Juny 1818 20
Hier, höchſtgeſchätzter Herr Hofrath, ſend’ ich Ihnen einen zu
kurzen Aufſatz für den Damenkalender und einen zu langen für das
Morgenblatt, welchem Sie indeß durch die Menge der Abbre-
chungen unſchädlicher den Schein der Länge benehmen können als
einem kleinen Romane. Sogar der alte Voß iſt ſehr für den Aufſatz.
Dem jungen (Heinrich V.) bitt’ ich Sie von den beiden Freiexem- 25
plaren, die Sie mir gewöhnlich ſenden, das eine zuzufertigen.
Blos Wangenheim hab’ ich in Frankfurt geſucht; und blos durch
ihn (und den Buchhändler Wenner) hab’ ich ein Frankfurt ge-
funden, und zwar dritthalb Wochen lang. Mit Freuden fand ich
das vorige veſtaliſche Jugendfeuer auf ſeinem Altare wieder, das 30
er frei in die Höhe brennen läßt, unbekümmert welche diplomatiſche
Perücken oder Ordenbänder er damit verſenge oder wohin der Wind
*) ſo kam geſtern zu unſerm T@ée bei Voß nur der Vater, die eingeladenen
Weiber aber entſchuldigten ſich auf die nichtigſte Weiſe bei jenem.
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(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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