aus allen seinen Kompaßecken das [?] Seelenkontingent liefert. -- Freunden-Kreise, der kein diplomatisches Vieleck war. ... Möge der Himmel Ihrer jugendlichen Sonnenwärme immer die besten Pflanzen und Früchte zuführen, damit sie an ihr wachsen und reifen! Aber was auch um Sie kalt werde, in Ihnen wird es nie kalt; und5 mehr braucht die rechte Seele nicht zum Glück.
441. An Heinrich Voß in Heidelberg.
Baireut d. 14. Jul. 1818
Mein immer mehr geliebter Heinrich, denn daran sind deine Briefe und Thaten schuld!10
Glücklich bin ich angekommen und noch glücklicher geworden unter den Meinigen. Im nächsten Briefe will ich mir Zeit nehmen und dir ein ernstes warmes Wort über oder für Ehe, Frau und Kinder sagen, wiewol die nächste Nachbarschaft deines Herzens dir täglich dasselbe Wort durch Thaten predigt. -- Laße mich zuerst die Ge-15 schäfte abthun. Daß mir um des Himmels und der Leser Willen ja nicht der Setzer die Druckfehler, die er so gut und reichlich gegeben, zum zweiten male wieder zu setzen und anzuzeigen vergesse! Ich bitte dich, Heinrich. -- Ferner lasse dir vom Engelmann selber buch- händlerisch sagen bis auf den Viertelbogen, wie stark der 3te und20 der 4te Theil ausgefallen, damit ich es eben so buchhändlerisch an meinen Verleger schreiben kann, der ohne seine Schuld mir noch über die Hälfte des Ehrensolds schuldet. -- Betreibe endlich die schnelle Absendung der Freiexemplare. -- Und dann bist du, wenn du noch das Geld für den englischen Einband des Siebenkäses der guten25 Koch ausgelegt, aus deinem Siebenkäsischen Fegefeuer heraus und du gehest dann geradezu in den Siebenkäsischen Himmel, indem du nämlich das Werk selber von vornen herein ordentlich liesest; -- was ich stark fodere, weil du für deine übergroße Korrektor-Liebe gegen mich wenigstens wenn nicht einen Grund, doch einen Lohn30 finden sollst. -- --
Weiter wüßt' ich nichts, was ich dir von Plagen und Handlungen noch anzusinnen hätte.
Aber wegzulassen bekommst du einige, nämlich deine für deine Zeit zu lange Schreiberei über Schlegel und Sophie Paulus. Du35
aus allen ſeinen Kompaßecken das [?] Seelenkontingent liefert. — Freunden-Kreiſe, der kein diplomatiſches Vieleck war. ... Möge der Himmel Ihrer jugendlichen Sonnenwärme immer die beſten Pflanzen und Früchte zuführen, damit ſie an ihr wachſen und reifen! Aber was auch um Sie kalt werde, in Ihnen wird es nie kalt; und5 mehr braucht die rechte Seele nicht zum Glück.
441. An Heinrich Voß in Heidelberg.
Baireut d. 14. Jul. 1818
Mein immer mehr geliebter Heinrich, denn daran ſind deine Briefe und Thaten ſchuld!10
Glücklich bin ich angekommen und noch glücklicher geworden unter den Meinigen. Im nächſten Briefe will ich mir Zeit nehmen und dir ein ernſtes warmes Wort über oder für Ehe, Frau und Kinder ſagen, wiewol die nächſte Nachbarſchaft deines Herzens dir täglich daſſelbe Wort durch Thaten predigt. — Laße mich zuerſt die Ge-15 ſchäfte abthun. Daß mir um des Himmels und der Leſer Willen ja nicht der Setzer die Druckfehler, die er ſo gut und reichlich gegeben, zum zweiten male wieder zu ſetzen und anzuzeigen vergeſſe! Ich bitte dich, Heinrich. — Ferner laſſe dir vom Engelmann ſelber buch- händleriſch ſagen bis auf den Viertelbogen, wie ſtark der 3te und20 der 4te Theil ausgefallen, damit ich es eben ſo buchhändleriſch an meinen Verleger ſchreiben kann, der ohne ſeine Schuld mir noch über die Hälfte des Ehrenſolds ſchuldet. — Betreibe endlich die ſchnelle Abſendung der Freiexemplare. — Und dann biſt du, wenn du noch das Geld für den engliſchen Einband des Siebenkäſes der guten25 Koch ausgelegt, aus deinem Siebenkäſiſchen Fegefeuer heraus und du geheſt dann geradezu in den Siebenkäſiſchen Himmel, indem du nämlich das Werk ſelber von vornen herein ordentlich lieſeſt; — was ich ſtark fodere, weil du für deine übergroße Korrektor-Liebe gegen mich wenigſtens wenn nicht einen Grund, doch einen Lohn30 finden ſollſt. — —
Weiter wüßt’ ich nichts, was ich dir von Plagen und Handlungen noch anzuſinnen hätte.
Aber wegzulaſſen bekommſt du einige, nämlich deine für deine Zeit zu lange Schreiberei über Schlegel und Sophie Paulus. Du35
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[218/0225]
aus allen ſeinen Kompaßecken das [?] Seelenkontingent liefert. —
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der Himmel Ihrer jugendlichen Sonnenwärme immer die beſten
Pflanzen und Früchte zuführen, damit ſie an ihr wachſen und reifen!
Aber was auch um Sie kalt werde, in Ihnen wird es nie kalt; und 5
mehr braucht die rechte Seele nicht zum Glück.
441. An Heinrich Voß in Heidelberg.
Baireut d. 14. Jul. 1818
Mein immer mehr geliebter Heinrich, denn daran ſind deine Briefe
und Thaten ſchuld! 10
Glücklich bin ich angekommen und noch glücklicher geworden unter
den Meinigen. Im nächſten Briefe will ich mir Zeit nehmen und
dir ein ernſtes warmes Wort über oder für Ehe, Frau und Kinder
ſagen, wiewol die nächſte Nachbarſchaft deines Herzens dir täglich
daſſelbe Wort durch Thaten predigt. — Laße mich zuerſt die Ge- 15
ſchäfte abthun. Daß mir um des Himmels und der Leſer Willen
ja nicht der Setzer die Druckfehler, die er ſo gut und reichlich gegeben,
zum zweiten male wieder zu ſetzen und anzuzeigen vergeſſe! Ich bitte
dich, Heinrich. — Ferner laſſe dir vom Engelmann ſelber buch-
händleriſch ſagen bis auf den Viertelbogen, wie ſtark der 3te und 20
der 4te Theil ausgefallen, damit ich es eben ſo buchhändleriſch an
meinen Verleger ſchreiben kann, der ohne ſeine Schuld mir noch
über die Hälfte des Ehrenſolds ſchuldet. — Betreibe endlich die
ſchnelle Abſendung der Freiexemplare. — Und dann biſt du, wenn du
noch das Geld für den engliſchen Einband des Siebenkäſes der guten 25
Koch ausgelegt, aus deinem Siebenkäſiſchen Fegefeuer heraus und
du geheſt dann geradezu in den Siebenkäſiſchen Himmel, indem du
nämlich das Werk ſelber von vornen herein ordentlich lieſeſt; —
was ich ſtark fodere, weil du für deine übergroße Korrektor-Liebe
gegen mich wenigſtens wenn nicht einen Grund, doch einen Lohn 30
finden ſollſt. — —
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/225>, abgerufen am 16.07.2024.
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