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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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wollen. -- S. 557 Alle Vogelsteller haben Lockvögel bei Leimruthen;
und mehre werden in ihren Antikritiken lachen und sagen, du hättest
es bei ihnen näher haben können als bei Shakespeare. -- S. 374
brauchen und gebrauchen sind so verschieden (ausgenommen im
Perfekt) wie egere und uti. -- Das anglisierende Nachsetzen des5
regierten Worts störte mich oft sehr (z. B. S. 373), im Versmaße
weniger, weil dieses die größere Wichtigkeit, die man dadurch auf
etwas legt, erlaubt. -- Aus so kleinen Nachfoderungen kannst du
ersehen, welche große Vorfoderungen ihr beide erfüllt habt, wenig-
stens für mich.10

Ich gehe nun leicht auf den ältern Übersetzer über, der statt des
jüngsten geheirathet worden von Saulinen. Der Vermählring beider
ist Glanzsucht; er in seinem Alter will mit einem schönen Klavier-
Mädchen, sie mit einem durch Europa als Staelischer Kebsmann
berühmten Ehemännlein prunken. Hätte sie viel warmes Gemüth,15
so würde seine Armuth daran sie sehr bestrafen. So aber können sie
vielleicht eine leidliche Ehe voll paralleler Lobjagden führen. Welch'
eine warme, ja noch wärmere, Freundschaft wäre ihr von mir in
die Ehe mit einem rechten, heissen, edeln Jüngling nachgefolgt! --
Indeß meine Bücher bringt er ihr -- wider deine Meinung -- nicht20
aus Kopf und Herz zugleich. Vernimm doch ihr jetziges Urtheilen
darüber. Auch ist ja er nicht einmal mein ganzer Gegner. Höchstens
wird er ihr Überloben auf das Ebenmaß herunterstimmen. -- Die
Zeitungen stellen ihn in Berlin an; ists wahr oder Verwechslung
mit Hegel? -- Ihr Betragen gegen mich ist, falls sie ihn schon25
damals gewollt und sie die Reiherin dieses größern Falken geworden
war, in Rücksicht auf mein ironisches gegen ihn und sie wirklich gut
und würdig gewesen. -- Gerade jetzo schreibe mir von ihr als einem
psychologischen Anagramm, so wie von ihm, und ärgere dich nur
nicht übermäßig, sondern mäßig.30


Eh' ich nach Mainz ging, schrieb ich: es bleibt schön Wetter bis
Mitte Augusts; dann Regen; dann vom 1 bis letzten Sept. schön
Wetter. -- Eine Betrügerei durch Auth wäre die schwierigste und
zweckloseste, da ja Schelver besser selber verschriebe und dann gewiß35
anstößige Ingredienz[i]en weglassen würde; -- eine von ihm wäre

wollen. — S. 557 Alle Vogelſteller haben Lockvögel bei Leimruthen;
und mehre werden in ihren Antikritiken lachen und ſagen, du hätteſt
es bei ihnen näher haben können als bei Shakeſpeare. — S. 374
brauchen und gebrauchen ſind ſo verſchieden (ausgenommen im
Perfekt) wie egere und uti. — Das angliſierende Nachſetzen des5
regierten Worts ſtörte mich oft ſehr (z. B. S. 373), im Versmaße
weniger, weil dieſes die größere Wichtigkeit, die man dadurch auf
etwas legt, erlaubt. — Aus ſo kleinen Nachfoderungen kannſt du
erſehen, welche große Vorfoderungen ihr beide erfüllt habt, wenig-
ſtens für mich.10

Ich gehe nun leicht auf den ältern Überſetzer über, der ſtatt des
jüngſten geheirathet worden von Saulinen. Der Vermählring beider
iſt Glanzſucht; er in ſeinem Alter will mit einem ſchönen Klavier-
Mädchen, ſie mit einem durch Europa als Staelischer Kebsmann
berühmten Ehemännlein prunken. Hätte ſie viel warmes Gemüth,15
ſo würde ſeine Armuth daran ſie ſehr beſtrafen. So aber können ſie
vielleicht eine leidliche Ehe voll paralleler Lobjagden führen. Welch’
eine warme, ja noch wärmere, Freundſchaft wäre ihr von mir in
die Ehe mit einem rechten, heiſſen, edeln Jüngling nachgefolgt! —
Indeß meine Bücher bringt er ihr — wider deine Meinung — nicht20
aus Kopf und Herz zugleich. Vernimm doch ihr jetziges Urtheilen
darüber. Auch iſt ja er nicht einmal mein ganzer Gegner. Höchſtens
wird er ihr Überloben auf das Ebenmaß herunterſtimmen. — Die
Zeitungen ſtellen ihn in Berlin an; iſts wahr oder Verwechslung
mit Hegel? — Ihr Betragen gegen mich iſt, falls ſie ihn ſchon25
damals gewollt und ſie die Reiherin dieſes größern Falken geworden
war, in Rückſicht auf mein ironiſches gegen ihn und ſie wirklich gut
und würdig geweſen. — Gerade jetzo ſchreibe mir von ihr als einem
pſychologiſchen Anagramm, ſo wie von ihm, und ärgere dich nur
nicht übermäßig, ſondern mäßig.30


Eh’ ich nach Mainz ging, ſchrieb ich: es bleibt ſchön Wetter bis
Mitte Auguſts; dann Regen; dann vom 1 bis letzten Sept. ſchön
Wetter. — Eine Betrügerei durch Auth wäre die ſchwierigſte und
zweckloſeſte, da ja Schelver beſſer ſelber verſchriebe und dann gewiß35
anſtößige Ingredienz[i]en weglaſſen würde; — eine von ihm wäre

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[228/0235] wollen. — S. 557 Alle Vogelſteller haben Lockvögel bei Leimruthen; und mehre werden in ihren Antikritiken lachen und ſagen, du hätteſt es bei ihnen näher haben können als bei Shakeſpeare. — S. 374 brauchen und gebrauchen ſind ſo verſchieden (ausgenommen im Perfekt) wie egere und uti. — Das angliſierende Nachſetzen des 5 regierten Worts ſtörte mich oft ſehr (z. B. S. 373), im Versmaße weniger, weil dieſes die größere Wichtigkeit, die man dadurch auf etwas legt, erlaubt. — Aus ſo kleinen Nachfoderungen kannſt du erſehen, welche große Vorfoderungen ihr beide erfüllt habt, wenig- ſtens für mich. 10 Ich gehe nun leicht auf den ältern Überſetzer über, der ſtatt des jüngſten geheirathet worden von Saulinen. Der Vermählring beider iſt Glanzſucht; er in ſeinem Alter will mit einem ſchönen Klavier- Mädchen, ſie mit einem durch Europa als Staelischer Kebsmann berühmten Ehemännlein prunken. Hätte ſie viel warmes Gemüth, 15 ſo würde ſeine Armuth daran ſie ſehr beſtrafen. So aber können ſie vielleicht eine leidliche Ehe voll paralleler Lobjagden führen. Welch’ eine warme, ja noch wärmere, Freundſchaft wäre ihr von mir in die Ehe mit einem rechten, heiſſen, edeln Jüngling nachgefolgt! — Indeß meine Bücher bringt er ihr — wider deine Meinung — nicht 20 aus Kopf und Herz zugleich. Vernimm doch ihr jetziges Urtheilen darüber. Auch iſt ja er nicht einmal mein ganzer Gegner. Höchſtens wird er ihr Überloben auf das Ebenmaß herunterſtimmen. — Die Zeitungen ſtellen ihn in Berlin an; iſts wahr oder Verwechslung mit Hegel? — Ihr Betragen gegen mich iſt, falls ſie ihn ſchon 25 damals gewollt und ſie die Reiherin dieſes größern Falken geworden war, in Rückſicht auf mein ironiſches gegen ihn und ſie wirklich gut und würdig geweſen. — Gerade jetzo ſchreibe mir von ihr als einem pſychologiſchen Anagramm, ſo wie von ihm, und ärgere dich nur nicht übermäßig, ſondern mäßig. 30 d. 1. Sept. Eh’ ich nach Mainz ging, ſchrieb ich: es bleibt ſchön Wetter bis Mitte Auguſts; dann Regen; dann vom 1 bis letzten Sept. ſchön Wetter. — Eine Betrügerei durch Auth wäre die ſchwierigſte und zweckloſeſte, da ja Schelver beſſer ſelber verſchriebe und dann gewiß 35 anſtößige Ingredienz[i]en weglaſſen würde; — eine von ihm wäre

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/235>, abgerufen am 21.11.2024.