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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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573. An Georg Reimer in Berlin.

Mein guter lieber Reimer! Ihr Blättchen an mich empfing ich
hier, wo ich seit einigen Wochen unter dem schönen Freudenregen
der Herzogin von Kurland wie so viele stehe. Anfangs künftiger5
Woche werd' ich zu Hause die Wechselsache besorgen. -- Dieser
Reisemüßig[g]ang verbunden mit dem Stuttgarter machen mir die
Vollendung der 2 Theile des komischen Romans wenn nicht un-
möglich, doch unbehaglich; denn das Erste bei einem Buche ist, daß
ich selber durch das Machen genieße. Mithin muß ich bitten oder10
fragen, ob es in der Michaelismesse 1820 mit zwei Theilen auf
einmal erscheinen kann; da ihre Trennung sonst ihr Tod wäre. Zur
Ostermesse geb' ich bei Cotta schon Gedrucktes nur vermehrt (den
Aufsatz über die Doppelwörter) und den 3ten Theil der Herbstblumine
heraus.15

Das Versiegeln Ihrer Papiere hat mich monatelang geschmerzt.
Leider drückt Preußen dieses Kleinsiegel eines Afteradlers statt des
großen Insiegels des vorigen Kriegadlers jetzo auf vieles Papier,
auf Douanenscheine und Preßreskripte. Es ist aber zu groß und
männlich gewachsen, um sich lange so zu widersprechen.20

-- Eben reis' ich ab. Über die Freiexemplare des Hesperus war
ausgemacht: 2 Freiexemplare auf Velinpapier, und 10 auf Schreib-
papier. Jene bekam ich und 5 Exemplare (mit Einschluß der Aus-
hangebogen) auf Druckpapier. Legen Sie denn den Papiersteuerrest
gütig der Michaelis-Absendung der Freiexemplare des 3 und 4ten25
Theiles bei.

Gott gebe Ihrem heiligen Zorne gegen die unheilige Polizei
Gedeihen! Recht innig liebt und achtet Sie

Jean Paul
*574. An Karoline Richter.30

Heute Mittag kam ich in Gesellschaft des Kammerrath Ludwigs,
der von hier gestern nach Löbichau gekommen, und bei dem ich
wohne, hier an. Alles mündlich. Unter den Männern nenn' ich
nur den Professor Messerschmidt, und einen preußischen Major35

573. An Georg Reimer in Berlin.

Mein guter lieber Reimer! Ihr Blättchen an mich empfing ich
hier, wo ich ſeit einigen Wochen unter dem ſchönen Freudenregen
der Herzogin von Kurland wie ſo viele ſtehe. Anfangs künftiger5
Woche werd’ ich zu Hauſe die Wechſelſache beſorgen. — Dieſer
Reiſemüßig[g]ang verbunden mit dem Stuttgarter machen mir die
Vollendung der 2 Theile des komiſchen Romans wenn nicht un-
möglich, doch unbehaglich; denn das Erſte bei einem Buche iſt, daß
ich ſelber durch das Machen genieße. Mithin muß ich bitten oder10
fragen, ob es in der Michaelismeſſe 1820 mit zwei Theilen auf
einmal erſcheinen kann; da ihre Trennung ſonſt ihr Tod wäre. Zur
Oſtermeſſe geb’ ich bei Cotta ſchon Gedrucktes nur vermehrt (den
Aufſatz über die Doppelwörter) und den 3ten Theil der Herbſtblumine
heraus.15

Das Verſiegeln Ihrer Papiere hat mich monatelang geſchmerzt.
Leider drückt Preußen dieſes Kleinſiegel eines Afteradlers ſtatt des
großen Inſiegels des vorigen Kriegadlers jetzo auf vieles Papier,
auf Douanenſcheine und Preßreſkripte. Es iſt aber zu groß und
männlich gewachſen, um ſich lange ſo zu widerſprechen.20

— Eben reiſ’ ich ab. Über die Freiexemplare des Hesperus war
ausgemacht: 2 Freiexemplare auf Velinpapier, und 10 auf Schreib-
papier. Jene bekam ich und 5 Exemplare (mit Einſchluß der Aus-
hangebogen) auf Druckpapier. Legen Sie denn den Papierſteuerreſt
gütig der Michaelis-Abſendung der Freiexemplare des 3 und 4ten25
Theiles bei.

Gott gebe Ihrem heiligen Zorne gegen die unheilige Polizei
Gedeihen! Recht innig liebt und achtet Sie

Jean Paul
*574. An Karoline Richter.30

Heute Mittag kam ich in Geſellſchaft des Kammerrath Ludwigs,
der von hier geſtern nach Löbichau gekommen, und bei dem ich
wohne, hier an. Alles mündlich. Unter den Männern nenn’ ich
nur den Profeſſor Messerschmidt, und einen preußiſchen Major35

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[301/0311] 573. An Georg Reimer in Berlin. Löbichau d. 17ten Sept. 1819 [Freitag] Mein guter lieber Reimer! Ihr Blättchen an mich empfing ich hier, wo ich ſeit einigen Wochen unter dem ſchönen Freudenregen der Herzogin von Kurland wie ſo viele ſtehe. Anfangs künftiger 5 Woche werd’ ich zu Hauſe die Wechſelſache beſorgen. — Dieſer Reiſemüßig[g]ang verbunden mit dem Stuttgarter machen mir die Vollendung der 2 Theile des komiſchen Romans wenn nicht un- möglich, doch unbehaglich; denn das Erſte bei einem Buche iſt, daß ich ſelber durch das Machen genieße. Mithin muß ich bitten oder 10 fragen, ob es in der Michaelismeſſe 1820 mit zwei Theilen auf einmal erſcheinen kann; da ihre Trennung ſonſt ihr Tod wäre. Zur Oſtermeſſe geb’ ich bei Cotta ſchon Gedrucktes nur vermehrt (den Aufſatz über die Doppelwörter) und den 3ten Theil der Herbſtblumine heraus. 15 Das Verſiegeln Ihrer Papiere hat mich monatelang geſchmerzt. Leider drückt Preußen dieſes Kleinſiegel eines Afteradlers ſtatt des großen Inſiegels des vorigen Kriegadlers jetzo auf vieles Papier, auf Douanenſcheine und Preßreſkripte. Es iſt aber zu groß und männlich gewachſen, um ſich lange ſo zu widerſprechen. 20 — Eben reiſ’ ich ab. Über die Freiexemplare des Hesperus war ausgemacht: 2 Freiexemplare auf Velinpapier, und 10 auf Schreib- papier. Jene bekam ich und 5 Exemplare (mit Einſchluß der Aus- hangebogen) auf Druckpapier. Legen Sie denn den Papierſteuerreſt gütig der Michaelis-Abſendung der Freiexemplare des 3 und 4ten 25 Theiles bei. Gott gebe Ihrem heiligen Zorne gegen die unheilige Polizei Gedeihen! Recht innig liebt und achtet Sie Jean Paul *574. An Karoline Richter. 30 Altenburg d. 17 Sept. [1819] Heute Mittag kam ich in Geſellſchaft des Kammerrath Ludwigs, der von hier geſtern nach Löbichau gekommen, und bei dem ich wohne, hier an. Alles mündlich. Unter den Männern nenn’ ich nur den Profeſſor Messerschmidt, und einen preußiſchen Major 35

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/311>, abgerufen am 23.11.2024.