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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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ja unter aufgerichteten Armen-Pforten durchziehen und selber wieder
solche Pforten machen. Ich gestehe dir gern, daß ich mit einigem
Vergnügen in mir den versteckten Tänzer ertappte. -- An keinem
Hofe kann ein so ungezwung[en]er, froher und doch anständiger Ton
herrschen als hier; nicht einmal in Stetten war es so schön. Meine5
Furcht vor übermäßiger Weiblichkeit war ganz unnütz. Doch hab'
ich mir auch kein Übermaß in Trinken und Sprech-Begeisterung
vorzurücken. Der Allgütige gebe nur, daß keine Wolke über euch
Geliebten aufgestiegen! Wie viel freudiger als das vorige mal werd'
ich dir an das treue Herz fallen! Gestern sprach ich in Tannefeld10
lange von der Berlepsch und Feuchtersleben und von dir zum
Vergleichen. -- Bomhards Tochter ist auch oft bei den abendlichen
Festen und ihre Eltern können sich über ihr Glück erfreuen. -- So
lebe denn wol, mein Herz. Euch Kinderlein grüß und küß ich herzlich.
Otto und Emanuel grüße sehr.15

R.

Hätt' ich doch bald von dir etwas!

572. An Karoline Richter.
20

Meine gute Karoline! Den 6ten (Montags) schrieb ich dir einen
8 seiten langen noch dazu rekommandierten Brief, daß du mir am
Freitage (den 10ten), spätestens am Sonnabend einen Wagen von
Strobel oder von Eisenhut mit den vorigen Kutschern senden
solltest. Noch jetzo um 11 Uhr ist keiner da. Ich quäle mich mit25
Vermuthungen ab. Vielleicht kommt er um 12; aber ich schicke
diesen Brief doch ab. Ich könnte um alles keine Woche mehr hier
verweilen, denn obgleich die Freuden zunehmen, so wächst doch meine
Sehnsucht nach dir und Kindern und Arbeiten noch mehr. Ich
schreibe nichts mehr; weil ich hoffe, dieser Brief kommt vielleicht30
an demselben Tage mit mir an. Lebe wol und empfange mich mit
alter Liebe wie ich dich.

Schicke mir also auf der Stelle einen Wagen, sobald keiner
abgegangen.

ja unter aufgerichteten Armen-Pforten durchziehen und ſelber wieder
ſolche Pforten machen. Ich geſtehe dir gern, daß ich mit einigem
Vergnügen in mir den verſteckten Tänzer ertappte. — An keinem
Hofe kann ein ſo ungezwung[en]er, froher und doch anſtändiger Ton
herrſchen als hier; nicht einmal in Stetten war es ſo ſchön. Meine5
Furcht vor übermäßiger Weiblichkeit war ganz unnütz. Doch hab’
ich mir auch kein Übermaß in Trinken und Sprech-Begeiſterung
vorzurücken. Der Allgütige gebe nur, daß keine Wolke über euch
Geliebten aufgeſtiegen! Wie viel freudiger als das vorige mal werd’
ich dir an das treue Herz fallen! Geſtern ſprach ich in Tannefeld10
lange von der Berlepsch und Feuchtersleben und von dir zum
Vergleichen. — Bomhards Tochter iſt auch oft bei den abendlichen
Feſten und ihre Eltern können ſich über ihr Glück erfreuen. — So
lebe denn wol, mein Herz. Euch Kinderlein grüß und küß ich herzlich.
Otto und Emanuel grüße ſehr.15

R.

Hätt’ ich doch bald von dir etwas!

572. An Karoline Richter.
20

Meine gute Karoline! Den 6ten (Montags) ſchrieb ich dir einen
8 ſeiten langen noch dazu rekommandierten Brief, daß du mir am
Freitage (den 10ten), ſpäteſtens am Sonnabend einen Wagen von
Strobel oder von Eiſenhut mit den vorigen Kutſchern ſenden
ſollteſt. Noch jetzo um 11 Uhr iſt keiner da. Ich quäle mich mit25
Vermuthungen ab. Vielleicht kommt er um 12; aber ich ſchicke
dieſen Brief doch ab. Ich könnte um alles keine Woche mehr hier
verweilen, denn obgleich die Freuden zunehmen, ſo wächſt doch meine
Sehnſucht nach dir und Kindern und Arbeiten noch mehr. Ich
ſchreibe nichts mehr; weil ich hoffe, dieſer Brief kommt vielleicht30
an demſelben Tage mit mir an. Lebe wol und empfange mich mit
alter Liebe wie ich dich.

Schicke mir alſo auf der Stelle einen Wagen, ſobald keiner
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[300/0310] ja unter aufgerichteten Armen-Pforten durchziehen und ſelber wieder ſolche Pforten machen. Ich geſtehe dir gern, daß ich mit einigem Vergnügen in mir den verſteckten Tänzer ertappte. — An keinem Hofe kann ein ſo ungezwung[en]er, froher und doch anſtändiger Ton herrſchen als hier; nicht einmal in Stetten war es ſo ſchön. Meine 5 Furcht vor übermäßiger Weiblichkeit war ganz unnütz. Doch hab’ ich mir auch kein Übermaß in Trinken und Sprech-Begeiſterung vorzurücken. Der Allgütige gebe nur, daß keine Wolke über euch Geliebten aufgeſtiegen! Wie viel freudiger als das vorige mal werd’ ich dir an das treue Herz fallen! Geſtern ſprach ich in Tannefeld 10 lange von der Berlepsch und Feuchtersleben und von dir zum Vergleichen. — Bomhards Tochter iſt auch oft bei den abendlichen Feſten und ihre Eltern können ſich über ihr Glück erfreuen. — So lebe denn wol, mein Herz. Euch Kinderlein grüß und küß ich herzlich. Otto und Emanuel grüße ſehr. 15 R. Hätt’ ich doch bald von dir etwas! 572. An Karoline Richter. Eiligſt und auf geradewol.Löbichau d. 13ten Sept. 〈Montags〉 1819 20 Meine gute Karoline! Den 6ten (Montags) ſchrieb ich dir einen 8 ſeiten langen noch dazu rekommandierten Brief, daß du mir am Freitage (den 10ten), ſpäteſtens am Sonnabend einen Wagen von Strobel oder von Eiſenhut mit den vorigen Kutſchern ſenden ſollteſt. Noch jetzo um 11 Uhr iſt keiner da. Ich quäle mich mit 25 Vermuthungen ab. Vielleicht kommt er um 12; aber ich ſchicke dieſen Brief doch ab. Ich könnte um alles keine Woche mehr hier verweilen, denn obgleich die Freuden zunehmen, ſo wächſt doch meine Sehnſucht nach dir und Kindern und Arbeiten noch mehr. Ich ſchreibe nichts mehr; weil ich hoffe, dieſer Brief kommt vielleicht 30 an demſelben Tage mit mir an. Lebe wol und empfange mich mit alter Liebe wie ich dich. Schicke mir alſo auf der Stelle einen Wagen, ſobald keiner abgegangen.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/310>, abgerufen am 23.11.2024.