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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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Sie sehen, ich wollte auf der vorigen Seite gehorsamer Diener
sagen; und kam doch in die jetzige herüber.

135. An Leutnant August von Kalb.
[Kopie]

Ihrem Briefe ... fehlt nichts als zuweilen Kommata; ein fran-5
zösischer Fehler. Das Streben nach Gutem ist selber ein Gut und
Sie haben, weil Sie suchen; nur wollen Sie nie das Gute, wornach
Ihre Natur trachtet, es sei Wissen oder Thun, um des Glanzes
willen, der es begleitet. Das Höchste muß für sich selber und als
Zweck erwählt und nur das Gemeine als Mittel gebraucht werden.10
Alles Gute muß geliebt werden wie eine Geliebte, der man an und
für sich, nicht aber weil sie andern gefällt, oder weil mit ihrem Besitz
zu glänzen ist, Herz und Leben weiht. Zur Stärkung gegen den
glanzsüchtigen Zeitgeist gebrauchen Sie die Eisenkur von Plutarchs
Biographien. Bei den Alten war "Verstand nicht von Gemüth"15
gesondert. Sprechen Sie von keinem "Mangel an genialer Leichtig-
keit". Der größte Genius hat etwas das ihm schwer wird und sogar
seine scheinbare Leichtigkeit ist oft die heimliche Tochter einer langen
Mühe. Lesen Sie nur, wie furchtsam und mühsam sich Göthe
hinaufgebildet oder wie Rousseau oder wie Friedrich II. Früh-20
zeitige Leichtigkeit wird spätere Schwerfälligkeit ... Verzagen und
übereilen Sie nicht; eine fleißige Jugend ist lang, nur eine faule
überkurz.

136. An Emanuel.
25

Hier, mein Guter! -- Aber Geld schicken Sie mir nicht. Wir
wollen schon darüber reden. -- Schon in der vorigen Woche macht' ich
C[aroline] die große Freude mit dem so lange erwarteten Messias
oder Schreibschrank. Sie hatte schon mit dem Langendorfer einen
zu 25 fl. besprochen; und jetzo hört sie gar von einem a 3 Carolin ...30
Sie kann glücklich sein. Ihre Maxime über Nützlichkeit der Möbeln
leuchtet mir immer stärker ein; nämlich wahrhaft nützlicher, die das
Leben erleichtern, nicht blos schminken.

Sie ſehen, ich wollte auf der vorigen Seite gehorſamer Diener
ſagen; und kam doch in die jetzige herüber.

135. An Leutnant Auguſt von Kalb.
[Kopie]

Ihrem Briefe ... fehlt nichts als zuweilen Kommata; ein fran-5
zöſiſcher Fehler. Das Streben nach Gutem iſt ſelber ein Gut und
Sie haben, weil Sie ſuchen; nur wollen Sie nie das Gute, wornach
Ihre Natur trachtet, es ſei Wiſſen oder Thun, um des Glanzes
willen, der es begleitet. Das Höchſte muß für ſich ſelber und als
Zweck erwählt und nur das Gemeine als Mittel gebraucht werden.10
Alles Gute muß geliebt werden wie eine Geliebte, der man an und
für ſich, nicht aber weil ſie andern gefällt, oder weil mit ihrem Beſitz
zu glänzen iſt, Herz und Leben weiht. Zur Stärkung gegen den
glanzſüchtigen Zeitgeiſt gebrauchen Sie die Eiſenkur von Plutarchs
Biographien. Bei den Alten war „Verſtand nicht von Gemüth“15
geſondert. Sprechen Sie von keinem „Mangel an genialer Leichtig-
keit“. Der größte Genius hat etwas das ihm ſchwer wird und ſogar
ſeine ſcheinbare Leichtigkeit iſt oft die heimliche Tochter einer langen
Mühe. Leſen Sie nur, wie furchtſam und mühſam ſich Göthe
hinaufgebildet oder wie Rouſſeau oder wie Friedrich II. Früh-20
zeitige Leichtigkeit wird ſpätere Schwerfälligkeit ... Verzagen und
übereilen Sie nicht; eine fleißige Jugend iſt lang, nur eine faule
überkurz.

136. An Emanuel.
25

Hier, mein Guter! — Aber Geld ſchicken Sie mir nicht. Wir
wollen ſchon darüber reden. — Schon in der vorigen Woche macht’ ich
C[aroline] die große Freude mit dem ſo lange erwarteten Meſſias
oder Schreibſchrank. Sie hatte ſchon mit dem Langendorfer einen
zu 25 fl. beſprochen; und jetzo hört ſie gar von einem à 3 Carolin ...30
Sie kann glücklich ſein. Ihre Maxime über Nützlichkeit der Möbeln
leuchtet mir immer ſtärker ein; nämlich wahrhaft nützlicher, die das
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[50/0055] Sie ſehen, ich wollte auf der vorigen Seite gehorſamer Diener ſagen; und kam doch in die jetzige herüber. 135. An Leutnant Auguſt von Kalb. [Bayreuth, 20. Dez. 1815] Ihrem Briefe ... fehlt nichts als zuweilen Kommata; ein fran- 5 zöſiſcher Fehler. Das Streben nach Gutem iſt ſelber ein Gut und Sie haben, weil Sie ſuchen; nur wollen Sie nie das Gute, wornach Ihre Natur trachtet, es ſei Wiſſen oder Thun, um des Glanzes willen, der es begleitet. Das Höchſte muß für ſich ſelber und als Zweck erwählt und nur das Gemeine als Mittel gebraucht werden. 10 Alles Gute muß geliebt werden wie eine Geliebte, der man an und für ſich, nicht aber weil ſie andern gefällt, oder weil mit ihrem Beſitz zu glänzen iſt, Herz und Leben weiht. Zur Stärkung gegen den glanzſüchtigen Zeitgeiſt gebrauchen Sie die Eiſenkur von Plutarchs Biographien. Bei den Alten war „Verſtand nicht von Gemüth“ 15 geſondert. Sprechen Sie von keinem „Mangel an genialer Leichtig- keit“. Der größte Genius hat etwas das ihm ſchwer wird und ſogar ſeine ſcheinbare Leichtigkeit iſt oft die heimliche Tochter einer langen Mühe. Leſen Sie nur, wie furchtſam und mühſam ſich Göthe hinaufgebildet oder wie Rouſſeau oder wie Friedrich II. Früh- 20 zeitige Leichtigkeit wird ſpätere Schwerfälligkeit ... Verzagen und übereilen Sie nicht; eine fleißige Jugend iſt lang, nur eine faule überkurz. 136. An Emanuel. [Bayreuth, 25. Dez. 1815] 25 Hier, mein Guter! — Aber Geld ſchicken Sie mir nicht. Wir wollen ſchon darüber reden. — Schon in der vorigen Woche macht’ ich C[aroline] die große Freude mit dem ſo lange erwarteten Meſſias oder Schreibſchrank. Sie hatte ſchon mit dem Langendorfer einen zu 25 fl. beſprochen; und jetzo hört ſie gar von einem à 3 Carolin ... 30 Sie kann glücklich ſein. Ihre Maxime über Nützlichkeit der Möbeln leuchtet mir immer ſtärker ein; nämlich wahrhaft nützlicher, die das Leben erleichtern, nicht blos ſchminken.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/55>, abgerufen am 23.11.2024.