Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.
dant, ne connaissant etc., da sie sich auf raison, nicht auf desir Am Namenfeste der lieben Königin [28. Jan.], Es ist besser, ich schicke morgen den Brief fort, wenn anders das Ich war nicht in Regensburg; in solcher Nähe hätt' ich dem ziehen- Dein Buch bekam ich erst im Dezember.25 Ein besonderes Glück und Talent hast du im philosophischen Im Frühjahr komm ich gewiß nach Regensburg. Ich erwarte von dir keine Antwort, da du mir ohnehin schon die30 Und so geh' es dir denn recht wol in deinem hellen Abendrothe, Dein 35J. P. F. Richter
dant, ne connaissant etc., da ſie ſich auf raison, nicht auf désir Am Namenfeſte der lieben Königin [28. Jan.], Es iſt beſſer, ich ſchicke morgen den Brief fort, wenn anders das Ich war nicht in Regensburg; in ſolcher Nähe hätt’ ich dem ziehen- Dein Buch bekam ich erſt im Dezember.25 Ein beſonderes Glück und Talent haſt du im philoſophiſchen Im Frühjahr komm ich gewiß nach Regensburg. Ich erwarte von dir keine Antwort, da du mir ohnehin ſchon die30 Und ſo geh’ es dir denn recht wol in deinem hellen Abendrothe, Dein 35J. P. F. Richter <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div n="2"> <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0062" n="57"/> dant, ne connaissant etc.,</hi> da ſie ſich auf <hi rendition="#aq">raison,</hi> nicht auf <hi rendition="#aq">désir</hi><lb/> beziehen, nach der Regel ſtatt <hi rendition="#aq">notre désir etc.,</hi> vielmehr <hi rendition="#aq">elle est<lb/> si peu touchée de notre désir etc.</hi> — Zweitens <hi rendition="#aq">p. 520: Cet<lb/> apperçu saisi, si:</hi> wie viele <hi rendition="#aq">s</hi>-Laute und <hi rendition="#aq">si</hi>-Laute und faſt zwei<lb/> gleiche Partizipien!<lb n="5"/> </p> <p> <hi rendition="#right">Am Namenfeſte der lieben Königin [28. Jan.],<lb/> die ich ſo gern wie eine Madonna im Engel-<lb/> Nimbus ihrer ſchönen Kinderchen ſehen möchte.</hi> </p><lb/> <p>Es iſt beſſer, ich ſchicke morgen den Brief fort, wenn anders das<lb/> Geſchwätz einer iſt. Ich freue mich auf deinen 3<hi rendition="#sup">ten</hi> Band. Traue<lb n="10"/> dir lieber zu viel als zu wenig zu: ſo irrſt du weniger; und gib uns<lb/> allen deine von mir geleſenen Aphoriſmen, welche wie Minerva ja<lb/> ſo gleich feſt bekleidet aus deinem Kopfe gekommen ſind. In deinen<lb/> Jahren muß man auf keine Jahre warten; ſogar ich thu’ es in den<lb/> meinigen nicht, ſondern arbeite und leſe, in der Berechnung meines<lb n="15"/> noch kurzen Lebenreſtes, wie toll fort, um nur endlich an meine <hi rendition="#aq">opera<lb/> omnia</hi> zu kommen. Ach Gott! erſt im 53<hi rendition="#sup">ten</hi> Jahre ſieht man ein,<lb/> wie wenig Zeit man für die Wiſſenſchaften hat. Geſchichte allein —<lb/> Mathematik allein — Phyſik allein fodern ein ganzes Leben, und<lb/> dann kommt noch vollends das, was man nebenher ſchreiben will.<lb n="20"/> Und doch gehör’ ich noch dazu unter die, welche ohne Amt von Auf-<lb/> bis Untergang ſaßen und laſen.</p><lb/> <p>Ich war nicht in Regensburg; in ſolcher Nähe hätt’ ich dem ziehen-<lb/> den Magneten gewiß wenigſtens geſchrieben, wenn nicht gar gefolgt.</p><lb/> <p>Dein Buch bekam ich erſt im Dezember.<lb n="25"/> </p> <p>Ein beſonderes Glück und Talent haſt du im philoſophiſchen<lb/> Namengeben, z. B. das Weder-Noch, Weiſen Be-Weiſen ꝛc. Du<lb/> ſollteſt öfter bei Feinden zu Gevatter ſtehen.</p><lb/> <p>Im Frühjahr komm ich gewiß nach Regensburg.</p><lb/> <p>Ich erwarte von dir keine Antwort, da du mir ohnehin ſchon die<lb n="30"/> zweite ſeit heute ſchuldig biſt. Schreibe nur ſonſt.</p><lb/> <p>Und ſo geh’ es dir denn recht wol in deinem hellen Abendrothe,<lb/> geliebter Geiſt! Ich grüße herzlich deine beiden Deinigen.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Dein<lb/> J. P. F. Richter</hi> </salute> <lb n="35"/> </closer> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [57/0062]
dant, ne connaissant etc., da ſie ſich auf raison, nicht auf désir
beziehen, nach der Regel ſtatt notre désir etc., vielmehr elle est
si peu touchée de notre désir etc. — Zweitens p. 520: Cet
apperçu saisi, si: wie viele s-Laute und si-Laute und faſt zwei
gleiche Partizipien! 5
Am Namenfeſte der lieben Königin [28. Jan.],
die ich ſo gern wie eine Madonna im Engel-
Nimbus ihrer ſchönen Kinderchen ſehen möchte.
Es iſt beſſer, ich ſchicke morgen den Brief fort, wenn anders das
Geſchwätz einer iſt. Ich freue mich auf deinen 3ten Band. Traue 10
dir lieber zu viel als zu wenig zu: ſo irrſt du weniger; und gib uns
allen deine von mir geleſenen Aphoriſmen, welche wie Minerva ja
ſo gleich feſt bekleidet aus deinem Kopfe gekommen ſind. In deinen
Jahren muß man auf keine Jahre warten; ſogar ich thu’ es in den
meinigen nicht, ſondern arbeite und leſe, in der Berechnung meines 15
noch kurzen Lebenreſtes, wie toll fort, um nur endlich an meine opera
omnia zu kommen. Ach Gott! erſt im 53ten Jahre ſieht man ein,
wie wenig Zeit man für die Wiſſenſchaften hat. Geſchichte allein —
Mathematik allein — Phyſik allein fodern ein ganzes Leben, und
dann kommt noch vollends das, was man nebenher ſchreiben will. 20
Und doch gehör’ ich noch dazu unter die, welche ohne Amt von Auf-
bis Untergang ſaßen und laſen.
Ich war nicht in Regensburg; in ſolcher Nähe hätt’ ich dem ziehen-
den Magneten gewiß wenigſtens geſchrieben, wenn nicht gar gefolgt.
Dein Buch bekam ich erſt im Dezember. 25
Ein beſonderes Glück und Talent haſt du im philoſophiſchen
Namengeben, z. B. das Weder-Noch, Weiſen Be-Weiſen ꝛc. Du
ſollteſt öfter bei Feinden zu Gevatter ſtehen.
Im Frühjahr komm ich gewiß nach Regensburg.
Ich erwarte von dir keine Antwort, da du mir ohnehin ſchon die 30
zweite ſeit heute ſchuldig biſt. Schreibe nur ſonſt.
Und ſo geh’ es dir denn recht wol in deinem hellen Abendrothe,
geliebter Geiſt! Ich grüße herzlich deine beiden Deinigen.
Dein
J. P. F. Richter 35
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(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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