Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.Denke die Spiele des Geschicks: den 22. März 1768 starb mein Herzlich freue ich mich, guter Otto, dich abends bei der Schubert R. 163. An Emanuel.5 [Bayreuth, 21. März 1816]Mein geliebtester Emanuel! Wie schön leben und bleiben wir R. 164. An Emanuel. [Bayreuth, 26. März 1816]Guten Morgen, mein freundlichster Emanuel! Unter allen an-15 165. An C. Fr. Kunz in Bamberg. Baireuth d. 26 März 181625Im zurückgeschickten Kästchen war freilich nicht viel neues, wenn Denke die Spiele des Geſchicks: den 22. März 1768 ſtarb mein Herzlich freue ich mich, guter Otto, dich abends bei der Schubert R. 163. An Emanuel.5 [Bayreuth, 21. März 1816]Mein geliebteſter Emanuel! Wie ſchön leben und bleiben wir R. 164. An Emanuel. [Bayreuth, 26. März 1816]Guten Morgen, mein freundlichſter Emanuel! Unter allen an-15 165. An C. Fr. Kunz in Bamberg. Baireuth d. 26 März 181625Im zurückgeſchickten Käſtchen war freilich nicht viel neues, wenn <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0067" n="62"/> Denke die Spiele des Geſchicks: den 22. März 1768 ſtarb mein<lb/> größter komiſcher Lehrer <hi rendition="#aq">Sterne.</hi> —</p><lb/> <p>Herzlich freue ich mich, guter Otto, dich abends bei der <hi rendition="#aq">Schubert</hi><lb/> zu finden. Es gehe dir wol!</p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>163. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi><lb n="5"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 21. März 1816]</hi> </dateline><lb/> <p>Mein geliebteſter <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> Wie ſchön leben und bleiben wir<lb/> beiſammen! Vor vielen Jahren hätt’ ich an jenem dunkeln Abend<lb/> am Krankenbette nicht eine ſolche Welt von Freuden und Liebe<lb/> in der Knoſpe zu finden gehofft. Dank, altes Herz und ſchlage immer<lb n="10"/> froher; und — wie ich ſehe — erfüllt auch Gott unſerer aller Wünſche<lb/> für dieſes Herz.</p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>164. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 26. März 1816]</hi> </dateline><lb/> <p>Guten Morgen, mein freundlichſter <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> Unter allen an-<lb n="15"/> kommenden Briefen ſind die Ihrer Seelenſchweſter mir die ſchön-<lb/> ſten, hellſten, reinſten, ächteſten und wärmſten. Ich ſehne mich<lb/> ordentlich nach ihrem Auge und Tone. Kann ſie keinen Stiefbruder<lb/> gebrauchen? Sie könnte mich haben. — Und gerade ſo wie Sie,<lb/> lieber Alter, mit <hi rendition="#g">der</hi> unbefangnen Ergießung, die an nichts denkt<lb n="20"/> als an das Herz, in das ſie fließt, muß man an ſie ſchreiben. Gott<lb/> hebt Ihnen einen reichen Frühling auf. — Die arme Renata!<lb/><hi rendition="#g">Solche</hi> Mutterſchmerzen hat ſie nicht verdient.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>165. An C. <hi rendition="#g">Fr. Kunz in Bamberg.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireuth</hi> d. 26 März 1816</hi> </dateline> <lb n="25"/> <p>Im zurückgeſchickten Käſtchen war freilich nicht viel neues, wenn<lb/> ich den ſchönen Dachziegel ausnehme. <hi rendition="#g">Viele</hi> <hi rendition="#aq">Stillingiana</hi> ſind<lb/> Dachziegel-Surrogate. Indeß brauchen wir vielleicht den Stein<lb/> gar nicht, da das Käſtchen ſchon mit 16 Pfunden — ich hätte beinahe<lb/> 16 Ahnen geſchrieben — fuhrwagenfähig wird. Auf der einen Seite<lb n="30"/> begreif ich es leicht, daß Sie mir gar nichts Neues geſchickt, weil<lb/> ich es für den ſchnellen Umtrieb allerdings immer viel zu lange be-<lb/> halte; und ich werde am Ende meinen alten Vorſatz ausführen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [62/0067]
Denke die Spiele des Geſchicks: den 22. März 1768 ſtarb mein
größter komiſcher Lehrer Sterne. —
Herzlich freue ich mich, guter Otto, dich abends bei der Schubert
zu finden. Es gehe dir wol!
R.
163. An Emanuel. 5
[Bayreuth, 21. März 1816]
Mein geliebteſter Emanuel! Wie ſchön leben und bleiben wir
beiſammen! Vor vielen Jahren hätt’ ich an jenem dunkeln Abend
am Krankenbette nicht eine ſolche Welt von Freuden und Liebe
in der Knoſpe zu finden gehofft. Dank, altes Herz und ſchlage immer 10
froher; und — wie ich ſehe — erfüllt auch Gott unſerer aller Wünſche
für dieſes Herz.
R.
164. An Emanuel.
[Bayreuth, 26. März 1816]
Guten Morgen, mein freundlichſter Emanuel! Unter allen an- 15
kommenden Briefen ſind die Ihrer Seelenſchweſter mir die ſchön-
ſten, hellſten, reinſten, ächteſten und wärmſten. Ich ſehne mich
ordentlich nach ihrem Auge und Tone. Kann ſie keinen Stiefbruder
gebrauchen? Sie könnte mich haben. — Und gerade ſo wie Sie,
lieber Alter, mit der unbefangnen Ergießung, die an nichts denkt 20
als an das Herz, in das ſie fließt, muß man an ſie ſchreiben. Gott
hebt Ihnen einen reichen Frühling auf. — Die arme Renata!
Solche Mutterſchmerzen hat ſie nicht verdient.
165. An C. Fr. Kunz in Bamberg.
Baireuth d. 26 März 1816 25
Im zurückgeſchickten Käſtchen war freilich nicht viel neues, wenn
ich den ſchönen Dachziegel ausnehme. Viele Stillingiana ſind
Dachziegel-Surrogate. Indeß brauchen wir vielleicht den Stein
gar nicht, da das Käſtchen ſchon mit 16 Pfunden — ich hätte beinahe
16 Ahnen geſchrieben — fuhrwagenfähig wird. Auf der einen Seite 30
begreif ich es leicht, daß Sie mir gar nichts Neues geſchickt, weil
ich es für den ſchnellen Umtrieb allerdings immer viel zu lange be-
halte; und ich werde am Ende meinen alten Vorſatz ausführen,
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(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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