Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.213. An Karoline Richter und die Kinder. Regensburg den 22. Aug. (Donnerstags) 1816Meine gute Caroline! Ich danke dir für dein so frühes Blättchen. Schreibe mir alles Vorgegangne -- Kinder -- Stuben -- Leute -- 213. An Karoline Richter und die Kinder. Regensburg den 22. Aug. (Donnerſtags) 1816Meine gute Caroline! Ich danke dir für dein ſo frühes Blättchen. Schreibe mir alles Vorgegangne — Kinder — Stuben — Leute — <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0087" n="82"/> <div type="letter" n="1"> <div n="2"> <head>213. An <hi rendition="#g">Karoline Richter und die Kinder.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Regensburg</hi> den 22. Aug. (Donnerſtags) 1816</hi> </dateline><lb/> <p>Meine gute <hi rendition="#aq">Caroline!</hi> Ich danke dir für dein ſo frühes Blättchen.<lb/> Im Briefe an <hi rendition="#aq">Emanuel—Otto</hi> findeſt du meine Hauptneuigkeiten;<lb/> daher ließ [!] ihn und den beiliegenden von <hi rendition="#aq">Primas</hi> vorher durch,<lb n="5"/> ehe du beide abſchickſt. — Mein alter Himmel dauert fort. Aber<lb/> eben darum ſoll er nur 3 Feiertage, nämlich 3 Wochen haben; und<lb/> am 4<hi rendition="#sup">ten</hi> Sept. werd’ ich abreiſen, dir es aber vorher noch einmal<lb/> ſchreiben. Täglich werd’ ich dem Fürſten 3 bis 4 fl. koſten, was<lb/> zwar in ſeinen Augen wenig iſt, aber nicht in meinen. Das Eſſen<lb n="10"/> hier iſt ſo trefflich wie das hohe prächtige Himmelbett, das mir<lb/> (ob wol Matrazen) ſogleich das erſte mal recht gemacht wurde. Der<lb/> Gaſthof übertrifft ein paarmal unſere <hi rendition="#aq">Sonne.</hi> — Adreſſiere alles<lb/> unfrankiert. — Auch bemerke mir den Tag des Empfangs <hi rendition="#g">dieſes</hi><lb/> Briefs und ſchicke deinen — auf den ich recht ſehnſüchtig paſſe —<lb n="15"/> nur an den 2 Tagen, wo die Poſt <hi rendition="#g">nicht</hi> über Nürnberg geht. —<lb/> Nimm dir ja Wein aus dem Keller nach deinem Bedürfnis. —<lb/> Grüße die <hi rendition="#aq">Lochner;</hi> der Primas trank in der Abendſtunde ihre Ge-<lb/> ſundheit mit mir; auch hat die Taxis und Görz ſich mit Theil-<lb/> nahme nach ihren Leiden und Freuden erkundigt. Ihre <hi rendition="#aq">Lucretia</hi><lb n="20"/> konnt’ ich wegen zu ſpäter Ankunft nicht beſuchen; thu’ es aber auf<lb/> der Rückkehr. — <hi rendition="#aq">Emma</hi> darf nicht länger als 14 Tage weg bleiben,<lb/> deinet wegen und ſonſt. Sie verwöhnt ſich zu ſehr (jetzo das 3<hi rendition="#sup">te</hi>mal)<lb/> an das Auswärts. Max empfand die Ferne des elterlichen Hauſes<lb/> viel ſchmerzlicher. —<lb n="25"/> </p> <p>Schreibe mir alles Vorgegangne — Kinder — Stuben — Leute —<lb/> Sachen — Magd — Fremde betreffend. — Im Briefe an <hi rendition="#aq">E.</hi> und <hi rendition="#aq">O.</hi><lb/> findeſt du das Rechte. Der Fürſt ſagte mir ſogleich in der erſten<lb/> Audienz vor vielen, er habe ſo viel Gutes von dir gehört; ſpäter<lb/> ſprach er auch von dem Schlaf- und Kuß-Mährchen unſerer erſten<lb n="30"/> Bekanntſchaft. — Die Soldatenſtube kannſt du nicht entbehren.<lb/> Laſſe die Kinder den Garten ſchonen und andere ihn bepflanzen, da<lb/> der Herbſt ſehr ſchön und befruchtend ſein wird. — Wie himmliſch-<lb/> ſchön iſt das Bild der Gräfin <hi rendition="#aq">Schlitz</hi> im Zimmer ihres Vaters!<lb/> Wie verklärt-ſchön das ſieche ihrer Mutter! — So lebe denn wol,<lb n="35"/> meine liebe <hi rendition="#aq">Caroline,</hi> nach der ich mich wieder ſo ſehne wie ſonſt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [82/0087]
213. An Karoline Richter und die Kinder.
Regensburg den 22. Aug. (Donnerſtags) 1816
Meine gute Caroline! Ich danke dir für dein ſo frühes Blättchen.
Im Briefe an Emanuel—Otto findeſt du meine Hauptneuigkeiten;
daher ließ [!] ihn und den beiliegenden von Primas vorher durch, 5
ehe du beide abſchickſt. — Mein alter Himmel dauert fort. Aber
eben darum ſoll er nur 3 Feiertage, nämlich 3 Wochen haben; und
am 4ten Sept. werd’ ich abreiſen, dir es aber vorher noch einmal
ſchreiben. Täglich werd’ ich dem Fürſten 3 bis 4 fl. koſten, was
zwar in ſeinen Augen wenig iſt, aber nicht in meinen. Das Eſſen 10
hier iſt ſo trefflich wie das hohe prächtige Himmelbett, das mir
(ob wol Matrazen) ſogleich das erſte mal recht gemacht wurde. Der
Gaſthof übertrifft ein paarmal unſere Sonne. — Adreſſiere alles
unfrankiert. — Auch bemerke mir den Tag des Empfangs dieſes
Briefs und ſchicke deinen — auf den ich recht ſehnſüchtig paſſe — 15
nur an den 2 Tagen, wo die Poſt nicht über Nürnberg geht. —
Nimm dir ja Wein aus dem Keller nach deinem Bedürfnis. —
Grüße die Lochner; der Primas trank in der Abendſtunde ihre Ge-
ſundheit mit mir; auch hat die Taxis und Görz ſich mit Theil-
nahme nach ihren Leiden und Freuden erkundigt. Ihre Lucretia 20
konnt’ ich wegen zu ſpäter Ankunft nicht beſuchen; thu’ es aber auf
der Rückkehr. — Emma darf nicht länger als 14 Tage weg bleiben,
deinet wegen und ſonſt. Sie verwöhnt ſich zu ſehr (jetzo das 3temal)
an das Auswärts. Max empfand die Ferne des elterlichen Hauſes
viel ſchmerzlicher. — 25
Schreibe mir alles Vorgegangne — Kinder — Stuben — Leute —
Sachen — Magd — Fremde betreffend. — Im Briefe an E. und O.
findeſt du das Rechte. Der Fürſt ſagte mir ſogleich in der erſten
Audienz vor vielen, er habe ſo viel Gutes von dir gehört; ſpäter
ſprach er auch von dem Schlaf- und Kuß-Mährchen unſerer erſten 30
Bekanntſchaft. — Die Soldatenſtube kannſt du nicht entbehren.
Laſſe die Kinder den Garten ſchonen und andere ihn bepflanzen, da
der Herbſt ſehr ſchön und befruchtend ſein wird. — Wie himmliſch-
ſchön iſt das Bild der Gräfin Schlitz im Zimmer ihres Vaters!
Wie verklärt-ſchön das ſieche ihrer Mutter! — So lebe denn wol, 35
meine liebe Caroline, nach der ich mich wieder ſo ſehne wie ſonſt
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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