Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.231. Ins Stammbuch von Wimmer aus Ungarn. Seelig ist das arme Land, das alte Gesetze umwachen -- noch Baireut d. 2. Okt. 1816 Jean Paul Fr. Richter 232. An Fürst Primas Dalberg in Regensburg. [Konzept][Bayreuth, 2. Okt. 1816]Sie verlängern meine Himmels Stunden von Regensburg bis 233. An Emanuel. [Bayreuth, 5. Nov. 1816]Guten Abend, mein geliebter Emanuel! Auch ich habe die 231. Ins Stammbuch von Wimmer aus Ungarn. Seelig iſt das arme Land, das alte Geſetze umwachen — noch Baireut d. 2. Okt. 1816 Jean Paul Fr. Richter 232. An Fürſt Primas Dalberg in Regensburg. [Konzept][Bayreuth, 2. Okt. 1816]Sie verlängern meine Himmels Stunden von Regensburg bis 233. An Emanuel. [Bayreuth, 5. Nov. 1816]Guten Abend, mein geliebter Emanuel! Auch ich habe die <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0096" n="91"/> <div type="letter" n="1"> <head>231. Ins <hi rendition="#g">Stammbuch von Wimmer aus Ungarn.</hi></head><lb/> <p>Seelig iſt das arme Land, das alte Geſetze umwachen — noch<lb/> ſeeliger das reiche, das ſie befeſtigen — Ungarn, warum biſt du nicht<lb/> in Europa drei mal, vier mal und noch öfter da?<lb n="5"/> </p> <closer> <dateline> <hi rendition="#left"><hi rendition="#aq">Baireut</hi> d. 2. Okt. 1816</hi> </dateline> <salute> <hi rendition="#sameLine"> <hi rendition="#right">Jean Paul Fr. Richter</hi> </hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>232. An <hi rendition="#g">Fürſt Primas Dalberg in Regensburg.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Konzept]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 2. Okt. 1816]</hi> </dateline><lb/> <p>Sie verlängern meine Himmels Stunden von Regensburg bis<lb/> nach Baireut herab durch Ihre Blätter voll Liebe und voll Beleh-<lb/> rung. Ich glaubte nicht, daß meine Dankbarkeit und Verehrung für<lb n="10"/> Sie ſteigen könnte, wenn ich das Glück hätte, Sie zu ſehen; aber ſie<lb/> ſtiegen doch; und ich bereue es jetzo, daß mein Mistrauen in die<lb/> Wirkung meiner perſönlichen Erſcheinung mir die Seeligkeit ent-<lb/> ziehen durfte, den Fürſten, der ſo ſchön über Herz und Geiſt regiert,<lb/> ſchon in Aſchaffenburg zu ſehen. — Ihre mathematiſche ſinnreiche<lb n="15"/> wechſelſeitige Verwandlung des Zirkels und Vierecks. Ob gleich<lb/> z. B. die Diagonale als die Quadratwurzel des Vierecks beſtehet, ſo<lb/> bleibt doch die Wurzel irrazional und unausgedrückt als razio-<lb/> n[ale], wenn [Sie] nicht in Ihrem Aufſatz über die irrazionale<lb/> Zahl ſie razional finden wie die Wurzel der 2. — Die Regensburger<lb n="20"/> Freuden mach’ ich durch Erzählung zu Baireut[iſchen]; <hi rendition="#aq">repetitio<lb/> est mater — gaudiorum.</hi> — Meine Frau betet den Fürſten an, von<lb/> welchem ihr Gatte beglückt worden wie ſo viele Glückliche und<lb/> Unglückliche dazu... Möge die Abendſonne des Lebens warm<lb/> ſcheinen auf ein ſo warmes Herz, und hell ſcheinen auf einen ſo<lb n="25"/> hellen Geiſt.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>233. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 5. Nov. 1816]</hi> </dateline><lb/> <p>Guten Abend, mein geliebter <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> Auch ich habe die<lb/> Blätter (heute am Morgen) mit naſſen, aber freudenaſſen Augen<lb/> geleſen. An die Vorſehung hab’ ich dankend gedacht, daß einer eben<lb n="30"/> ſo weichen als feſten und reinen Seele, für welche nicht ihre proſai-<lb/> ſche Ehe, ja vielleicht <hi rendition="#b">keine</hi> hinreichte, zur Entſchädigung und Über-<lb/> belohnung eine Freundſchaft geſchenkt, die höher iſt als alle Ehe<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [91/0096]
231. Ins Stammbuch von Wimmer aus Ungarn.
Seelig iſt das arme Land, das alte Geſetze umwachen — noch
ſeeliger das reiche, das ſie befeſtigen — Ungarn, warum biſt du nicht
in Europa drei mal, vier mal und noch öfter da? 5
Baireut d. 2. Okt. 1816 Jean Paul Fr. Richter
232. An Fürſt Primas Dalberg in Regensburg.
[Bayreuth, 2. Okt. 1816]
Sie verlängern meine Himmels Stunden von Regensburg bis
nach Baireut herab durch Ihre Blätter voll Liebe und voll Beleh-
rung. Ich glaubte nicht, daß meine Dankbarkeit und Verehrung für 10
Sie ſteigen könnte, wenn ich das Glück hätte, Sie zu ſehen; aber ſie
ſtiegen doch; und ich bereue es jetzo, daß mein Mistrauen in die
Wirkung meiner perſönlichen Erſcheinung mir die Seeligkeit ent-
ziehen durfte, den Fürſten, der ſo ſchön über Herz und Geiſt regiert,
ſchon in Aſchaffenburg zu ſehen. — Ihre mathematiſche ſinnreiche 15
wechſelſeitige Verwandlung des Zirkels und Vierecks. Ob gleich
z. B. die Diagonale als die Quadratwurzel des Vierecks beſtehet, ſo
bleibt doch die Wurzel irrazional und unausgedrückt als razio-
n[ale], wenn [Sie] nicht in Ihrem Aufſatz über die irrazionale
Zahl ſie razional finden wie die Wurzel der 2. — Die Regensburger 20
Freuden mach’ ich durch Erzählung zu Baireut[iſchen]; repetitio
est mater — gaudiorum. — Meine Frau betet den Fürſten an, von
welchem ihr Gatte beglückt worden wie ſo viele Glückliche und
Unglückliche dazu... Möge die Abendſonne des Lebens warm
ſcheinen auf ein ſo warmes Herz, und hell ſcheinen auf einen ſo 25
hellen Geiſt.
233. An Emanuel.
[Bayreuth, 5. Nov. 1816]
Guten Abend, mein geliebter Emanuel! Auch ich habe die
Blätter (heute am Morgen) mit naſſen, aber freudenaſſen Augen
geleſen. An die Vorſehung hab’ ich dankend gedacht, daß einer eben 30
ſo weichen als feſten und reinen Seele, für welche nicht ihre proſai-
ſche Ehe, ja vielleicht keine hinreichte, zur Entſchädigung und Über-
belohnung eine Freundſchaft geſchenkt, die höher iſt als alle Ehe
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(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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