Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.sind nun unsere Reisevorkehrungen zu treffen? Dienstags den 18ten langt ſind nun unſere Reiſevorkehrungen zu treffen? Dienſtags den 18ten langt <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0011" n="6"/> ſind nun unſere Reiſevorkehrungen zu treffen? Dienſtags den 18<hi rendition="#sup">ten</hi> langt<lb/> dieſer Brief erſt an; deine Antwort darauf hier Sonnabends den 22<hi rendition="#sup">ten</hi>.<lb/> Ein Fuhrmann, den ich dir nach Leipzig ſchickte, käme erſt den 28<hi rendition="#sup">ten</hi> oder<lb/> 27<hi rendition="#sup">ten</hi> in <hi rendition="#aq">Leipzig</hi> an. Da du aber gewiß auf meinen Mittwochsbrief<lb/> vom 5<hi rendition="#sup">ten</hi> antworten und da ſchon wiſſen wirſt, daß <hi rendition="#aq">Betty</hi> nicht mit dir<lb n="5"/> reiſen kann: ſo werd’ ich — ohne Rückſicht auf <hi rendition="#g">dieſen</hi> Brief — alles<lb/> thun und ſchicken, was du in deiner Antwort auf den Mittwochsbrief<lb/> verlangen wirſt, ohne eine Antwort auf den gegenwärtigen zu erwarten.<lb/> Um Gottes Willen, ſetze dich nur nicht, zur Schonung des verfluchten<lb/> Geldes, einem einſamen gefährlichen Reiſen, oder einem im Voraus-<lb n="10"/> ſehen wachſender Kälte aus. Gott gebe, daß du in dem Briefe, der jetzo<lb/> unterwegs iſt, den hieſigen Fuhrmann und deine Leipziger Wohnung<lb/> beſtimmſt, welche ja bei der trefflichen <hi rendition="#aq">Ende</hi> nehme. Was iſt <hi rendition="#aq">Mahlmans</hi><lb/> Geſicht gegen ihr Herz? — Kaufe dir ein Mittelköfferchen, das du mit<lb/> dem Wichtigſten in den Wagen ſtellſt. Laſſe den großen Koffer, wo mög-<lb n="15"/> lich, vornen aufbinden; wenigſtens ſiehe am Morgen bei jedem Auf-<lb/> ſteigen nach der Feſtigkeit deſſelben. — Die Kommiſſionen deiner oft<lb/> zudringlichen Freunde gehen ins Unendliche; hüte dich nur vor Mauth-<lb/> ſtrafen. — Vergiß die Reviſion des Paſſes nicht. — Gingeſt du doch<lb/> durch <hi rendition="#aq">Altenburg,</hi> um an <hi rendition="#aq">Hempel</hi> die beiliegende Bitte zu ſchicken und<lb n="20"/> die gaſtfreien lieben <hi rendition="#aq">Ludwigs</hi> zu grüßen ſammt <hi rendition="#aq">Messerschmidt!</hi> —<lb/> Könnteſt du in <hi rendition="#aq">Leipzig</hi> einige Tage ruhen, nur aber ſo daß du vor<lb/> Anfang Februars ankämeſt der neuen Magd wegen! Erſt in voriger<lb/> Woche erfuhr ich viel zu ſpät (nach der gewöhnlichen Lebensunklugheit der<lb/><hi rendition="#aq">Emma</hi>), daß du leider in einer Aufwallung die jetzige abgedankt und<lb n="25"/> daß dieſe, aus deren Betragen ich nichts errathen, ſich auch in einer Auf-<lb/> wallung bei <hi rendition="#aq">Seiffertitz</hi> vermiethet, der ſie nun nicht wieder losläßt, ſo<lb/> gern ſie auch wollte. Um nicht bei deiner ſpäten Ankunft auf den Abhub<lb/> der Dienſtloſen eingeſchränkt zu ſein, hab’ ich eine auf 1 Vierteljahr<lb/> gemiethet, welche alle Tugenden der jetzigen ohne ihre Fehler zu haben<lb n="30"/> ſcheint und ſich dir durch ihr ganzes Weſen gewiß länger unentbehrlich<lb/> machen wird. Freilich fand ich jetzo die Fehler der jetzigen gar zu oft<lb/> wiederholt. — Am Ende kann ich doch wol deine Pelzſtrümpfe noch gegen<lb/> die Fußgicht gebrauchen, deren Rückfälle mir übrigens Bruſteſſenzen<lb/> und Herzſtärkungen ſind. Ohne jene podagriſtiſche Fußableitung riebe<lb n="35"/> mich der Wintergrimm auf. — Mein Einreibmittel gebrauche, wegen Ge-<lb/> fahr der Verſtopfung, nicht oft hinter einander. — Bringſt du mir auch<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [6/0011]
ſind nun unſere Reiſevorkehrungen zu treffen? Dienſtags den 18ten langt
dieſer Brief erſt an; deine Antwort darauf hier Sonnabends den 22ten.
Ein Fuhrmann, den ich dir nach Leipzig ſchickte, käme erſt den 28ten oder
27ten in Leipzig an. Da du aber gewiß auf meinen Mittwochsbrief
vom 5ten antworten und da ſchon wiſſen wirſt, daß Betty nicht mit dir 5
reiſen kann: ſo werd’ ich — ohne Rückſicht auf dieſen Brief — alles
thun und ſchicken, was du in deiner Antwort auf den Mittwochsbrief
verlangen wirſt, ohne eine Antwort auf den gegenwärtigen zu erwarten.
Um Gottes Willen, ſetze dich nur nicht, zur Schonung des verfluchten
Geldes, einem einſamen gefährlichen Reiſen, oder einem im Voraus- 10
ſehen wachſender Kälte aus. Gott gebe, daß du in dem Briefe, der jetzo
unterwegs iſt, den hieſigen Fuhrmann und deine Leipziger Wohnung
beſtimmſt, welche ja bei der trefflichen Ende nehme. Was iſt Mahlmans
Geſicht gegen ihr Herz? — Kaufe dir ein Mittelköfferchen, das du mit
dem Wichtigſten in den Wagen ſtellſt. Laſſe den großen Koffer, wo mög- 15
lich, vornen aufbinden; wenigſtens ſiehe am Morgen bei jedem Auf-
ſteigen nach der Feſtigkeit deſſelben. — Die Kommiſſionen deiner oft
zudringlichen Freunde gehen ins Unendliche; hüte dich nur vor Mauth-
ſtrafen. — Vergiß die Reviſion des Paſſes nicht. — Gingeſt du doch
durch Altenburg, um an Hempel die beiliegende Bitte zu ſchicken und 20
die gaſtfreien lieben Ludwigs zu grüßen ſammt Messerschmidt! —
Könnteſt du in Leipzig einige Tage ruhen, nur aber ſo daß du vor
Anfang Februars ankämeſt der neuen Magd wegen! Erſt in voriger
Woche erfuhr ich viel zu ſpät (nach der gewöhnlichen Lebensunklugheit der
Emma), daß du leider in einer Aufwallung die jetzige abgedankt und 25
daß dieſe, aus deren Betragen ich nichts errathen, ſich auch in einer Auf-
wallung bei Seiffertitz vermiethet, der ſie nun nicht wieder losläßt, ſo
gern ſie auch wollte. Um nicht bei deiner ſpäten Ankunft auf den Abhub
der Dienſtloſen eingeſchränkt zu ſein, hab’ ich eine auf 1 Vierteljahr
gemiethet, welche alle Tugenden der jetzigen ohne ihre Fehler zu haben 30
ſcheint und ſich dir durch ihr ganzes Weſen gewiß länger unentbehrlich
machen wird. Freilich fand ich jetzo die Fehler der jetzigen gar zu oft
wiederholt. — Am Ende kann ich doch wol deine Pelzſtrümpfe noch gegen
die Fußgicht gebrauchen, deren Rückfälle mir übrigens Bruſteſſenzen
und Herzſtärkungen ſind. Ohne jene podagriſtiſche Fußableitung riebe 35
mich der Wintergrimm auf. — Mein Einreibmittel gebrauche, wegen Ge-
fahr der Verſtopfung, nicht oft hinter einander. — Bringſt du mir auch
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(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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