Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.167. An Friedrich Köppen in Landshut. [Kopie][Bayreuth, 6. April 1821]-- die M[ünchner] Literatur Z[eitung], die im vorigen Jahr als 168. An Heinrich Voß in Heidelberg.15 Baireut d. 13. Apr. 1821Mein Heinrich! Welch' ein stummes Jahr! Immer wartete ich mit d. 14ten Apr. Wieder nichts! -- Wüßt' ich nur die Ursachen des Schweigens! -- 167. An Friedrich Köppen in Landshut. [Kopie][Bayreuth, 6. April 1821]— die M[ünchner] Literatur Z[eitung], die im vorigen Jahr als 168. An Heinrich Voß in Heidelberg.15 Baireut d. 13. Apr. 1821Mein Heinrich! Welch’ ein ſtummes Jahr! Immer wartete ich mit d. 14ten Apr. Wieder nichts! — Wüßt’ ich nur die Urſachen des Schweigens! — <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0114" n="108"/> <div type="letter" n="1"> <head>167. An <hi rendition="#g">Friedrich Köppen in Landshut.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 6. April 1821]</hi> </dateline><lb/> <p>— die M[ünchner] <hi rendition="#aq">Literatur Z[eitung],</hi> die im vorigen Jahr als<lb/> Drilling hier war ꝛc. ... Sie vermuthen, im 3<hi rendition="#sup">ten</hi> Band vollende mein<lb/> Weltkörperchen ſeinen Umlauf. Himmel! In jenem werden erſt einige<lb n="5"/> Grade durchlaufen, um ſich nur der Sonnennähe zu nähern. Hätt’ ich<lb/> nur Zeit, nämlich Lebens Zeit genug für ihn, ſo wie für die Flegeljahre!<lb/> Ladungen aller Art einzunehmen, wär’ er breit genug; aber wie geſagt,<lb/> ich ſterbe zu bald und muß mir noch ohnedieß ein Paar Stunden<lb/> Schreiben über Religion und Philoſophie aufſparen. Über beide werd’<lb n="10"/> ich kühner zu reden haben als Sie glauben, und Dämpfer und Schleier<lb/> werden gegen das Aergernis kaum hinreichen. — Noch immer fehlt mir<lb/> das geräumige Fahrzeug, ſo viele Bemerkungen, Einfälle und Satiren<lb/> verroſten mir als Ladenhüter.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>168. An <hi rendition="#g">Heinrich Voß in Heidelberg.</hi><lb n="15"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut d. 13. Apr.</hi> 1821</hi> </dateline><lb/> <p>Mein Heinrich! Welch’ ein ſtummes Jahr! Immer wartete ich mit<lb/> meiner Beantwortung deines erſten Briefs auf deinen zweiten, welchen<lb/> mir wie ſonſt, mein Geburztag [!] verſprach. Immer nichts — Gott<lb/> gebe nur, daß dein Naſenbluten, wovon Max geſchrieben, nicht Vor-<lb n="20"/> lauf einer Krankheit war. Auch er ſchweigt auf die Briefe meiner<lb/><hi rendition="#aq">Caroline.</hi> — Wäre etwa ſchon Ferienzeit und er ſchon auf der Reiſe:<lb/> ſo erfülle <hi rendition="#g">ſeine</hi> Pflicht gegen mich. — Dieſes mal komm’ ich ſchon im<lb/> Mai auf die Kunſtſtraſſen, die über — <hi rendition="#aq">Heidelberg</hi> führen; wo ich<lb/> aber hauſen werde, ob in Mannheim, oder in Kreuznach oder in Karls-<lb n="25"/> ruhe oder in allen nach und nach, werd’ ich erſt wiſſen, wenn ich zurück<lb/> gekommen.</p><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#aq">d. 14<hi rendition="#sup">ten</hi> Apr.</hi> </hi> </dateline><lb/> <p>Wieder nichts! — Wüßt’ ich nur die Urſachen des Schweigens! —<lb/> Aber wie wohl ſoll mirs thun, nach ſo langer und ſtummer Unſichtbar-<lb n="30"/> keit dich vor meinen Augen und Ohren zu haben! — Sind in Mann-<lb/> heim und Kreuznach Nachtigallen? Ihrentwegen und Göthe’s wegen<lb/> möcht’ ich einmal nach Weimar, wenn dieſes nicht auch ein Nachtigallen-<lb/> kirchhof jetzo wäre. — Die gute arme und reiche <hi rendition="#aq">Koch!</hi> Gern hätt’<lb/> ich ihrem ſeltenen Herzen noch einmal gedankt. Ich wünſchte wol, —<lb n="35"/><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [108/0114]
167. An Friedrich Köppen in Landshut.
[Bayreuth, 6. April 1821]
— die M[ünchner] Literatur Z[eitung], die im vorigen Jahr als
Drilling hier war ꝛc. ... Sie vermuthen, im 3ten Band vollende mein
Weltkörperchen ſeinen Umlauf. Himmel! In jenem werden erſt einige 5
Grade durchlaufen, um ſich nur der Sonnennähe zu nähern. Hätt’ ich
nur Zeit, nämlich Lebens Zeit genug für ihn, ſo wie für die Flegeljahre!
Ladungen aller Art einzunehmen, wär’ er breit genug; aber wie geſagt,
ich ſterbe zu bald und muß mir noch ohnedieß ein Paar Stunden
Schreiben über Religion und Philoſophie aufſparen. Über beide werd’ 10
ich kühner zu reden haben als Sie glauben, und Dämpfer und Schleier
werden gegen das Aergernis kaum hinreichen. — Noch immer fehlt mir
das geräumige Fahrzeug, ſo viele Bemerkungen, Einfälle und Satiren
verroſten mir als Ladenhüter.
168. An Heinrich Voß in Heidelberg. 15
Baireut d. 13. Apr. 1821
Mein Heinrich! Welch’ ein ſtummes Jahr! Immer wartete ich mit
meiner Beantwortung deines erſten Briefs auf deinen zweiten, welchen
mir wie ſonſt, mein Geburztag [!] verſprach. Immer nichts — Gott
gebe nur, daß dein Naſenbluten, wovon Max geſchrieben, nicht Vor- 20
lauf einer Krankheit war. Auch er ſchweigt auf die Briefe meiner
Caroline. — Wäre etwa ſchon Ferienzeit und er ſchon auf der Reiſe:
ſo erfülle ſeine Pflicht gegen mich. — Dieſes mal komm’ ich ſchon im
Mai auf die Kunſtſtraſſen, die über — Heidelberg führen; wo ich
aber hauſen werde, ob in Mannheim, oder in Kreuznach oder in Karls- 25
ruhe oder in allen nach und nach, werd’ ich erſt wiſſen, wenn ich zurück
gekommen.
d. 14ten Apr.
Wieder nichts! — Wüßt’ ich nur die Urſachen des Schweigens! —
Aber wie wohl ſoll mirs thun, nach ſo langer und ſtummer Unſichtbar- 30
keit dich vor meinen Augen und Ohren zu haben! — Sind in Mann-
heim und Kreuznach Nachtigallen? Ihrentwegen und Göthe’s wegen
möcht’ ich einmal nach Weimar, wenn dieſes nicht auch ein Nachtigallen-
kirchhof jetzo wäre. — Die gute arme und reiche Koch! Gern hätt’
ich ihrem ſeltenen Herzen noch einmal gedankt. Ich wünſchte wol, — 35
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(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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