Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.nur nicht auf so wohlfeile Bedingungen, -- in ihrem Gasthofe wieder d. 15ten Apr. 25Vom Kometen hab' ich wol 300 # Seiten geschrieben, aber noch15 -- Wieder nichts! -- d. 16ten Apr. Es ist zwar noch wieder nichts, aber unter dem Schreiben kann doch nur nicht auf ſo wohlfeile Bedingungen, — in ihrem Gaſthofe wieder d. 15ten Apr. 25Vom Kometen hab’ ich wol 300 □ Seiten geſchrieben, aber noch15 — Wieder nichts! — d. 16ten Apr. Es iſt zwar noch wieder nichts, aber unter dem Schreiben kann doch <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0115" n="109"/> nur nicht auf ſo wohlfeile Bedingungen, — in ihrem Gaſthofe wieder<lb/> zu wohnen. — Auf die Noten zum Ariſtophanes freu’ ich mich <hi rendition="#g">wenig-<lb/> ſtens</hi> eben ſo ſehr als auf den Text; denn durch jene wird mir erſt dieſer.<lb/> Nach deinen philologiſchen Streitſchriften zu urtheilen, werden deine<lb/> ariſtophaniſchen ſogar noch reicher ausfallen als deine ſhakeſpearſchen;<lb n="5"/> denn Athen und deſſen Zeit kennſt du doch am beſten. Umgekehrt würde<lb/><hi rendition="#aq">Tieck</hi> zwar ſhakeſpearſche, aber nicht fünf ariſtophaniſche Noten ſo<lb/> machen können wie du. — Deine Maſkeraden-Xenien ſind allerliebſt;<lb/> und du ſcheinſt mir überhaupt — auch nach deinen Briefen und Rezen-<lb/> ſionen — deiner poetiſchen und ſatiriſchen Zeugkraft viel zu wenig zu<lb n="10"/> vertrauen und anzumuthen; — wahrlich, du könnteſt etwas machen,<lb/> zumal da du es ſchon gethan. — Mit meinen Arbeiten geht es langſam<lb/> und närriſch.</p> </div><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#aq">d. 15<hi rendition="#sup">ten</hi> Apr.</hi> </hi> </dateline><lb/> <p>Vom Kometen hab’ ich wol 300 □ Seiten geſchrieben, aber noch<lb n="15"/> nicht verbeſſert; daher er — zumal bei meinem Reiſen — ſchwerlich zu<lb/> Michaelis erſcheint. <hi rendition="#aq">Reimer</hi> wünſcht noch dazu ſeit vorgeſtern die<lb/> zweite Auflage der unſichtbaren Loge zu Johannis — gedruckt, wenn<lb/> ich nicht große Änderungen mache. Der Himmel weiß, ob ichs zu<lb/> kleinen bringe. Denn ich habe der <hi rendition="#aq">Vossischen</hi> Buchhandlung die grön-<lb n="20"/> ländiſchen Prozeſſe auf Michaelis verſprochen. Auch der <hi rendition="#aq">Katzenberger</hi><lb/> iſt vergriffen. Neue Auflagen bringen zwar Geld, aber keine Schöpfer-<lb/> freude, ſobald man nicht ganz neue Glieder, wie im <hi rendition="#aq">Siebenkäs,</hi> nach-<lb/> zeugt.</p><lb/> <p>— Wieder nichts! —</p> </div> <lb n="25"/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#aq">d. 16<hi rendition="#sup">ten</hi> Apr.</hi> </hi> </dateline><lb/> <p>Es iſt zwar noch wieder nichts, aber unter dem Schreiben kann doch<lb/> was kommen. In jedem Falle müſſen morgen meine Klageblätter fort. —<lb/><hi rendition="#aq">Max</hi> iſt in ſeinen Briefen höchſtens zu beſcheiden und mit ſeinen Fort-<lb/> ſchritten zu wenig zufrieden. Wenn er, wie du ſchriebſt, eine Geſchichte<lb n="30"/> der Philoſophie wagen zu können ſagte: ſo hätt’ ich dabei ſtehen mögen,<lb/> um ihn eine ½ Stunde lang auszulachen. Vom Hofrath <hi rendition="#aq">Gebauer</hi> ſchrieb<lb/> er mir noch nichts; aber von <hi rendition="#aq">Daub</hi> die Einſeitigkeit, daß er vom Buch-<lb/> händler nichts neues Philoſophiſches und Theologiſches ſich will<lb/> zugeſchickt wiſſen. So iſt auch <hi rendition="#aq">Kanne;</hi> ſo war <hi rendition="#aq">Fichte.</hi> So waren <hi rendition="#aq">Leib-<lb n="35"/> nitz</hi> und <hi rendition="#aq">Lessing</hi> nicht; für ſie brach ſich in jedem Buche ein Stral der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [109/0115]
nur nicht auf ſo wohlfeile Bedingungen, — in ihrem Gaſthofe wieder
zu wohnen. — Auf die Noten zum Ariſtophanes freu’ ich mich wenig-
ſtens eben ſo ſehr als auf den Text; denn durch jene wird mir erſt dieſer.
Nach deinen philologiſchen Streitſchriften zu urtheilen, werden deine
ariſtophaniſchen ſogar noch reicher ausfallen als deine ſhakeſpearſchen; 5
denn Athen und deſſen Zeit kennſt du doch am beſten. Umgekehrt würde
Tieck zwar ſhakeſpearſche, aber nicht fünf ariſtophaniſche Noten ſo
machen können wie du. — Deine Maſkeraden-Xenien ſind allerliebſt;
und du ſcheinſt mir überhaupt — auch nach deinen Briefen und Rezen-
ſionen — deiner poetiſchen und ſatiriſchen Zeugkraft viel zu wenig zu 10
vertrauen und anzumuthen; — wahrlich, du könnteſt etwas machen,
zumal da du es ſchon gethan. — Mit meinen Arbeiten geht es langſam
und närriſch.
d. 15ten Apr.
Vom Kometen hab’ ich wol 300 □ Seiten geſchrieben, aber noch 15
nicht verbeſſert; daher er — zumal bei meinem Reiſen — ſchwerlich zu
Michaelis erſcheint. Reimer wünſcht noch dazu ſeit vorgeſtern die
zweite Auflage der unſichtbaren Loge zu Johannis — gedruckt, wenn
ich nicht große Änderungen mache. Der Himmel weiß, ob ichs zu
kleinen bringe. Denn ich habe der Vossischen Buchhandlung die grön- 20
ländiſchen Prozeſſe auf Michaelis verſprochen. Auch der Katzenberger
iſt vergriffen. Neue Auflagen bringen zwar Geld, aber keine Schöpfer-
freude, ſobald man nicht ganz neue Glieder, wie im Siebenkäs, nach-
zeugt.
— Wieder nichts! —
25
d. 16ten Apr.
Es iſt zwar noch wieder nichts, aber unter dem Schreiben kann doch
was kommen. In jedem Falle müſſen morgen meine Klageblätter fort. —
Max iſt in ſeinen Briefen höchſtens zu beſcheiden und mit ſeinen Fort-
ſchritten zu wenig zufrieden. Wenn er, wie du ſchriebſt, eine Geſchichte 30
der Philoſophie wagen zu können ſagte: ſo hätt’ ich dabei ſtehen mögen,
um ihn eine ½ Stunde lang auszulachen. Vom Hofrath Gebauer ſchrieb
er mir noch nichts; aber von Daub die Einſeitigkeit, daß er vom Buch-
händler nichts neues Philoſophiſches und Theologiſches ſich will
zugeſchickt wiſſen. So iſt auch Kanne; ſo war Fichte. So waren Leib- 35
nitz und Lessing nicht; für ſie brach ſich in jedem Buche ein Stral der
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(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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