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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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Wahrheit, nur andersfarbiger. Jetzo ist jeder eine Sonne, die keine
Stralen braucht und die ihre nur zum Selberspiegeln wieder empfängt.


Heute läuft denn mein Brief ungetröstet fort. Aber inständig bitte
ich dich um eine wenn auch kurze Antwort über die Länge der Ferien, über5
deinen und Maxens Aufenthalt, da sie meine Reise im Mai bestimmt,
dessen dießjährige Schönheit ich nicht ungenossen will verfliegen
lassen. -- Böttiger hat euern Aristophanes schön in der Abendzeitung
angekündigt. -- Mein Komet erfährt allenthalben Verzögerungen,
von der Jenaer Zeitung an bis zur eleganten. -- Doch soll Köppen10
in der Münchner Lit[eratur] Zeitung mit Verstand und Güte ihn
beurtheilt haben; aber diese im vorigen Jahre als Drilling hier um-
laufende Zeitung ist in diesem nicht Einmal da. Ich soll stets passen. --
Lebe wohl, mein geliebter Heinrich; grüße herzlich deine theuern Eltern
und was euch zunächst Liebendes umgibt.15

Dein
Richter
169. An Georg Reimer in Berlin.

Mein Schweigen, guter Reimer, lag in Mangel blos an Stoff, nicht20
an Liebe. Von welchem Teufels Zaune könnt' ich irgend eine Distel der
Unzufriedenheit mit Ihnen abbrechen, der Sie durch alle Lagen durch
so schön Ihrer und meiner würdig handeln? Cotta war bei mir Ihr erster
Lobredner und Bürge; Ihre Persönlichkeit wurde der zweite; -- und so
etwas hält schon fest. -- --25

Am 3ten Kometbande hab' ich unausgesetzt gearbeitet, und etwa
300 Quartseiten fertig; aber das zweite Ueberarbeiten -- und das
weitere Fortführen und Einführen mancher Szenen -- und meine
Rhein- und Frühlingsreise machen die Erscheinung zu Michaelis un-
möglich (obwol nicht eine zur Neujahrmesse).30

Ihren andern Wunsch, der zweiten Herausgabe der unsichtbaren
Loge, kann ich erfüllen, aber doch auch nur zur Michaelis Messe. Große
Veränderungen und Zusätze kann ich zwar diesem mir so theuern und in
der Sprache der Einfachheit mir jetzo unerreichbaren Erstling meiner
romantischen Muse -- zumal ohne den Einklang mit einer noch unsicht-35

Wahrheit, nur andersfarbiger. Jetzo iſt jeder eine Sonne, die keine
Stralen braucht und die ihre nur zum Selberſpiegeln wieder empfängt.


Heute läuft denn mein Brief ungetröſtet fort. Aber inſtändig bitte
ich dich um eine wenn auch kurze Antwort über die Länge der Ferien, über5
deinen und Maxens Aufenthalt, da ſie meine Reiſe im Mai beſtimmt,
deſſen dießjährige Schönheit ich nicht ungenoſſen will verfliegen
laſſen. — Böttiger hat euern Ariſtophanes ſchön in der Abendzeitung
angekündigt. — Mein Komet erfährt allenthalben Verzögerungen,
von der Jenaer Zeitung an bis zur eleganten. — Doch ſoll Köppen10
in der Münchner Lit[eratur] Zeitung mit Verſtand und Güte ihn
beurtheilt haben; aber dieſe im vorigen Jahre als Drilling hier um-
laufende Zeitung iſt in dieſem nicht Einmal da. Ich ſoll ſtets paſſen. —
Lebe wohl, mein geliebter Heinrich; grüße herzlich deine theuern Eltern
und was euch zunächſt Liebendes umgibt.15

Dein
Richter
169. An Georg Reimer in Berlin.

Mein Schweigen, guter Reimer, lag in Mangel blos an Stoff, nicht20
an Liebe. Von welchem Teufels Zaune könnt’ ich irgend eine Diſtel der
Unzufriedenheit mit Ihnen abbrechen, der Sie durch alle Lagen durch
ſo ſchön Ihrer und meiner würdig handeln? Cotta war bei mir Ihr erſter
Lobredner und Bürge; Ihre Perſönlichkeit wurde der zweite; — und ſo
etwas hält ſchon feſt. — —25

Am 3ten Kometbande hab’ ich unausgeſetzt gearbeitet, und etwa
300 Quartſeiten fertig; aber das zweite Ueberarbeiten — und das
weitere Fortführen und Einführen mancher Szenen — und meine
Rhein- und Frühlingsreiſe machen die Erſcheinung zu Michaelis un-
möglich (obwol nicht eine zur Neujahrmeſſe).30

Ihren andern Wunſch, der zweiten Herausgabe der unſichtbaren
Loge, kann ich erfüllen, aber doch auch nur zur Michaelis Meſſe. Große
Veränderungen und Zuſätze kann ich zwar dieſem mir ſo theuern und in
der Sprache der Einfachheit mir jetzo unerreichbaren Erſtling meiner
romantiſchen Muſe — zumal ohne den Einklang mit einer noch unſicht-35

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[110/0116] Wahrheit, nur andersfarbiger. Jetzo iſt jeder eine Sonne, die keine Stralen braucht und die ihre nur zum Selberſpiegeln wieder empfängt. d. 17ten Apr. Heute läuft denn mein Brief ungetröſtet fort. Aber inſtändig bitte ich dich um eine wenn auch kurze Antwort über die Länge der Ferien, über 5 deinen und Maxens Aufenthalt, da ſie meine Reiſe im Mai beſtimmt, deſſen dießjährige Schönheit ich nicht ungenoſſen will verfliegen laſſen. — Böttiger hat euern Ariſtophanes ſchön in der Abendzeitung angekündigt. — Mein Komet erfährt allenthalben Verzögerungen, von der Jenaer Zeitung an bis zur eleganten. — Doch ſoll Köppen 10 in der Münchner Lit[eratur] Zeitung mit Verſtand und Güte ihn beurtheilt haben; aber dieſe im vorigen Jahre als Drilling hier um- laufende Zeitung iſt in dieſem nicht Einmal da. Ich ſoll ſtets paſſen. — Lebe wohl, mein geliebter Heinrich; grüße herzlich deine theuern Eltern und was euch zunächſt Liebendes umgibt. 15 Dein Richter 169. An Georg Reimer in Berlin. Baireut d. 17ten Apr. 1821 Mein Schweigen, guter Reimer, lag in Mangel blos an Stoff, nicht 20 an Liebe. Von welchem Teufels Zaune könnt’ ich irgend eine Diſtel der Unzufriedenheit mit Ihnen abbrechen, der Sie durch alle Lagen durch ſo ſchön Ihrer und meiner würdig handeln? Cotta war bei mir Ihr erſter Lobredner und Bürge; Ihre Perſönlichkeit wurde der zweite; — und ſo etwas hält ſchon feſt. — — 25 Am 3ten Kometbande hab’ ich unausgeſetzt gearbeitet, und etwa 300 Quartſeiten fertig; aber das zweite Ueberarbeiten — und das weitere Fortführen und Einführen mancher Szenen — und meine Rhein- und Frühlingsreiſe machen die Erſcheinung zu Michaelis un- möglich (obwol nicht eine zur Neujahrmeſſe). 30 Ihren andern Wunſch, der zweiten Herausgabe der unſichtbaren Loge, kann ich erfüllen, aber doch auch nur zur Michaelis Meſſe. Große Veränderungen und Zuſätze kann ich zwar dieſem mir ſo theuern und in der Sprache der Einfachheit mir jetzo unerreichbaren Erſtling meiner romantiſchen Muſe — zumal ohne den Einklang mit einer noch unſicht- 35

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/116>, abgerufen am 21.11.2024.