Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.Müllner und Hoffmann bewiesen. -- Ich belohne deine reichen Briefe 208. An Max Richter in Heidelberg.10 Baireut d. 4. Sept. 1821Mein geliebter Max! Wie oft wurde meine Reise gehindert, wie so *) Für den Winter will ich mich vorher schon durch Proben sicher stellen.35
Müllner und Hoffmann bewieſen. — Ich belohne deine reichen Briefe 208. An Max Richter in Heidelberg.10 Baireut d. 4. Sept. 1821Mein geliebter Max! Wie oft wurde meine Reiſe gehindert, wie ſo *) Für den Winter will ich mich vorher ſchon durch Proben ſicher ſtellen.35
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Müllner und Hoffmann bewieſen. — Ich belohne deine reichen Briefe
ſehr ſchlecht mit ſo dürftigen; aber das Alter regiert in mir, das immer
mehr ſprechen und weniger ſchreiben will. Meine Neuigkeiten vergeſſ’
ich. — Übrigens hab’ ich jetzo hier auch nicht Einen gelehrten Freund.
Du kannſt Gott nicht genug danken für das Leben deines Vaters. — 5
Bleibe deines ſo heiter als es liebend iſt! Und grüße die Deinigen und
Schwarz und Thiedemann und Paulus und Dapping. — Ach ich hätte
nicht ſo viele Namen herſchreiben ſollen: mein armes Sehnen kommt
wieder und der Winter ſtellt ſich mit Eisbergen davor.
208. An Max Richter in Heidelberg. 10
Eilig, da ich zugleich an
Voß geſchrieben.
Baireut d. 4. Sept. 1821
Mein geliebter Max! Wie oft wurde meine Reiſe gehindert, wie ſo
viele Freudenbeſchlüſſe gerade in dieſem Jahre, wo immer ein Wein
nach dem andern mir ſchädlicher *) war! Voß wird dir in ſeinem Briefe 15
die Hinderniſſe zu leſen geben. Übrigens bin ich eben jetzo wie der
h[eilige] Franziſkus mit fünf Wundenmalen, nämlich 5 Blutbeulen,
aber doch ſymmetriſch beſetzt. — Noch ſchwank’ ich aber, ob ich nach
Bamberg — zum Bücherleſen —, oder, (viel wahrſcheinlicher) nach
Weimar gehe zum Götheſprechen. (Beiläufig! ihr habt alle Göthen 20
über mich im Divan misverſtanden; lies z. B. nur dieſes vor vielen
Jahren geſchriebne Blättchen; auch weiß ichs ſonſt.) Zum Erſatze aber,
mein theuerer Sohn, nach deſſen Wort und Anblick ich mich ſo ſchmerz-
lich und ſo vergeblich geſehnt, reiſe du am Eden-Rheine und berauſche
dich an ſeinen Ufern, ſchon ohne die Trauben. Grüße mir, ſollteſt du bis 25
nach Mainz kommen, den edeln Mann Jung und den vollherzigen
Präſident Jakobi ſammt der Frau und den theuern Thieriot. — Dem
zurückkeh renden Kapp gib ja ganze Stöße Briefe mit und ſchreibe ſie
voraus, beſonders die beſtimmteſten Rechnungen deines Haushaltes.
Durchaus aber melde mir vorher, welche Kollegien du hören willſt, damit 30
nicht immer mein Rath nach deiner That ankomme. — Von der
Frau v. Ende mögeſt du dich ja auf ihrer Rückreiſe von Schlangenbad
nicht verſäumen laſſen! — Eben beſuchte mich hier in Schwabachers
Garten der zurückgekehrte Otto und wir waren froh zuſammen. —
*) Für den Winter will ich mich vorher ſchon durch Proben ſicher ſtellen. 35
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(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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