Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.254. An Kammerrat Miedel in München. [Kopie][Bayreuth] d. 4ten März 1822Ich komme zu Ihnen als Abgeordneten, hochzuverehrender Kammer- Dies ist das Einzige was gegenwärtiger Abgeordnete vorzutragen hat. Die Tyroler Luft- und Windarten werden Ihrer Brust nicht so gut10 Ihr reizender Garten -- aus dem ich eben schreibe -- und der Gärtner Ihr ergebner J. P. F. Richter 255. An Dr. Walther in Bayreuth. B[aireut] d. 7. März 182225Hier send' ich Ihnen, lieber H. Doktor, den scharfen, vielschneidigen, Aber ich wünschte auch etwas, nämlich Tissot über die Nerven, den Ein Zufall macht, daß ich nicht selber alles bringe. Gute Nacht! Richter 254. An Kammerrat Miedel in München. [Kopie][Bayreuth] d. 4ten März 1822Ich komme zu Ihnen als Abgeordneten, hochzuverehrender Kammer- Dies iſt das Einzige was gegenwärtiger Abgeordnete vorzutragen hat. Die Tyroler Luft- und Windarten werden Ihrer Bruſt nicht ſo gut10 Ihr reizender Garten — aus dem ich eben ſchreibe — und der Gärtner Ihr ergebner J. P. F. Richter 255. An Dr. Walther in Bayreuth. B[aireut] d. 7. März 182225Hier ſend’ ich Ihnen, lieber H. Doktor, den ſcharfen, vielſchneidigen, Aber ich wünſchte auch etwas, nämlich Tissot über die Nerven, den Ein Zufall macht, daß ich nicht ſelber alles bringe. Gute Nacht! Richter <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0163" n="156"/> <div type="letter" n="1"> <head>254. An <hi rendition="#g">Kammerrat Miedel in München.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth] d. 4<hi rendition="#sup">ten</hi> März 1822</hi> </dateline><lb/> <p>Ich komme zu Ihnen als Abgeordneten, hochzuverehrender Kammer-<lb/> rath, ſelber als ein Abgeordneter, obwol nur von einem Wahlmann<lb/> geſchickt, vom Uhrmacher <hi rendition="#g">Gewinner.</hi> Dieſer wünſcht in Ihr Haus an<lb n="5"/> dem Eremitager Thor, d. h. in die Wohnung, die zu Walpurgis ein Paar<lb/> Frauenzimmer verlaſſen, zu ziehen. Er will aber die ſeinige nicht eher<lb/> aufkündigen, als bis er Ihr Ja für die neue erhalten.</p><lb/> <p>Dies iſt das Einzige was gegenwärtiger Abgeordnete vorzutragen hat.</p><lb/> <p>Die Tyroler Luft- und Windarten werden Ihrer Bruſt nicht ſo gut<lb n="10"/> bekommen als die des Stände-Saals. Aber der Kreis gemeinſchaftlicher<lb/> und wichtiger Beſtrebungen erheitert und ſtärkt zugleich. Ueberall freuet<lb/> man ſich der ſtändiſchen Kämpfe und — Siege. Auch die pontiniſchen<lb/> Sümpfe — ich meine die Münchner Einwohner — werden geiſtig<lb/> gelüftet werden.<lb n="15"/> </p> <p>Ihr reizender Garten — aus dem ich eben ſchreibe — und der Gärtner<lb/> werden dieſesmal 1½ Monate eher fertig, ſo wie wahrſcheinlich die<lb/> Stände-Verſammlung um eben ſo viele ſpäter. — Der Blumen-Harem<lb/> freilich blüht und verblüht, wie ein orientaliſcher, ohne den Beſitzer;<lb/> die Feldheim iſt ab- und die weiße Carmel aufgeblüht. Welch’ ein<lb n="20"/> Blumenweiß! — Es gehe Ihnen recht froh! —</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr ergebner<lb/> J. P. F. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>255. An <hi rendition="#g">Dr. Walther in Bayreuth.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">B[aireut] d. 7. März 1822</hi> </dateline> <lb n="25"/> <p>Hier ſend’ ich Ihnen, lieber H. Doktor, den ſcharfen, vielſchneidigen,<lb/> leuchtenden <hi rendition="#aq">Herbart,</hi> den Sie mir wol nach 1 Woche wegen meines Ver-<lb/> ſprechens an <hi rendition="#aq">Gabler</hi> wiederſchicken werden — Und für Ihre liebe Gattin<lb/> ſend ich den <hi rendition="#aq">Siebenkaes,</hi> der beſſer als der <hi rendition="#aq">Komet,</hi> auf den <hi rendition="#aq">Hesperus</hi><lb/> folgt.<lb n="30"/> </p> <p>Aber ich wünſchte auch etwas, nämlich <hi rendition="#aq">Tissot</hi> über die Nerven, den<lb/> ich nach 30 Jahren mit ganz anderer Anwendung wiederleſen muß.</p><lb/> <p>Ein Zufall macht, daß ich nicht ſelber alles bringe. Gute Nacht!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#aq">Richter</hi> </hi> </salute> </closer> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [156/0163]
254. An Kammerrat Miedel in München.
[Bayreuth] d. 4ten März 1822
Ich komme zu Ihnen als Abgeordneten, hochzuverehrender Kammer-
rath, ſelber als ein Abgeordneter, obwol nur von einem Wahlmann
geſchickt, vom Uhrmacher Gewinner. Dieſer wünſcht in Ihr Haus an 5
dem Eremitager Thor, d. h. in die Wohnung, die zu Walpurgis ein Paar
Frauenzimmer verlaſſen, zu ziehen. Er will aber die ſeinige nicht eher
aufkündigen, als bis er Ihr Ja für die neue erhalten.
Dies iſt das Einzige was gegenwärtiger Abgeordnete vorzutragen hat.
Die Tyroler Luft- und Windarten werden Ihrer Bruſt nicht ſo gut 10
bekommen als die des Stände-Saals. Aber der Kreis gemeinſchaftlicher
und wichtiger Beſtrebungen erheitert und ſtärkt zugleich. Ueberall freuet
man ſich der ſtändiſchen Kämpfe und — Siege. Auch die pontiniſchen
Sümpfe — ich meine die Münchner Einwohner — werden geiſtig
gelüftet werden. 15
Ihr reizender Garten — aus dem ich eben ſchreibe — und der Gärtner
werden dieſesmal 1½ Monate eher fertig, ſo wie wahrſcheinlich die
Stände-Verſammlung um eben ſo viele ſpäter. — Der Blumen-Harem
freilich blüht und verblüht, wie ein orientaliſcher, ohne den Beſitzer;
die Feldheim iſt ab- und die weiße Carmel aufgeblüht. Welch’ ein 20
Blumenweiß! — Es gehe Ihnen recht froh! —
Ihr ergebner
J. P. F. Richter
255. An Dr. Walther in Bayreuth.
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Hier ſend’ ich Ihnen, lieber H. Doktor, den ſcharfen, vielſchneidigen,
leuchtenden Herbart, den Sie mir wol nach 1 Woche wegen meines Ver-
ſprechens an Gabler wiederſchicken werden — Und für Ihre liebe Gattin
ſend ich den Siebenkaes, der beſſer als der Komet, auf den Hesperus
folgt. 30
Aber ich wünſchte auch etwas, nämlich Tissot über die Nerven, den
ich nach 30 Jahren mit ganz anderer Anwendung wiederleſen muß.
Ein Zufall macht, daß ich nicht ſelber alles bringe. Gute Nacht!
Richter
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(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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