Ihren Festtag feiern heute sechs nächste Herzen mit Freude, mit Dank- gebet und Hoffnung und Wünschen. Aber auch der Fernere -- denn das Herz kennt keine Ferne -- theilt das Fest und wünschet auf der irdischen [?]5 Flucht der Freuden, der Schmerzen und der Menschen mit ihnen: Edle, lebe nicht nur froh, sondern auch recht lange!
260. An die Vossische Buchhandlung in Berlin.
[Kopie][Bayreuth, 19. März 1822]
Sie werden selber das Verdienst meiner bisherigen Geduld und des10 Ertragens von 25 Posttagen voll vergeblicher Erwartung zugestehen. Endlich muß ich mein Schweigen brechen. Erhalt' ich mit umgehender Post keine genügende Antwort: so muß ich leider gegen meine Gewohn- heit und gegen meine Wünsche zu andern Maßregeln greifen.
261. An Emanuel.15
[Bayreuth, 19. März 1822]
Guten Abend, mein Emanuel! Hier schick' ich außer dem Danke noch allerlei, das Ihnen recht sein wird, sogar eine Karte von einem Spanier. -- In keinem Jahre hab' ich noch so wenige Briefe geschrieben -- z. B. an meinen Voß noch keinen -- oder gar so wenig gesprochen20 (auf Einen Bogen ging' es), weil ich niemand sehe.
262. An Emanuel.
[Bayreuth, 20. März 1822]
Guten Morgen, mein Emanuel! Hier der Wechsel und die Conver- sazion, in die ein matter Kopf einen langen Auszug aus dem Kometen25 gemischt. -- Ihr Kind ist doch wieder gesund? -- Der Übergang in die Sommertemperatur wird nicht überall als Gesundheit gespürt werden.
263. An Professor Joh. Georg Heine in Würzburg.
[Kopie][Bayreuth, 20. März 1822]
.. Da Sie Prinzessinnen so gesund entlassen haben als wären es30 geborne Bürgerliche: so wird es Ihnen mit Bürgerlichen noch leichter glücken -- Ihnen, Heiland der Jugendwelt, vertrau' ich meinen halben
259. An Frau Joſephine von Welden in Bayreuth.
[Kopie][Bayreuth, 19. März 1822]
Ihren Feſttag feiern heute ſechs nächſte Herzen mit Freude, mit Dank- gebet und Hoffnung und Wünſchen. Aber auch der Fernere — denn das Herz kennt keine Ferne — theilt das Feſt und wünſchet auf der irdiſchen [?]5 Flucht der Freuden, der Schmerzen und der Menſchen mit ihnen: Edle, lebe nicht nur froh, ſondern auch recht lange!
260. An die Voſſiſche Buchhandlung in Berlin.
[Kopie][Bayreuth, 19. März 1822]
Sie werden ſelber das Verdienſt meiner bisherigen Geduld und des10 Ertragens von 25 Poſttagen voll vergeblicher Erwartung zugeſtehen. Endlich muß ich mein Schweigen brechen. Erhalt’ ich mit umgehender Poſt keine genügende Antwort: ſo muß ich leider gegen meine Gewohn- heit und gegen meine Wünſche zu andern Maßregeln greifen.
261. An Emanuel.15
[Bayreuth, 19. März 1822]
Guten Abend, mein Emanuel! Hier ſchick’ ich außer dem Danke noch allerlei, das Ihnen recht ſein wird, ſogar eine Karte von einem Spanier. — In keinem Jahre hab’ ich noch ſo wenige Briefe geſchrieben — z. B. an meinen Voß noch keinen — oder gar ſo wenig geſprochen20 (auf Einen Bogen ging’ es), weil ich niemand ſehe.
262. An Emanuel.
[Bayreuth, 20. März 1822]
Guten Morgen, mein Emanuel! Hier der Wechſel und die Conver- ſazion, in die ein matter Kopf einen langen Auszug aus dem Kometen25 gemiſcht. — Ihr Kind iſt doch wieder geſund? — Der Übergang in die Sommertemperatur wird nicht überall als Geſundheit geſpürt werden.
263. An Profeſſor Joh. Georg Heine in Würzburg.
[Kopie][Bayreuth, 20. März 1822]
.. Da Sie Prinzeſſinnen ſo geſund entlaſſen haben als wären es30 geborne Bürgerliche: ſo wird es Ihnen mit Bürgerlichen noch leichter glücken — Ihnen, Heiland der Jugendwelt, vertrau’ ich meinen halben
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259. An Frau Joſephine von Welden in Bayreuth.
[Bayreuth, 19. März 1822]
Ihren Feſttag feiern heute ſechs nächſte Herzen mit Freude, mit Dank-
gebet und Hoffnung und Wünſchen. Aber auch der Fernere — denn das
Herz kennt keine Ferne — theilt das Feſt und wünſchet auf der irdiſchen [?] 5
Flucht der Freuden, der Schmerzen und der Menſchen mit ihnen: Edle,
lebe nicht nur froh, ſondern auch recht lange!
260. An die Voſſiſche Buchhandlung in Berlin.
[Bayreuth, 19. März 1822]
Sie werden ſelber das Verdienſt meiner bisherigen Geduld und des 10
Ertragens von 25 Poſttagen voll vergeblicher Erwartung zugeſtehen.
Endlich muß ich mein Schweigen brechen. Erhalt’ ich mit umgehender
Poſt keine genügende Antwort: ſo muß ich leider gegen meine Gewohn-
heit und gegen meine Wünſche zu andern Maßregeln greifen.
261. An Emanuel. 15
[Bayreuth, 19. März 1822]
Guten Abend, mein Emanuel! Hier ſchick’ ich außer dem Danke
noch allerlei, das Ihnen recht ſein wird, ſogar eine Karte von einem
Spanier. — In keinem Jahre hab’ ich noch ſo wenige Briefe geſchrieben
— z. B. an meinen Voß noch keinen — oder gar ſo wenig geſprochen 20
(auf Einen Bogen ging’ es), weil ich niemand ſehe.
262. An Emanuel.
[Bayreuth, 20. März 1822]
Guten Morgen, mein Emanuel! Hier der Wechſel und die Conver-
ſazion, in die ein matter Kopf einen langen Auszug aus dem Kometen 25
gemiſcht. — Ihr Kind iſt doch wieder geſund? — Der Übergang in die
Sommertemperatur wird nicht überall als Geſundheit geſpürt werden.
263. An Profeſſor Joh. Georg Heine in Würzburg.
[Bayreuth, 20. März 1822]
.. Da Sie Prinzeſſinnen ſo geſund entlaſſen haben als wären es 30
geborne Bürgerliche: ſo wird es Ihnen mit Bürgerlichen noch leichter
glücken — Ihnen, Heiland der Jugendwelt, vertrau’ ich meinen halben
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/165>, abgerufen am 16.02.2025.
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