Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.18. An Emanuel. [Bayreuth, 13. Febr. 1820]Guten Morgen, mein Alter! Damit ich unter einem so holden obwol Dieß war vor Ihrem Blättchen geschrieben. Erst um 61/2 Uhr geh 19. An Emanuel. [Bayreuth, 20. Febr. 1820]Guten Morgen, mein Alter! Außer dem Briefchen vom trefflichen10 20. An Heinrich Voß in Heidelberg. Baireut d. 22ten Febr. 1820Mein Heinrich! Der wirst du mir doch bleiben, trotz meiner langen20 *) Auch über dieses werd' ich ohne Arzt durch meine Mittel Herr; so wie ich in
diesem Winter gegen die immer mit dem Wetterglase steigende Diarrhöe (sogar im Sommer) ein allmächtiges Einreibmittel herausgebracht.35 18. An Emanuel. [Bayreuth, 13. Febr. 1820]Guten Morgen, mein Alter! Damit ich unter einem ſo holden obwol Dieß war vor Ihrem Blättchen geſchrieben. Erſt um 6½ Uhr geh 19. An Emanuel. [Bayreuth, 20. Febr. 1820]Guten Morgen, mein Alter! Außer dem Briefchen vom trefflichen10 20. An Heinrich Voß in Heidelberg. Baireut d. 22ten Febr. 1820Mein Heinrich! Der wirſt du mir doch bleiben, trotz meiner langen20 *) Auch über dieſes werd’ ich ohne Arzt durch meine Mittel Herr; ſo wie ich in
dieſem Winter gegen die immer mit dem Wetterglaſe ſteigende Diarrhöe (ſogar im Sommer) ein allmächtiges Einreibmittel herausgebracht.35 <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0017" n="12"/> <div type="letter" n="1"> <head>18. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 13. Febr. 1820]</hi> </dateline><lb/> <p>Guten Morgen, mein Alter! Damit ich unter einem ſo holden obwol<lb/> voreiligen Himmel doch von weitem bei Ihnen bin: ſchick’ ich Ihnen<lb/> drei Briefe. Mög’ alles recht blühen und fruchten im Hauſe!<lb n="5"/> </p> <p>Dieß war vor Ihrem Blättchen geſchrieben. Erſt um 6½ Uhr geh<lb/> ich ins Sonnentheater.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>19. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 20. Febr. 1820]</hi> </dateline><lb/> <p>Guten Morgen, mein Alter! Außer dem Briefchen vom trefflichen<lb n="10"/> <hi rendition="#aq">Roth</hi> in München ſchick’ ich hier noch eine Bitte, die Ihnen leicht ent-<lb/> weder zu erfüllen oder abzuſchlagen fällt. Ich habe nämlich den Unfall,<lb/> daß mir jährlich viele Weinflaſchen nicht nur leer werden — wobei ich<lb/> freilich das Beſte thun muß — ſondern auch wegkommen, nachdem ſie<lb/> ſchon geleert ſind. Morgen iſt nun ein großes Weinabziehen. Können<lb n="15"/> Sie mir dazu nicht etwas Flaſchen leihen? Ich will ſie gern zuerſt weg-<lb/> trinken und wiederſchicken.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>20. An <hi rendition="#g">Heinrich Voß in Heidelberg.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut</hi> d. 22<hi rendition="#sup">ten</hi> Febr. 1820</hi> </dateline><lb/> <p><hi rendition="#g">Mein</hi> Heinrich! Der wirſt du mir doch bleiben, trotz meiner langen<lb n="20"/> ſtummen Sünde. Nicht Arbeiten — denn dieß geht im Winter matt bei<lb/> mir — ſondern umgekehrt mehr der Mangel an Feuer, wie an Zeit und<lb/> langen Tagen ſind ſchuld; auch das Schreiben an <hi rendition="#aq">Max</hi> und das viele<lb/> an meine Frau. Dieſe kam den 31<hi rendition="#sup">ten</hi> Jenn. zurück, nachdem ſie alles wie<lb/> ein Mann abgemacht. Nur wagt ſie leider wie ein Mann. Hinter Witten-<lb n="25"/> berg, wo alle Poſten ſtill lagen wegen der aus[ge]tretnen Elbe, fuhr ſie<lb/> 2 Stunden lang auf der vom weiten Meere bedeckten Chauſſee durch<lb/> das den Pferden an den Bauch reichende Waſſer; ein Fehltritt aus dem<lb/><hi rendition="#g">unſichtbaren</hi> Wege in den Graben begrub ſie und ſie glaubte ſich<lb/> ſchon der letzten Stunde geweiht. Der ganze Tag ihrer Ankunft miſchte<lb n="30"/> in mir Thränen entgegengeſetzter Art zuſammen, aber verklärte meinen<lb/> Glauben und Dank an die Vorſehung. — Das Podagra <note place="foot" n="*)">Auch über dieſes werd’ ich ohne Arzt durch meine Mittel Herr; ſo wie ich in<lb/> dieſem Winter gegen die immer mit dem Wetterglaſe ſteigende Diarrhöe (ſogar im<lb/> Sommer) ein allmächtiges Einreibmittel herausgebracht.<lb n="35"/> </note> oder viel-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [12/0017]
18. An Emanuel.
[Bayreuth, 13. Febr. 1820]
Guten Morgen, mein Alter! Damit ich unter einem ſo holden obwol
voreiligen Himmel doch von weitem bei Ihnen bin: ſchick’ ich Ihnen
drei Briefe. Mög’ alles recht blühen und fruchten im Hauſe! 5
Dieß war vor Ihrem Blättchen geſchrieben. Erſt um 6½ Uhr geh
ich ins Sonnentheater.
19. An Emanuel.
[Bayreuth, 20. Febr. 1820]
Guten Morgen, mein Alter! Außer dem Briefchen vom trefflichen 10
Roth in München ſchick’ ich hier noch eine Bitte, die Ihnen leicht ent-
weder zu erfüllen oder abzuſchlagen fällt. Ich habe nämlich den Unfall,
daß mir jährlich viele Weinflaſchen nicht nur leer werden — wobei ich
freilich das Beſte thun muß — ſondern auch wegkommen, nachdem ſie
ſchon geleert ſind. Morgen iſt nun ein großes Weinabziehen. Können 15
Sie mir dazu nicht etwas Flaſchen leihen? Ich will ſie gern zuerſt weg-
trinken und wiederſchicken.
20. An Heinrich Voß in Heidelberg.
Baireut d. 22ten Febr. 1820
Mein Heinrich! Der wirſt du mir doch bleiben, trotz meiner langen 20
ſtummen Sünde. Nicht Arbeiten — denn dieß geht im Winter matt bei
mir — ſondern umgekehrt mehr der Mangel an Feuer, wie an Zeit und
langen Tagen ſind ſchuld; auch das Schreiben an Max und das viele
an meine Frau. Dieſe kam den 31ten Jenn. zurück, nachdem ſie alles wie
ein Mann abgemacht. Nur wagt ſie leider wie ein Mann. Hinter Witten- 25
berg, wo alle Poſten ſtill lagen wegen der aus[ge]tretnen Elbe, fuhr ſie
2 Stunden lang auf der vom weiten Meere bedeckten Chauſſee durch
das den Pferden an den Bauch reichende Waſſer; ein Fehltritt aus dem
unſichtbaren Wege in den Graben begrub ſie und ſie glaubte ſich
ſchon der letzten Stunde geweiht. Der ganze Tag ihrer Ankunft miſchte 30
in mir Thränen entgegengeſetzter Art zuſammen, aber verklärte meinen
Glauben und Dank an die Vorſehung. — Das Podagra *) oder viel-
*) Auch über dieſes werd’ ich ohne Arzt durch meine Mittel Herr; ſo wie ich in
dieſem Winter gegen die immer mit dem Wetterglaſe ſteigende Diarrhöe (ſogar im
Sommer) ein allmächtiges Einreibmittel herausgebracht. 35
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(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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