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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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tärische Grobgeschütz baierscher Offiziere hier nicht. Indeß herrscht hier
in Freude, Kraft, Schönheit und Talent ein gewisses Mittelmaß und
Mittelgut. Eine seltene Ruhe überzog so viele 100 Menschen im "großen
Garten", einem Lustorte wo ich leider auch die Todtenbeschau auszu-
halten hatte. -- Eine Dame, die früher schöner gewesen, trat ohne Gruß5
an mich und sagte: ich solle sprechen, sie wolle blos meinen Ton hören.
Als ich toll genug antwortete und ihren Namen verlangte: sagte sie,
sie sag' ihn nicht, sie wolle wiederkommen und mich zu ihrem Sohne
führen. Aber mein Ponto brachte sie auf eine 1/4 stündige Erzählung
ihres verlornen Pintscher (Hundes). Sie kam wieder, führte mich zum10
Sohne, und zu zwei sehr schönen Mädchen -- wieder nur Taufnamen
von allen -- und wieder eine 1/4 stündige Erzählung von ihrer Krank-
heit -- Zuletzt erzwang ich den Namen: Frau von Bornstädt und
Fräulein von Lichtenstein -- Und so wars vor der Hand aus; die
Erzählung wird mir zu lang. Die Uthe's und andere lachten sehr15
darüber, über den Pintscher und die Frau.

-- Erkundige dich vor der Hand (denn das Ende naht) recht nach
einem heitern Kutscher, der mich in 3 Tagen heimbringt. Bei Krotz
darf es aber der nicht sein, der mich nach Turnau führte. Alles Weggeld
zahl' ich, weil im andern Falle der Mensch bei jeder parziellen Zahlung,20
der ich doch im Ganzen vorausgegeben, mir zu schenken und seinen Herrn
zu opfern glaubt. Aber sein Futter soll er zahlen. -- Sogar 40 fl. ohne
das Weggeld ist nicht zuviel. -- Was hab' ich der Magd mitzubringen?
-- Sei so gut und fülle mir von der Tramplerin Bier. Auch der Wein
wird aufzufüllen sein. Was soll ich Wohlfeiles der Emma über-25
reichen? --

Morgen fahr' ich zum 2ten male mit Uthes auf das Land zu einer
herrlichen Familie Schwarz, die ihren Wein- und Landsitz Friedstein
nennt. Er -- ein reicher Vertrauter des russischen Kaisers -- baute
seinem vortrefflichen Vater ein Haus neben seinem -- die Gegend ist30
göttlich -- die Familie mit Frau und Tochter und einer Wittwe der
Frieden selber -- -- Es kommt doch kein Frühling mehr in das wunde
Herz eines alten Mannes.

Zu einem Begriffe von meinem Treiben und Getriebenwerden stehe
nur die nächste Zukunft hier: Mittags zu Schütz, dann nachmittag an35
öffentl. Ort Finlether, indeß eben die Reck auf abend zum Thee wegen
der gestern angekommenen Sagan einlädt -- morgen nach Friedstein --

täriſche Grobgeſchütz baierſcher Offiziere hier nicht. Indeß herrſcht hier
in Freude, Kraft, Schönheit und Talent ein gewiſſes Mittelmaß und
Mittelgut. Eine ſeltene Ruhe überzog ſo viele 100 Menſchen im „großen
Garten“, einem Luſtorte wo ich leider auch die Todtenbeſchau auszu-
halten hatte. — Eine Dame, die früher ſchöner geweſen, trat ohne Gruß5
an mich und ſagte: ich ſolle ſprechen, ſie wolle blos meinen Ton hören.
Als ich toll genug antwortete und ihren Namen verlangte: ſagte ſie,
ſie ſag’ ihn nicht, ſie wolle wiederkommen und mich zu ihrem Sohne
führen. Aber mein Ponto brachte ſie auf eine ¼ ſtündige Erzählung
ihres verlornen Pintſcher (Hundes). Sie kam wieder, führte mich zum10
Sohne, und zu zwei ſehr ſchönen Mädchen — wieder nur Taufnamen
von allen — und wieder eine ¼ ſtündige Erzählung von ihrer Krank-
heit — Zuletzt erzwang ich den Namen: Frau von Bornstädt und
Fräulein von Lichtenstein — Und ſo wars vor der Hand aus; die
Erzählung wird mir zu lang. Die Uthe’s und andere lachten ſehr15
darüber, über den Pintſcher und die Frau.

— Erkundige dich vor der Hand (denn das Ende naht) recht nach
einem heitern Kutſcher, der mich in 3 Tagen heimbringt. Bei Krotz
darf es aber der nicht ſein, der mich nach Turnau führte. Alles Weggeld
zahl’ ich, weil im andern Falle der Menſch bei jeder parziellen Zahlung,20
der ich doch im Ganzen vorausgegeben, mir zu ſchenken und ſeinen Herrn
zu opfern glaubt. Aber ſein Futter ſoll er zahlen. — Sogar 40 fl. ohne
das Weggeld iſt nicht zuviel. — Was hab’ ich der Magd mitzubringen?
— Sei ſo gut und fülle mir von der Tramplerin Bier. Auch der Wein
wird aufzufüllen ſein. Was ſoll ich Wohlfeiles der Emma über-25
reichen? —

Morgen fahr’ ich zum 2ten male mit Uthes auf das Land zu einer
herrlichen Familie Schwarz, die ihren Wein- und Landſitz Friedstein
nennt. Er — ein reicher Vertrauter des ruſſiſchen Kaiſers — baute
ſeinem vortrefflichen Vater ein Haus neben ſeinem — die Gegend iſt30
göttlich — die Familie mit Frau und Tochter und einer Wittwe der
Frieden ſelber — — Es kommt doch kein Frühling mehr in das wunde
Herz eines alten Mannes.

Zu einem Begriffe von meinem Treiben und Getriebenwerden ſtehe
nur die nächſte Zukunft hier: Mittags zu Schütz, dann nachmittag an35
öffentl. Ort Finlether, indeß eben die Reck auf abend zum Thée wegen
der geſtern angekommenen Sagan einlädt — morgen nach Friedstein

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[174/0181] täriſche Grobgeſchütz baierſcher Offiziere hier nicht. Indeß herrſcht hier in Freude, Kraft, Schönheit und Talent ein gewiſſes Mittelmaß und Mittelgut. Eine ſeltene Ruhe überzog ſo viele 100 Menſchen im „großen Garten“, einem Luſtorte wo ich leider auch die Todtenbeſchau auszu- halten hatte. — Eine Dame, die früher ſchöner geweſen, trat ohne Gruß 5 an mich und ſagte: ich ſolle ſprechen, ſie wolle blos meinen Ton hören. Als ich toll genug antwortete und ihren Namen verlangte: ſagte ſie, ſie ſag’ ihn nicht, ſie wolle wiederkommen und mich zu ihrem Sohne führen. Aber mein Ponto brachte ſie auf eine ¼ ſtündige Erzählung ihres verlornen Pintſcher (Hundes). Sie kam wieder, führte mich zum 10 Sohne, und zu zwei ſehr ſchönen Mädchen — wieder nur Taufnamen von allen — und wieder eine ¼ ſtündige Erzählung von ihrer Krank- heit — Zuletzt erzwang ich den Namen: Frau von Bornstädt und Fräulein von Lichtenstein — Und ſo wars vor der Hand aus; die Erzählung wird mir zu lang. Die Uthe’s und andere lachten ſehr 15 darüber, über den Pintſcher und die Frau. — Erkundige dich vor der Hand (denn das Ende naht) recht nach einem heitern Kutſcher, der mich in 3 Tagen heimbringt. Bei Krotz darf es aber der nicht ſein, der mich nach Turnau führte. Alles Weggeld zahl’ ich, weil im andern Falle der Menſch bei jeder parziellen Zahlung, 20 der ich doch im Ganzen vorausgegeben, mir zu ſchenken und ſeinen Herrn zu opfern glaubt. Aber ſein Futter ſoll er zahlen. — Sogar 40 fl. ohne das Weggeld iſt nicht zuviel. — Was hab’ ich der Magd mitzubringen? — Sei ſo gut und fülle mir von der Tramplerin Bier. Auch der Wein wird aufzufüllen ſein. Was ſoll ich Wohlfeiles der Emma über- 25 reichen? — Morgen fahr’ ich zum 2ten male mit Uthes auf das Land zu einer herrlichen Familie Schwarz, die ihren Wein- und Landſitz Friedstein nennt. Er — ein reicher Vertrauter des ruſſiſchen Kaiſers — baute ſeinem vortrefflichen Vater ein Haus neben ſeinem — die Gegend iſt 30 göttlich — die Familie mit Frau und Tochter und einer Wittwe der Frieden ſelber — — Es kommt doch kein Frühling mehr in das wunde Herz eines alten Mannes. Zu einem Begriffe von meinem Treiben und Getriebenwerden ſtehe nur die nächſte Zukunft hier: Mittags zu Schütz, dann nachmittag an 35 öffentl. Ort Finlether, indeß eben die Reck auf abend zum Thée wegen der geſtern angekommenen Sagan einlädt — morgen nach Friedstein —

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/181>, abgerufen am 21.11.2024.