Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.Freunden, der mich umkreiset, sperrt mich hier ein und läßt mich nicht aus 294. An Frau von Boguslawski in Dresden. Dresden d. 30ten Mai 18225Ihre schöne Morgengabe von Blumen werd' ich heute genießen und Ihre Frage über den in einen dunkeln Krankenkörper eingemauerten10 Der Ihrige Jean Paul Fr. Richter20 295. An Karoline Richter. Dresden d. 28. Mai <Dienst.> 1822Meine gute Karoline! Diesen ganzen schönen Morgen mußt' ich Freunden, der mich umkreiſet, ſperrt mich hier ein und läßt mich nicht aus 294. An Frau von Boguſlawſki in Dresden. Dresden d. 30ten Mai 18225Ihre ſchöne Morgengabe von Blumen werd’ ich heute genießen und Ihre Frage über den in einen dunkeln Krankenkörper eingemauerten10 Der Ihrige Jean Paul Fr. Richter20 295. An Karoline Richter. Dresden d. 28. Mai <Dienſt.> 1822Meine gute Karoline! Dieſen ganzen ſchönen Morgen mußt’ ich <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0188" n="181"/> Freunden, der mich umkreiſet, ſperrt mich hier ein und läßt mich nicht aus<lb/> einem Kreiſe [?] in den andern überſpringen. Jetzo können Sie in jedem<lb/> Fall mich zum Zurückbringen der theuern Briefe <hi rendition="#aq">Wagners</hi> benützen.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>294. An <hi rendition="#g">Frau von Boguſlawſki in Dresden.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Dresden</hi> d. 30<hi rendition="#sup">ten</hi> Mai 1822</hi> </dateline> <lb n="5"/> <p>Ihre ſchöne Morgengabe von Blumen werd’ ich heute genießen und<lb/> magnetiſieren, nach dem ſie mich magnetiſiert. Nur Eine weiße Roſe<lb/> erlauben Sie mir zurückzubehalten, damit auch <hi rendition="#g">mir</hi> ein Andenken<lb/> bleibe.</p><lb/> <p>Ihre Frage über den in einen dunkeln Krankenkörper eingemauerten<lb n="10"/> Geiſt haben ſchon längſt hundert Somnambülen beantwortet, welche<lb/> nach jedem Erwachen ihren geiſtigen Glanz und ihre Erhabenheit über<lb/> ſich und andere einbüßen und mit jedem Einſchlafen alles wiedererhalten,<lb/> und zwar jeden Tag. Mithin konnte der während der körperlichen Ver-<lb/> finſterung überhüllte Lichtgeiſt nicht untergegangen ſein, weil er ſonſt<lb n="15"/> nicht hätte wieder aufgehen können. — Es geh’ Ihnen und Ihrer<lb/> Albertina und Auguſta wohl und jeder Morgen bringe Ihnen Blumen<lb/> aller Art!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Der Ihrige<lb/> Jean Paul Fr. Richter<lb n="20"/> </hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>295. An <hi rendition="#g">Karoline Richter.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Dresden</hi> d. 28. Mai <Dienſt.> 1822</hi> </dateline><lb/> <p>Meine gute Karoline! Dieſen ganzen ſchönen Morgen mußt’ ich<lb/> immer an dich mit zu großer Sehnſucht denken, weil ich geſtern keinen<lb/> Brief von dir bekommen; und die Zeit bis zum Freitage wird mir<lb n="25"/> ſchmerzlich langſam fortrücken. Unſäglich freu’ ich mich auf unſer<lb/> Wiederzuſammenleben; die weiblichen Weſen hier, obwol gutmüthig<lb/> und angenehm, aber wenig ausgezeichnet durch Feuer und ſelten durch<lb/> Geſtalt, machen mein Heimweh nach dir nur reger. — Geſtern vergaß<lb/> ich über die getäuſchte Hoffnung eines Briefs meine theuere <hi rendition="#aq">Welden</hi> zu<lb n="30"/> grüßen und <hi rendition="#aq">Otto</hi> und <hi rendition="#aq">Emanuel. — Chezy</hi> hat durch ihren weiblich-<lb/> unſittlichen Wandel ihre geſelligen Verhältniſſe verſcherzt. <hi rendition="#aq">Wolke’s</hi><lb/> wegen aß ich einmal bei ihr; und bereu’ es faſt, ſeitdem ich ihr Leben<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [181/0188]
Freunden, der mich umkreiſet, ſperrt mich hier ein und läßt mich nicht aus
einem Kreiſe [?] in den andern überſpringen. Jetzo können Sie in jedem
Fall mich zum Zurückbringen der theuern Briefe Wagners benützen.
294. An Frau von Boguſlawſki in Dresden.
Dresden d. 30ten Mai 1822 5
Ihre ſchöne Morgengabe von Blumen werd’ ich heute genießen und
magnetiſieren, nach dem ſie mich magnetiſiert. Nur Eine weiße Roſe
erlauben Sie mir zurückzubehalten, damit auch mir ein Andenken
bleibe.
Ihre Frage über den in einen dunkeln Krankenkörper eingemauerten 10
Geiſt haben ſchon längſt hundert Somnambülen beantwortet, welche
nach jedem Erwachen ihren geiſtigen Glanz und ihre Erhabenheit über
ſich und andere einbüßen und mit jedem Einſchlafen alles wiedererhalten,
und zwar jeden Tag. Mithin konnte der während der körperlichen Ver-
finſterung überhüllte Lichtgeiſt nicht untergegangen ſein, weil er ſonſt 15
nicht hätte wieder aufgehen können. — Es geh’ Ihnen und Ihrer
Albertina und Auguſta wohl und jeder Morgen bringe Ihnen Blumen
aller Art!
Der Ihrige
Jean Paul Fr. Richter 20
295. An Karoline Richter.
Dresden d. 28. Mai <Dienſt.> 1822
Meine gute Karoline! Dieſen ganzen ſchönen Morgen mußt’ ich
immer an dich mit zu großer Sehnſucht denken, weil ich geſtern keinen
Brief von dir bekommen; und die Zeit bis zum Freitage wird mir 25
ſchmerzlich langſam fortrücken. Unſäglich freu’ ich mich auf unſer
Wiederzuſammenleben; die weiblichen Weſen hier, obwol gutmüthig
und angenehm, aber wenig ausgezeichnet durch Feuer und ſelten durch
Geſtalt, machen mein Heimweh nach dir nur reger. — Geſtern vergaß
ich über die getäuſchte Hoffnung eines Briefs meine theuere Welden zu 30
grüßen und Otto und Emanuel. — Chezy hat durch ihren weiblich-
unſittlichen Wandel ihre geſelligen Verhältniſſe verſcherzt. Wolke’s
wegen aß ich einmal bei ihr; und bereu’ es faſt, ſeitdem ich ihr Leben
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(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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