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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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Freunden, der mich umkreiset, sperrt mich hier ein und läßt mich nicht aus
einem Kreise [?] in den andern überspringen. Jetzo können Sie in jedem
Fall mich zum Zurückbringen der theuern Briefe Wagners benützen.

294. An Frau von Boguslawski in Dresden.
5

Ihre schöne Morgengabe von Blumen werd' ich heute genießen und
magnetisieren, nach dem sie mich magnetisiert. Nur Eine weiße Rose
erlauben Sie mir zurückzubehalten, damit auch mir ein Andenken
bleibe.

Ihre Frage über den in einen dunkeln Krankenkörper eingemauerten10
Geist haben schon längst hundert Somnambülen beantwortet, welche
nach jedem Erwachen ihren geistigen Glanz und ihre Erhabenheit über
sich und andere einbüßen und mit jedem Einschlafen alles wiedererhalten,
und zwar jeden Tag. Mithin konnte der während der körperlichen Ver-
finsterung überhüllte Lichtgeist nicht untergegangen sein, weil er sonst15
nicht hätte wieder aufgehen können. -- Es geh' Ihnen und Ihrer
Albertina und Augusta wohl und jeder Morgen bringe Ihnen Blumen
aller Art!

Der Ihrige
Jean Paul Fr. Richter20
295. An Karoline Richter.

Meine gute Karoline! Diesen ganzen schönen Morgen mußt' ich
immer an dich mit zu großer Sehnsucht denken, weil ich gestern keinen
Brief von dir bekommen; und die Zeit bis zum Freitage wird mir25
schmerzlich langsam fortrücken. Unsäglich freu' ich mich auf unser
Wiederzusammenleben; die weiblichen Wesen hier, obwol gutmüthig
und angenehm, aber wenig ausgezeichnet durch Feuer und selten durch
Gestalt, machen mein Heimweh nach dir nur reger. -- Gestern vergaß
ich über die getäuschte Hoffnung eines Briefs meine theuere Welden zu30
grüßen und Otto und Emanuel. -- Chezy hat durch ihren weiblich-
unsittlichen Wandel ihre geselligen Verhältnisse verscherzt. Wolke's
wegen aß ich einmal bei ihr; und bereu' es fast, seitdem ich ihr Leben

Freunden, der mich umkreiſet, ſperrt mich hier ein und läßt mich nicht aus
einem Kreiſe [?] in den andern überſpringen. Jetzo können Sie in jedem
Fall mich zum Zurückbringen der theuern Briefe Wagners benützen.

294. An Frau von Boguſlawſki in Dresden.
5

Ihre ſchöne Morgengabe von Blumen werd’ ich heute genießen und
magnetiſieren, nach dem ſie mich magnetiſiert. Nur Eine weiße Roſe
erlauben Sie mir zurückzubehalten, damit auch mir ein Andenken
bleibe.

Ihre Frage über den in einen dunkeln Krankenkörper eingemauerten10
Geiſt haben ſchon längſt hundert Somnambülen beantwortet, welche
nach jedem Erwachen ihren geiſtigen Glanz und ihre Erhabenheit über
ſich und andere einbüßen und mit jedem Einſchlafen alles wiedererhalten,
und zwar jeden Tag. Mithin konnte der während der körperlichen Ver-
finſterung überhüllte Lichtgeiſt nicht untergegangen ſein, weil er ſonſt15
nicht hätte wieder aufgehen können. — Es geh’ Ihnen und Ihrer
Albertina und Auguſta wohl und jeder Morgen bringe Ihnen Blumen
aller Art!

Der Ihrige
Jean Paul Fr. Richter20
295. An Karoline Richter.

Meine gute Karoline! Dieſen ganzen ſchönen Morgen mußt’ ich
immer an dich mit zu großer Sehnſucht denken, weil ich geſtern keinen
Brief von dir bekommen; und die Zeit bis zum Freitage wird mir25
ſchmerzlich langſam fortrücken. Unſäglich freu’ ich mich auf unſer
Wiederzuſammenleben; die weiblichen Weſen hier, obwol gutmüthig
und angenehm, aber wenig ausgezeichnet durch Feuer und ſelten durch
Geſtalt, machen mein Heimweh nach dir nur reger. — Geſtern vergaß
ich über die getäuſchte Hoffnung eines Briefs meine theuere Welden zu30
grüßen und Otto und Emanuel. — Chezy hat durch ihren weiblich-
unſittlichen Wandel ihre geſelligen Verhältniſſe verſcherzt. Wolke’s
wegen aß ich einmal bei ihr; und bereu’ es faſt, ſeitdem ich ihr Leben

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[181/0188] Freunden, der mich umkreiſet, ſperrt mich hier ein und läßt mich nicht aus einem Kreiſe [?] in den andern überſpringen. Jetzo können Sie in jedem Fall mich zum Zurückbringen der theuern Briefe Wagners benützen. 294. An Frau von Boguſlawſki in Dresden. Dresden d. 30ten Mai 1822 5 Ihre ſchöne Morgengabe von Blumen werd’ ich heute genießen und magnetiſieren, nach dem ſie mich magnetiſiert. Nur Eine weiße Roſe erlauben Sie mir zurückzubehalten, damit auch mir ein Andenken bleibe. Ihre Frage über den in einen dunkeln Krankenkörper eingemauerten 10 Geiſt haben ſchon längſt hundert Somnambülen beantwortet, welche nach jedem Erwachen ihren geiſtigen Glanz und ihre Erhabenheit über ſich und andere einbüßen und mit jedem Einſchlafen alles wiedererhalten, und zwar jeden Tag. Mithin konnte der während der körperlichen Ver- finſterung überhüllte Lichtgeiſt nicht untergegangen ſein, weil er ſonſt 15 nicht hätte wieder aufgehen können. — Es geh’ Ihnen und Ihrer Albertina und Auguſta wohl und jeder Morgen bringe Ihnen Blumen aller Art! Der Ihrige Jean Paul Fr. Richter 20 295. An Karoline Richter. Dresden d. 28. Mai <Dienſt.> 1822 Meine gute Karoline! Dieſen ganzen ſchönen Morgen mußt’ ich immer an dich mit zu großer Sehnſucht denken, weil ich geſtern keinen Brief von dir bekommen; und die Zeit bis zum Freitage wird mir 25 ſchmerzlich langſam fortrücken. Unſäglich freu’ ich mich auf unſer Wiederzuſammenleben; die weiblichen Weſen hier, obwol gutmüthig und angenehm, aber wenig ausgezeichnet durch Feuer und ſelten durch Geſtalt, machen mein Heimweh nach dir nur reger. — Geſtern vergaß ich über die getäuſchte Hoffnung eines Briefs meine theuere Welden zu 30 grüßen und Otto und Emanuel. — Chezy hat durch ihren weiblich- unſittlichen Wandel ihre geſelligen Verhältniſſe verſcherzt. Wolke’s wegen aß ich einmal bei ihr; und bereu’ es faſt, ſeitdem ich ihr Leben

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/188>, abgerufen am 21.11.2024.