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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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erhoben hat mich nichts mehr als Elisa Recke, da sie bei der Ende für
meinen Geburttagwunsch auf einmal begeistert meine Hände an ihre
Brust drückte, Du sagte und dankte und mir die Stirn küßte. -- Ende
gedachte, wie natürlich, nie des Carove-schen Streits.

-- Die Kirchenmusik vom großen Hasse ist wie eine neue Welt auf5
mich gestürzt, ein wogendes Tonmeer, das sich doch wie ein Strom nach
Einer Richtung bewegt. Lange, lange hab' ich solche Sänger und einen
solchen Künstler nicht gehört. Wie gönnte ich deinem Ohre und deinem
Herzen einen solchen Himmel wie deinem Auge den hiesigen Bilder-
himmel! Und bekommen wirst du ihn einmal auch gewiß.

10

Bei dem Gastmal im Stern bekam ich von Ammon die feierliche
Zusage eines Stipendiums für Richard. -- Nur einige male as ich bei
Minna Mittags; und so 2 mal im Gasthofe. -- Der herrliche Schütz,
der seiner Engländerin ein besonderes Haus ganz nach englischer Bau-15
art außer Dresden schaffen ließ, schenkte mir 6 Bouteillen engl. Ale
(Oel) und 1 Büchse engl. Senfpulver, das nirgend hier zu finden ist.
Etwas Besseres genoß ich nie und wir können künftig bei unsern Gast-
malen damit wahrhaft glänzen, wenn wir vollends das Rindfleisch
und die Gäste dazu setzen wollten. -- Der berühmte Professor Vogel20
will mich malen; noch scheu' ich das Sitzen.

-- -- Leider ist nichts angekommen; vielleicht durch Post-Schuld.
Die am Mittwoch und Donnerstag aufgegebnen Briefe laufen am
schnell[st]en; die am Freitag 8 Tage. Gott gebe nur, daß du mir mein
ganzes Glück -- dich -- unversehrt wiedergeben kannst. -- Der guten25
Emma kann ich aus Mangel eurer Briefe jetzo nichts schreiben. Mein
letzter ging Montags (den 20ten) ab. -- Lebe froh, liebes theures Herz!

Richter
293. An C. B. von Miltitz in Scharffenberg.
[Kopie]30

Sollen wir uns denn immer verfehlen, sogar in der Nähe? Seit
einigen Wochen bin ich in der Ihrigen und hoffe immer vergeblich auf
einen Glückfall, der uns zusammenführt. Der Strom von Freuden und

erhoben hat mich nichts mehr als Eliſa Recke, da ſie bei der Ende für
meinen Geburttagwunſch auf einmal begeiſtert meine Hände an ihre
Bruſt drückte, Du ſagte und dankte und mir die Stirn küßte. — Ende
gedachte, wie natürlich, nie des Carové-schen Streits.

— Die Kirchenmuſik vom großen Hasse iſt wie eine neue Welt auf5
mich geſtürzt, ein wogendes Tonmeer, das ſich doch wie ein Strom nach
Einer Richtung bewegt. Lange, lange hab’ ich ſolche Sänger und einen
ſolchen Künſtler nicht gehört. Wie gönnte ich deinem Ohre und deinem
Herzen einen ſolchen Himmel wie deinem Auge den hieſigen Bilder-
himmel! Und bekommen wirſt du ihn einmal auch gewiß.

10

Bei dem Gaſtmal im Stern bekam ich von Ammon die feierliche
Zuſage eines Stipendiums für Richard. — Nur einige male as ich bei
Minna Mittags; und ſo 2 mal im Gaſthofe. — Der herrliche Schütz,
der ſeiner Engländerin ein beſonderes Haus ganz nach engliſcher Bau-15
art außer Dresden ſchaffen ließ, ſchenkte mir 6 Bouteillen engl. Ale
(Oel) und 1 Büchſe engl. Senfpulver, das nirgend hier zu finden iſt.
Etwas Beſſeres genoß ich nie und wir können künftig bei unſern Gaſt-
malen damit wahrhaft glänzen, wenn wir vollends das Rindfleiſch
und die Gäſte dazu ſetzen wollten. — Der berühmte Profeſſor Vogel20
will mich malen; noch ſcheu’ ich das Sitzen.

— — Leider iſt nichts angekommen; vielleicht durch Poſt-Schuld.
Die am Mittwoch und Donnerſtag aufgegebnen Briefe laufen am
ſchnell[ſt]en; die am Freitag 8 Tage. Gott gebe nur, daß du mir mein
ganzes Glück — dich — unverſehrt wiedergeben kannſt. — Der guten25
Emma kann ich aus Mangel eurer Briefe jetzo nichts ſchreiben. Mein
letzter ging Montags (den 20ten) ab. — Lebe froh, liebes theures Herz!

Richter
293. An C. B. von Miltitz in Scharffenberg.
[Kopie]30

Sollen wir uns denn immer verfehlen, ſogar in der Nähe? Seit
einigen Wochen bin ich in der Ihrigen und hoffe immer vergeblich auf
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[180/0187] erhoben hat mich nichts mehr als Eliſa Recke, da ſie bei der Ende für meinen Geburttagwunſch auf einmal begeiſtert meine Hände an ihre Bruſt drückte, Du ſagte und dankte und mir die Stirn küßte. — Ende gedachte, wie natürlich, nie des Carové-schen Streits. — Die Kirchenmuſik vom großen Hasse iſt wie eine neue Welt auf 5 mich geſtürzt, ein wogendes Tonmeer, das ſich doch wie ein Strom nach Einer Richtung bewegt. Lange, lange hab’ ich ſolche Sänger und einen ſolchen Künſtler nicht gehört. Wie gönnte ich deinem Ohre und deinem Herzen einen ſolchen Himmel wie deinem Auge den hieſigen Bilder- himmel! Und bekommen wirſt du ihn einmal auch gewiß. 10 d. 27ten Mai <Montag> Bei dem Gaſtmal im Stern bekam ich von Ammon die feierliche Zuſage eines Stipendiums für Richard. — Nur einige male as ich bei Minna Mittags; und ſo 2 mal im Gaſthofe. — Der herrliche Schütz, der ſeiner Engländerin ein beſonderes Haus ganz nach engliſcher Bau- 15 art außer Dresden ſchaffen ließ, ſchenkte mir 6 Bouteillen engl. Ale (Oel) und 1 Büchſe engl. Senfpulver, das nirgend hier zu finden iſt. Etwas Beſſeres genoß ich nie und wir können künftig bei unſern Gaſt- malen damit wahrhaft glänzen, wenn wir vollends das Rindfleiſch und die Gäſte dazu ſetzen wollten. — Der berühmte Profeſſor Vogel 20 will mich malen; noch ſcheu’ ich das Sitzen. — — Leider iſt nichts angekommen; vielleicht durch Poſt-Schuld. Die am Mittwoch und Donnerſtag aufgegebnen Briefe laufen am ſchnell[ſt]en; die am Freitag 8 Tage. Gott gebe nur, daß du mir mein ganzes Glück — dich — unverſehrt wiedergeben kannſt. — Der guten 25 Emma kann ich aus Mangel eurer Briefe jetzo nichts ſchreiben. Mein letzter ging Montags (den 20ten) ab. — Lebe froh, liebes theures Herz! Richter 293. An C. B. von Miltitz in Scharffenberg. [Dresden, 27. Mai 1822] 30 Sollen wir uns denn immer verfehlen, ſogar in der Nähe? Seit einigen Wochen bin ich in der Ihrigen und hoffe immer vergeblich auf einen Glückfall, der uns zuſammenführt. Der Strom von Freuden und

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/187>, abgerufen am 21.11.2024.