Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.letzte Wort haben, ob ich gleich nichts anders sage und wünsche als alle *306. In Dorothea Tiecks Stammbuch. [Kopie?][Dresden, Juni 1822]5Dichter sind Flötenuhren. Der rechte Dichter singt immer die Flüchtig- Zum Andenken an die holde Tochter eines dichterischen Vaters.10 *307. In Frau Aderholds Stammbuch. [Dresden, 12. Juni 1822]Es ist nicht schwer, mit Hut und Kleid im Theezirkel zu glänzen -- Seiner freundlichen Wirthin, die15 ihm das Heimkehren stets so an- genehm machte, als den Meisten das Ausgehen ist, zum Andenken geschrieben von J. P. Fr. Richter20 308. An Ludwig Tieck in Dresden. Dresden d. 12 Jun. 1822Mein geliebter Tieck! In der äußerlich ausgeleerten, aber innerlich letzte Wort haben, ob ich gleich nichts anders ſage und wünſche als alle *306. In Dorothea Tiecks Stammbuch. [Kopie?][Dresden, Juni 1822]5Dichter ſind Flötenuhren. Der rechte Dichter ſingt immer die Flüchtig- Zum Andenken an die holde Tochter eines dichteriſchen Vaters.10 *307. In Frau Aderholds Stammbuch. [Dresden, 12. Juni 1822]Es iſt nicht ſchwer, mit Hut und Kleid im Theezirkel zu glänzen — Seiner freundlichen Wirthin, die15 ihm das Heimkehren ſtets ſo an- genehm machte, als den Meiſten das Ausgehen iſt, zum Andenken geſchrieben von J. P. Fr. Richter20 308. An Ludwig Tieck in Dresden. Dresden d. 12 Jun. 1822Mein geliebter Tieck! In der äußerlich ausgeleerten, aber innerlich <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0195" n="187"/> letzte Wort haben, ob ich gleich nichts anders ſage und wünſche als alle<lb/> frühere Verfaſſer dieſes Stammbuchs, nämlich den innigſten Wunſch<lb/> des ſchönſten Glücks für Agnes Tieck.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>*306. In <hi rendition="#g">Dorothea Tiecks Stammbuch.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie?]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Dresden, Juni 1822]</hi> </dateline> <lb n="5"/> <p>Dichter ſind Flötenuhren. Der rechte Dichter ſingt immer die Flüchtig-<lb/> keit und die Schönheit des Lebens; wie die Flötenuhr zeigt er nur<lb/> unter Melodien die entflogenen Stunden an.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Zum Andenken an die holde Tochter<lb/> eines dichteriſchen Vaters.<lb n="10"/> </hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>*307. In <hi rendition="#g">Frau Aderholds Stammbuch.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Dresden, 12. Juni 1822]</hi> </dateline><lb/> <p>Es iſt nicht ſchwer, mit Hut und Kleid im Theezirkel zu glänzen —<lb/> aber nicht leicht iſt es, allen Pflichten der Häuslichkeit zu genügen.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Seiner freundlichen Wirthin, die<lb n="15"/> ihm das Heimkehren ſtets ſo an-<lb/> genehm machte, als den Meiſten<lb/> das Ausgehen iſt, zum Andenken<lb/> geſchrieben von<lb/> J. P. Fr. Richter<lb n="20"/> </hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>308. An <hi rendition="#g">Ludwig Tieck in Dresden.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Dresden d. 12 Jun.</hi> 1822</hi> </dateline><lb/> <p>Mein geliebter Tieck! In der äußerlich ausgeleerten, aber innerlich<lb/> überfüllten Stunde nach dem Einpacken will ich mir ſanft thun, daß<lb/> ich an Sie meine letzten Worte richte. Denn ich will meine Rührung aus-<lb n="25"/> ſprechen über geſtern, über das ſchöne poetiſche Allerſeelenfeſt blos für<lb/> Eine Seele, welche aber durch den Abſchiedabend zu ſtark und tief würde<lb/> bewegt worden ſein; daher das zufällige, durch Wärme- und Reiſe-<lb/> Ermattung und andere Kleinigkeiten erzwungne Ausbleiben beinahe<lb/> ein halbes Glück in dieſem zu großen war. Und Ihnen, mein theuerer<lb n="30"/><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [187/0195]
letzte Wort haben, ob ich gleich nichts anders ſage und wünſche als alle
frühere Verfaſſer dieſes Stammbuchs, nämlich den innigſten Wunſch
des ſchönſten Glücks für Agnes Tieck.
*306. In Dorothea Tiecks Stammbuch.
[Dresden, Juni 1822] 5
Dichter ſind Flötenuhren. Der rechte Dichter ſingt immer die Flüchtig-
keit und die Schönheit des Lebens; wie die Flötenuhr zeigt er nur
unter Melodien die entflogenen Stunden an.
Zum Andenken an die holde Tochter
eines dichteriſchen Vaters. 10
*307. In Frau Aderholds Stammbuch.
[Dresden, 12. Juni 1822]
Es iſt nicht ſchwer, mit Hut und Kleid im Theezirkel zu glänzen —
aber nicht leicht iſt es, allen Pflichten der Häuslichkeit zu genügen.
Seiner freundlichen Wirthin, die 15
ihm das Heimkehren ſtets ſo an-
genehm machte, als den Meiſten
das Ausgehen iſt, zum Andenken
geſchrieben von
J. P. Fr. Richter 20
308. An Ludwig Tieck in Dresden.
Dresden d. 12 Jun. 1822
Mein geliebter Tieck! In der äußerlich ausgeleerten, aber innerlich
überfüllten Stunde nach dem Einpacken will ich mir ſanft thun, daß
ich an Sie meine letzten Worte richte. Denn ich will meine Rührung aus- 25
ſprechen über geſtern, über das ſchöne poetiſche Allerſeelenfeſt blos für
Eine Seele, welche aber durch den Abſchiedabend zu ſtark und tief würde
bewegt worden ſein; daher das zufällige, durch Wärme- und Reiſe-
Ermattung und andere Kleinigkeiten erzwungne Ausbleiben beinahe
ein halbes Glück in dieſem zu großen war. Und Ihnen, mein theuerer 30
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(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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