Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

Bild:
<< vorherige Seite
302. In K. C. Krauklings Stammbuch.

Die niedrigen Freuden sind Eisblumen des Winters, welche vor dem
Sonnenlichte zerfließen und die keine neuen erzeugen; die geistigen
Freuden sind lebendige Blumen, die erst durch Licht und Wärme ent-
stehen und die sich fortpflanzen.5

[Spaltenumbruch]
[Spaltenumbruch]
Zum Andenken für den durch die
höhern Blumen glücklichen Besitzer
dieses Buchs.
Jean Paul Fr. Richter
303. An Henriette von Ende in Dresden.10

Dank Ihrer zarten liebenden Theilnahme! Heute erwart ich meinen
Kutscher. -- Herder ist auf einer Reise. -- Möge Ihnen die Vorsehung
meine schönen Stunden bei Ihnen durch das schönste Echo zurückgeben.
Verzeihen Sie die Eile, da ich neben einem Besuche schreibe. Friede,15
Freude, Fortdauer Ihrem ganzen Zauberleben!

Ihr
Richter
*304. Ins Stammbuch von Therese aus dem Winkel.
[Kopie?]20

Zwei Sonntage.

Die Malerei gibt der Welt verklärte Körper, die Musik verleiht ihr
verklärte Seelen und so entsteht aus dem Erdreich ein Himmelreich. Nie
vergess' ich, unvergeßliche Therese, die zwei Sonntage, wovon jeder
eine andere Welt mir öffnete und an denen Ihre Hände in diesen Himmel25
mich führten; und niemand kann Ihre Gabe belohnen als Ihr Herz und
ein fremdes, dessen Freuden als Echo wieder zu Ihnen umkehren.

*305. In Agnes Tiecks Stammbuch.
[Kopie?]

Die ersten Worte des Menschen und die letzten Worte werden am30
wenigsten vergessen; darum will ich hier -- wie manche Frau -- das

302. In K. C. Krauklings Stammbuch.

Die niedrigen Freuden ſind Eisblumen des Winters, welche vor dem
Sonnenlichte zerfließen und die keine neuen erzeugen; die geiſtigen
Freuden ſind lebendige Blumen, die erſt durch Licht und Wärme ent-
ſtehen und die ſich fortpflanzen.5

[Spaltenumbruch]
[Spaltenumbruch]
Zum Andenken für den durch die
höhern Blumen glücklichen Beſitzer
dieſes Buchs.
Jean Paul Fr. Richter
303. An Henriette von Ende in Dresden.10

Dank Ihrer zarten liebenden Theilnahme! Heute erwart ich meinen
Kutſcher. — Herder iſt auf einer Reiſe. — Möge Ihnen die Vorſehung
meine ſchönen Stunden bei Ihnen durch das ſchönſte Echo zurückgeben.
Verzeihen Sie die Eile, da ich neben einem Beſuche ſchreibe. Friede,15
Freude, Fortdauer Ihrem ganzen Zauberleben!

Ihr
Richter
*304. Ins Stammbuch von Thereſe aus dem Winkel.
[Kopie?]20

Zwei Sonntage.

Die Malerei gibt der Welt verklärte Körper, die Muſik verleiht ihr
verklärte Seelen und ſo entſteht aus dem Erdreich ein Himmelreich. Nie
vergeſſ’ ich, unvergeßliche Thereſe, die zwei Sonntage, wovon jeder
eine andere Welt mir öffnete und an denen Ihre Hände in dieſen Himmel25
mich führten; und niemand kann Ihre Gabe belohnen als Ihr Herz und
ein fremdes, deſſen Freuden als Echo wieder zu Ihnen umkehren.

*305. In Agnes Tiecks Stammbuch.
[Kopie?]

Die erſten Worte des Menſchen und die letzten Worte werden am30
wenigſten vergeſſen; darum will ich hier — wie manche Frau — das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0194" n="186"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>302. In K. C. <hi rendition="#g">Krauklings Stammbuch.</hi></head><lb/>
        <p>Die niedrigen Freuden &#x017F;ind Eisblumen des Winters, welche vor dem<lb/>
Sonnenlichte zerfließen und die keine neuen erzeugen; die gei&#x017F;tigen<lb/>
Freuden &#x017F;ind lebendige Blumen, die er&#x017F;t durch Licht und Wärme ent-<lb/>
&#x017F;tehen und die &#x017F;ich fortpflanzen.<lb n="5"/>
</p>
        <closer>
          <cb/>
          <dateline> <hi rendition="#left"> <hi rendition="#aq">Dresden d. 10 Jun.</hi><lb/> <hi rendition="#right">1822</hi> </hi> </dateline><lb/>
          <cb/>
          <salute> <hi rendition="#right">Zum Andenken für den durch die<lb/>
höhern Blumen glücklichen Be&#x017F;itzer<lb/>
die&#x017F;es Buchs.<lb/>
Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>303. An <hi rendition="#g">Henriette von Ende in Dresden.</hi><lb n="10"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Dresden</hi> d. 10 Jun. 1822</hi> </dateline><lb/>
        <p>Dank Ihrer zarten liebenden Theilnahme! Heute erwart ich meinen<lb/>
Kut&#x017F;cher. &#x2014; <hi rendition="#aq">Herder</hi> i&#x017F;t auf einer Rei&#x017F;e. &#x2014; Möge Ihnen die Vor&#x017F;ehung<lb/>
meine &#x017F;chönen Stunden bei Ihnen durch das &#x017F;chön&#x017F;te Echo zurückgeben.<lb/>
Verzeihen Sie die Eile, da ich neben einem Be&#x017F;uche &#x017F;chreibe. Friede,<lb n="15"/>
Freude, Fortdauer Ihrem ganzen Zauberleben!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/>
Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>*304. Ins <hi rendition="#g">Stammbuch von There&#x017F;e aus dem Winkel.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie?]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Dresden, Juni 1822]</hi> </dateline>
        <lb n="20"/>
        <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Zwei Sonntage.</hi> </hi> </p><lb/>
        <p>Die Malerei gibt der Welt verklärte Körper, die Mu&#x017F;ik verleiht ihr<lb/>
verklärte Seelen und &#x017F;o ent&#x017F;teht aus dem Erdreich ein Himmelreich. Nie<lb/>
verge&#x017F;&#x017F;&#x2019; ich, unvergeßliche There&#x017F;e, die zwei Sonntage, wovon jeder<lb/>
eine andere Welt mir öffnete und an denen Ihre Hände in die&#x017F;en Himmel<lb n="25"/>
mich führten; und niemand kann Ihre Gabe belohnen als Ihr Herz und<lb/>
ein fremdes, de&#x017F;&#x017F;en Freuden als Echo wieder zu Ihnen umkehren.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>*305. In <hi rendition="#g">Agnes Tiecks Stammbuch.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie?]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Dresden, Juni 1822]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Die er&#x017F;ten Worte des Men&#x017F;chen und die letzten Worte werden am<lb n="30"/>
wenig&#x017F;ten verge&#x017F;&#x017F;en; darum will ich hier &#x2014; wie manche Frau &#x2014; das<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0194] 302. In K. C. Krauklings Stammbuch. Die niedrigen Freuden ſind Eisblumen des Winters, welche vor dem Sonnenlichte zerfließen und die keine neuen erzeugen; die geiſtigen Freuden ſind lebendige Blumen, die erſt durch Licht und Wärme ent- ſtehen und die ſich fortpflanzen. 5 Dresden d. 10 Jun. 1822 Zum Andenken für den durch die höhern Blumen glücklichen Beſitzer dieſes Buchs. Jean Paul Fr. Richter 303. An Henriette von Ende in Dresden. 10 Dresden d. 10 Jun. 1822 Dank Ihrer zarten liebenden Theilnahme! Heute erwart ich meinen Kutſcher. — Herder iſt auf einer Reiſe. — Möge Ihnen die Vorſehung meine ſchönen Stunden bei Ihnen durch das ſchönſte Echo zurückgeben. Verzeihen Sie die Eile, da ich neben einem Beſuche ſchreibe. Friede, 15 Freude, Fortdauer Ihrem ganzen Zauberleben! Ihr Richter *304. Ins Stammbuch von Thereſe aus dem Winkel. [Dresden, Juni 1822] 20 Zwei Sonntage. Die Malerei gibt der Welt verklärte Körper, die Muſik verleiht ihr verklärte Seelen und ſo entſteht aus dem Erdreich ein Himmelreich. Nie vergeſſ’ ich, unvergeßliche Thereſe, die zwei Sonntage, wovon jeder eine andere Welt mir öffnete und an denen Ihre Hände in dieſen Himmel 25 mich führten; und niemand kann Ihre Gabe belohnen als Ihr Herz und ein fremdes, deſſen Freuden als Echo wieder zu Ihnen umkehren. *305. In Agnes Tiecks Stammbuch. [Dresden, Juni 1822] Die erſten Worte des Menſchen und die letzten Worte werden am 30 wenigſten vergeſſen; darum will ich hier — wie manche Frau — das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/194
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/194>, abgerufen am 21.11.2024.