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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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Hier ist mein Komet zu Zwei Dritteln, dessen Korrektur, Gott gebe!
du wieder übernimmst. Ich weiß nicht, wie er ist. Die beiden ersten
Bände gingen indeß nach des Verlegers Versicherung so gut ab, daß er
mir zu Ostern eine freiwillige Nachzahlung ankündigte. -- Ändere auf
gerade Wohl, wo du Fehlerhaftes ahnest.5

Von Dresden sag' ich nur wenig, weil erst deine Antwort mir Feuer
dazu geben muß. Nur dieß! -- Alles ging und flog schön. Wie mir in
München alles bis in das Kleinste hinein fehlschlug, so gelang mir alles
in Dresden, von der herrlichen im Freien aller Naturschönheiten
stehenden Miethwohnung an. Die Lustörter übertreffen an Aussichten10
alle deutsche. Die Brühlische Terrasse abends mit ihren Lichtern und
Gebirgen und der Brücke und Elbe gab mir einmal eine Stunde der
innern Verklärung, die ich seit vielen Jahren -- doch nicht in Heidel-
berg
-- umsonst gesucht. Geliebt wurd' ich von so vielen, daß meine
5 Wochen nicht hinreichten zu fremder und meiner Befriedigung --15
sogar von allen Almanachdichtern allda ohne Eifersucht und vollends
von den Weibern, die mir am Morgen Blumen und Kränze brachten
und Abends jene von meiner Rockklappe wieder holten. Meine gute
Elisa von der Recke sah und erfreut' ich oft. Therese aus dem Winkel
(die große Malerin und Harfenspielerin) brachte mir an einem Sonntag-20
morgen um 5 Uhr ein Ständchen mit Harfe und Waldhorn. In Einem
Wagen fuhren einmal 4 Dichter zugleich, Graf Kalkreuth, Graf Löwen,
Baron Malsburg und ich. -- Nur einer in Dresden hat mich ein
Bischen beleidigt, und zwar ein außer-Dresdner, nämlich Müllner, den
ich ungeachtet seiner seidnen Strümpfe und seiner Karte nicht vor mich25
ließ, obwol nachher mit einer Gegenkarte beehrte -- diese sandt' er
mir zurück mit einem boshaften Briefchen, das ich in meinem Geld-
beutel zu großer Belustigung überall in Dresden herumtrug. -- Mein
alter Wolke reisete mir zur Freude von Leipzig an mein Herz. -- Tieck
ist jetzo ein weit besserer, liebreicherer und mehr bescheidner Mensch,30
besonders gegen mich, der ich ihn nicht nach seinen Wünschen oft genug
sah; katholisch sollen nur die Seinigen sein. -- Genug! Grüße mit
meinem innigsten Herzen Vater und Mutter. Und so viele, die ich liebe;
besonders die Paulusse.

Dein alter treuer35
Richter

Hier iſt mein Komet zu Zwei Dritteln, deſſen Korrektur, Gott gebe!
du wieder übernimmſt. Ich weiß nicht, wie er iſt. Die beiden erſten
Bände gingen indeß nach des Verlegers Verſicherung ſo gut ab, daß er
mir zu Oſtern eine freiwillige Nachzahlung ankündigte. — Ändere auf
gerade Wohl, wo du Fehlerhaftes ahneſt.5

Von Dresden ſag’ ich nur wenig, weil erſt deine Antwort mir Feuer
dazu geben muß. Nur dieß! — Alles ging und flog ſchön. Wie mir in
München alles bis in das Kleinſte hinein fehlſchlug, ſo gelang mir alles
in Dresden, von der herrlichen im Freien aller Naturſchönheiten
ſtehenden Miethwohnung an. Die Luſtörter übertreffen an Ausſichten10
alle deutſche. Die Brühliſche Terraſſe abends mit ihren Lichtern und
Gebirgen und der Brücke und Elbe gab mir einmal eine Stunde der
innern Verklärung, die ich ſeit vielen Jahren — doch nicht in Heidel-
berg
— umſonſt geſucht. Geliebt wurd’ ich von ſo vielen, daß meine
5 Wochen nicht hinreichten zu fremder und meiner Befriedigung —15
ſogar von allen Almanachdichtern allda ohne Eiferſucht und vollends
von den Weibern, die mir am Morgen Blumen und Kränze brachten
und Abends jene von meiner Rockklappe wieder holten. Meine gute
Eliſa von der Recke ſah und erfreut’ ich oft. Thereſe aus dem Winkel
(die große Malerin und Harfenſpielerin) brachte mir an einem Sonntag-20
morgen um 5 Uhr ein Ständchen mit Harfe und Waldhorn. In Einem
Wagen fuhren einmal 4 Dichter zugleich, Graf Kalkreuth, Graf Löwen,
Baron Malsburg und ich. — Nur einer in Dresden hat mich ein
Bischen beleidigt, und zwar ein außer-Dresdner, nämlich Müllner, den
ich ungeachtet ſeiner ſeidnen Strümpfe und ſeiner Karte nicht vor mich25
ließ, obwol nachher mit einer Gegenkarte beehrte — dieſe ſandt’ er
mir zurück mit einem boshaften Briefchen, das ich in meinem Geld-
beutel zu großer Beluſtigung überall in Dresden herumtrug. — Mein
alter Wolke reiſete mir zur Freude von Leipzig an mein Herz. — Tieck
iſt jetzo ein weit beſſerer, liebreicherer und mehr beſcheidner Menſch,30
beſonders gegen mich, der ich ihn nicht nach ſeinen Wünſchen oft genug
ſah; katholiſch ſollen nur die Seinigen ſein. — Genug! Grüße mit
meinem innigſten Herzen Vater und Mutter. Und ſo viele, die ich liebe;
beſonders die Paulusse.

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Richter
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[190/0198] Hier iſt mein Komet zu Zwei Dritteln, deſſen Korrektur, Gott gebe! du wieder übernimmſt. Ich weiß nicht, wie er iſt. Die beiden erſten Bände gingen indeß nach des Verlegers Verſicherung ſo gut ab, daß er mir zu Oſtern eine freiwillige Nachzahlung ankündigte. — Ändere auf gerade Wohl, wo du Fehlerhaftes ahneſt. 5 Von Dresden ſag’ ich nur wenig, weil erſt deine Antwort mir Feuer dazu geben muß. Nur dieß! — Alles ging und flog ſchön. Wie mir in München alles bis in das Kleinſte hinein fehlſchlug, ſo gelang mir alles in Dresden, von der herrlichen im Freien aller Naturſchönheiten ſtehenden Miethwohnung an. Die Luſtörter übertreffen an Ausſichten 10 alle deutſche. Die Brühliſche Terraſſe abends mit ihren Lichtern und Gebirgen und der Brücke und Elbe gab mir einmal eine Stunde der innern Verklärung, die ich ſeit vielen Jahren — doch nicht in Heidel- berg — umſonſt geſucht. Geliebt wurd’ ich von ſo vielen, daß meine 5 Wochen nicht hinreichten zu fremder und meiner Befriedigung — 15 ſogar von allen Almanachdichtern allda ohne Eiferſucht und vollends von den Weibern, die mir am Morgen Blumen und Kränze brachten und Abends jene von meiner Rockklappe wieder holten. Meine gute Eliſa von der Recke ſah und erfreut’ ich oft. Thereſe aus dem Winkel (die große Malerin und Harfenſpielerin) brachte mir an einem Sonntag- 20 morgen um 5 Uhr ein Ständchen mit Harfe und Waldhorn. In Einem Wagen fuhren einmal 4 Dichter zugleich, Graf Kalkreuth, Graf Löwen, Baron Malsburg und ich. — Nur einer in Dresden hat mich ein Bischen beleidigt, und zwar ein außer-Dresdner, nämlich Müllner, den ich ungeachtet ſeiner ſeidnen Strümpfe und ſeiner Karte nicht vor mich 25 ließ, obwol nachher mit einer Gegenkarte beehrte — dieſe ſandt’ er mir zurück mit einem boshaften Briefchen, das ich in meinem Geld- beutel zu großer Beluſtigung überall in Dresden herumtrug. — Mein alter Wolke reiſete mir zur Freude von Leipzig an mein Herz. — Tieck iſt jetzo ein weit beſſerer, liebreicherer und mehr beſcheidner Menſch, 30 beſonders gegen mich, der ich ihn nicht nach ſeinen Wünſchen oft genug ſah; katholiſch ſollen nur die Seinigen ſein. — Genug! Grüße mit meinem innigſten Herzen Vater und Mutter. Und ſo viele, die ich liebe; beſonders die Paulusse. Dein alter treuer 35 Richter

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/198>, abgerufen am 24.11.2024.