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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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jedes Kausalverhältnis und jede Veränderung überhaupt richten
könnten als gegen Anlagen u.s.w.


Länger soll meine Sünde und Undankbarkeit nicht dauern. Erbärm-
licher Weise paßt' ich bisher mit dem Briefe auf eine Gelegenheit, die5
Ihnen zugleich den dritten Band des Kometen mitbrächte -- und noch
pass' ich. So geh' ihm wenigstens der Brief voraus. -- Der Sieg oder
die Waffe Ihres trefflichen Werks liegt nicht in der -- ja so oft gemis-
brauchten -- Briefform oder auch im Abwechsel, sondern in einer
doppelten Individualisierung, noch abgerechnet Klarheit, Lebendigkeit10
und Präzision des Ausdrucks; nämlich in der kleinern in Bezug auf Sie
selber, z. B. bei der Landschaftmalerei, und in der größern, daß Sie
an irgend einem bedeutenden Buche oder Faktum wie an einem Knochen-
gerippe Ihr lebendiges Fleisch und Blut ansetzen und ihm einbauen;
etwa (nur weniger polemisch) wie Aristoteles und Lessing zu einer Unter-15
suchung immer einen Gegner sich suchten. Freilich gehört zuerst ein
Polyedrum von Geist dazu, wie Ihres, das Malerei, Welt, Politik,
Metaphysik und alles zeigt. -- Kurz alles, was Ihrem Werke etwa
noch fehlt, sind -- Bände, der dritte, vierte etc. etc.; auf Einbände
vom Publikum können Sie rechnen.20

Ich möchte Ihre Meinung über den von mir so sehr verehrten Her-
bart
erfahren. -- Statt des Kometen, der mir jetzo gerade am leichtesten
ginge nach der Sonnennähe hin, setz' ich das Kampanerthal fort oder
fange vielmehr dessen Bergketten an. Haben Sie meine Vermählung
der 2 höchsten Mächte etc. gelesen? -- Küssen Sie Ihre mir so liebe25
Gattin recht oft in meinem Namen; wär' ich selber in Landshut,
würd' ichs doch noch öfter thun. Es geh' Ihnen wohl! -- Nach meinem
Schweigen hab' ich leider wol nichts zu hoffen als -- Ihres.

Ihr
Jean Paul Fr. Richter30
372. An Professor Gabler in Bayreuth.
[Kopie]

... daß ich meine beurlaubten Herbartiana auf einige Zeit zu mir
einberufe.

jedes Kauſalverhältnis und jede Veränderung überhaupt richten
könnten als gegen Anlagen u.ſ.w.


Länger ſoll meine Sünde und Undankbarkeit nicht dauern. Erbärm-
licher Weiſe paßt’ ich bisher mit dem Briefe auf eine Gelegenheit, die5
Ihnen zugleich den dritten Band des Kometen mitbrächte — und noch
paſſ’ ich. So geh’ ihm wenigſtens der Brief voraus. — Der Sieg oder
die Waffe Ihres trefflichen Werks liegt nicht in der — ja ſo oft gemis-
brauchten — Briefform oder auch im Abwechſel, ſondern in einer
doppelten Individualiſierung, noch abgerechnet Klarheit, Lebendigkeit10
und Präziſion des Ausdrucks; nämlich in der kleinern in Bezug auf Sie
ſelber, z. B. bei der Landſchaftmalerei, und in der größern, daß Sie
an irgend einem bedeutenden Buche oder Faktum wie an einem Knochen-
gerippe Ihr lebendiges Fleiſch und Blut anſetzen und ihm einbauen;
etwa (nur weniger polemiſch) wie Ariſtoteles und Leſſing zu einer Unter-15
ſuchung immer einen Gegner ſich ſuchten. Freilich gehört zuerſt ein
Polyedrum von Geiſt dazu, wie Ihres, das Malerei, Welt, Politik,
Metaphyſik und alles zeigt. — Kurz alles, was Ihrem Werke etwa
noch fehlt, ſind — Bände, der dritte, vierte ꝛc. ꝛc.; auf Einbände
vom Publikum können Sie rechnen.20

Ich möchte Ihre Meinung über den von mir ſo ſehr verehrten Her-
bart
erfahren. — Statt des Kometen, der mir jetzo gerade am leichteſten
ginge nach der Sonnennähe hin, ſetz’ ich das Kampanerthal fort oder
fange vielmehr deſſen Bergketten an. Haben Sie meine Vermählung
der 2 höchſten Mächte ꝛc. geleſen? — Küſſen Sie Ihre mir ſo liebe25
Gattin recht oft in meinem Namen; wär’ ich ſelber in Landshut,
würd’ ichs doch noch öfter thun. Es geh’ Ihnen wohl! — Nach meinem
Schweigen hab’ ich leider wol nichts zu hoffen als — Ihres.

Ihr
Jean Paul Fr. Richter30
372. An Profeſſor Gabler in Bayreuth.
[Kopie]

... daß ich meine beurlaubten Herbartiana auf einige Zeit zu mir
einberufe.

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[222/0231] jedes Kauſalverhältnis und jede Veränderung überhaupt richten könnten als gegen Anlagen u.ſ.w. d. 27ten Apr. Länger ſoll meine Sünde und Undankbarkeit nicht dauern. Erbärm- licher Weiſe paßt’ ich bisher mit dem Briefe auf eine Gelegenheit, die 5 Ihnen zugleich den dritten Band des Kometen mitbrächte — und noch paſſ’ ich. So geh’ ihm wenigſtens der Brief voraus. — Der Sieg oder die Waffe Ihres trefflichen Werks liegt nicht in der — ja ſo oft gemis- brauchten — Briefform oder auch im Abwechſel, ſondern in einer doppelten Individualiſierung, noch abgerechnet Klarheit, Lebendigkeit 10 und Präziſion des Ausdrucks; nämlich in der kleinern in Bezug auf Sie ſelber, z. B. bei der Landſchaftmalerei, und in der größern, daß Sie an irgend einem bedeutenden Buche oder Faktum wie an einem Knochen- gerippe Ihr lebendiges Fleiſch und Blut anſetzen und ihm einbauen; etwa (nur weniger polemiſch) wie Ariſtoteles und Leſſing zu einer Unter- 15 ſuchung immer einen Gegner ſich ſuchten. Freilich gehört zuerſt ein Polyedrum von Geiſt dazu, wie Ihres, das Malerei, Welt, Politik, Metaphyſik und alles zeigt. — Kurz alles, was Ihrem Werke etwa noch fehlt, ſind — Bände, der dritte, vierte ꝛc. ꝛc.; auf Einbände vom Publikum können Sie rechnen. 20 Ich möchte Ihre Meinung über den von mir ſo ſehr verehrten Her- bart erfahren. — Statt des Kometen, der mir jetzo gerade am leichteſten ginge nach der Sonnennähe hin, ſetz’ ich das Kampanerthal fort oder fange vielmehr deſſen Bergketten an. Haben Sie meine Vermählung der 2 höchſten Mächte ꝛc. geleſen? — Küſſen Sie Ihre mir ſo liebe 25 Gattin recht oft in meinem Namen; wär’ ich ſelber in Landshut, würd’ ichs doch noch öfter thun. Es geh’ Ihnen wohl! — Nach meinem Schweigen hab’ ich leider wol nichts zu hoffen als — Ihres. Ihr Jean Paul Fr. Richter 30 372. An Profeſſor Gabler in Bayreuth. [Bayreuth, 30. April 1823] ... daß ich meine beurlaubten Herbartiana auf einige Zeit zu mir einberufe.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/231>, abgerufen am 21.11.2024.