Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.eine Bouteille nicht vino tinto sondern bloße Dinte, mithin Schwarz Ihr ergebenster10 J. P. F. Richter [Adr.] Herrn Kammerrath Miedel. Mit einer Flasche kostbarer Dinte. 383. An Richard Groote in Frankfurt a. M. Baireut d. 13ten Jun. 1823Meinen herzlichsten Dank für Ihre so wohlwollende Erfüllung15 Wird die das Regenwetter immer begleitende Gewitterhitze dem Noch einmal bitt' ich Sie um meine vollständige Rechnung, damit30 Ihr ergebenster J. P. Fr. Richter35 eine Bouteille nicht vino tinto ſondern bloße Dinte, mithin Schwarz Ihr ergebenſter10 J. P. F. Richter [Adr.] Herrn Kammerrath Miedel. Mit einer Flaſche koſtbarer Dinte. 383. An Richard Groote in Frankfurt a. M. Baireut d. 13ten Jun. 1823Meinen herzlichſten Dank für Ihre ſo wohlwollende Erfüllung15 Wird die das Regenwetter immer begleitende Gewitterhitze dem Noch einmal bitt’ ich Sie um meine vollſtändige Rechnung, damit30 Ihr ergebenſter J. P. Fr. Richter35 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0237" n="228"/> eine Bouteille nicht <hi rendition="#aq">vino <hi rendition="#g">tinto</hi></hi> ſondern bloße Dinte, mithin <hi rendition="#g">Schwarz</hi><lb/> auf <hi rendition="#g">Weiß</hi> Ihres Bäumchens. Da ich als Autor blos mit Dinte bei<lb/> dem Publikum handle, obwol nicht mit dem rohen Materiale, ſondern<lb/> ſchon fein verarbeitet zu Buchſtaben: ſo kann ich Ihnen auch nichts<lb/> beſſers geben und Sie werden die rohe Einfuhr ſchon wie ein Engländer<lb n="5"/> zu einem koſtbaren Ausfuhrartikel zu veredeln wiſſen; denn Sie müſſen<lb/> als ein der Wiſſenſchaft Lebender durchaus eine beſſere Dinte haben als<lb/> die gelbe Kanzlei-Dinte. Mit Dank und Hochachtung</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/> ergebenſter<lb n="10"/> J. P. F. Richter</hi> </salute> </closer><lb/> <trailer> <address> <addrLine>[Adr.] Herrn Kammerrath <hi rendition="#aq">Miedel.</hi> Mit einer Flaſche koſtbarer Dinte.</addrLine> </address> </trailer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>383. An <hi rendition="#g">Richard Groote in Frankfurt</hi> a. M.</head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut d. 13<hi rendition="#sup">ten</hi> Jun.</hi> 1823</hi> </dateline><lb/> <p>Meinen herzlichſten Dank für Ihre ſo wohlwollende Erfüllung<lb n="15"/> meiner Wünſche, vortrefflicher <hi rendition="#aq">Groote!</hi> — Deſto mehr iſt jede mögliche<lb/> Erwiederung meine Pflicht. Daher muß ich die Preisbeſtimmung des<lb/> alten <hi rendition="#aq">Sauterne</hi> Weins durchaus Ihren Händen anvertrauen, damit<lb/><hi rendition="#g">Sie</hi> nach ſo langem Verborgen nicht Schaden leiden; und mit Freuden<lb/> werd’ ich Ihnen jeden Preis bei meiner Überzeugung Ihrer Gerechtig-<lb n="20"/> keit bezahlen. Den beſten Beweis von dieſem Glauben geb’ ich Ihnen<lb/> durch die Nachricht, daß ich den Wein ſchon vor einigen Wochen habe<lb/> abziehen laſſen. Mit der Zeit wird er mir, zumal bei dem Wechſel mit<lb/><hi rendition="#aq">Roußillon,</hi> ſo gut bekommen wie meinen Freunden. Meinem närriſchen<lb/> Nervenſyſtem bekam letzter trefflich, der <hi rendition="#aq">Graves</hi> von 1815 weniger und<lb n="25"/> der von 1814 am wenigſten. Künftigen Herbſt werd’ ich Sie auch um<lb/> Proben Ihres <hi rendition="#aq">R[oußillon]</hi> in <hi rendition="#aq">Aschaffenburg</hi> erſuchen.</p><lb/> <p>Wird die das Regenwetter immer begleitende Gewitterhitze dem<lb/> reiſenden Weine nicht ſchaden?</p><lb/> <p>Noch einmal bitt’ ich Sie um meine <hi rendition="#g">vollſtändige</hi> Rechnung, damit<lb n="30"/> ich ſie ſogleich mit <hi rendition="#g">Einem</hi> Wechſel ſaldiere. — Mit wachſender Hoch-<lb/> achtung und Liebe</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/> ergebenſter<lb/> J. P. Fr. Richter<lb n="35"/> </hi> </salute> </closer> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [228/0237]
eine Bouteille nicht vino tinto ſondern bloße Dinte, mithin Schwarz
auf Weiß Ihres Bäumchens. Da ich als Autor blos mit Dinte bei
dem Publikum handle, obwol nicht mit dem rohen Materiale, ſondern
ſchon fein verarbeitet zu Buchſtaben: ſo kann ich Ihnen auch nichts
beſſers geben und Sie werden die rohe Einfuhr ſchon wie ein Engländer 5
zu einem koſtbaren Ausfuhrartikel zu veredeln wiſſen; denn Sie müſſen
als ein der Wiſſenſchaft Lebender durchaus eine beſſere Dinte haben als
die gelbe Kanzlei-Dinte. Mit Dank und Hochachtung
Ihr
ergebenſter 10
J. P. F. Richter
[Adr.] Herrn Kammerrath Miedel. Mit einer Flaſche koſtbarer Dinte.
383. An Richard Groote in Frankfurt a. M.
Baireut d. 13ten Jun. 1823
Meinen herzlichſten Dank für Ihre ſo wohlwollende Erfüllung 15
meiner Wünſche, vortrefflicher Groote! — Deſto mehr iſt jede mögliche
Erwiederung meine Pflicht. Daher muß ich die Preisbeſtimmung des
alten Sauterne Weins durchaus Ihren Händen anvertrauen, damit
Sie nach ſo langem Verborgen nicht Schaden leiden; und mit Freuden
werd’ ich Ihnen jeden Preis bei meiner Überzeugung Ihrer Gerechtig- 20
keit bezahlen. Den beſten Beweis von dieſem Glauben geb’ ich Ihnen
durch die Nachricht, daß ich den Wein ſchon vor einigen Wochen habe
abziehen laſſen. Mit der Zeit wird er mir, zumal bei dem Wechſel mit
Roußillon, ſo gut bekommen wie meinen Freunden. Meinem närriſchen
Nervenſyſtem bekam letzter trefflich, der Graves von 1815 weniger und 25
der von 1814 am wenigſten. Künftigen Herbſt werd’ ich Sie auch um
Proben Ihres R[oußillon] in Aschaffenburg erſuchen.
Wird die das Regenwetter immer begleitende Gewitterhitze dem
reiſenden Weine nicht ſchaden?
Noch einmal bitt’ ich Sie um meine vollſtändige Rechnung, damit 30
ich ſie ſogleich mit Einem Wechſel ſaldiere. — Mit wachſender Hoch-
achtung und Liebe
Ihr
ergebenſter
J. P. Fr. Richter 35
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(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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