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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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siegen! Die Brille, um die ich bitte, sei in Stahlfassung mit Bügeln und
in Lederfutteral. Das linke Holglas kann nicht scharf genug sein. Ich
brauche sie für Ferne und für Schreiben zugleich, doch am meisten für
dieses. Auch bitt' ich um einige Dochte. Hier sind Proben meiner
Marquetschen. -- Und endlich bitt' ich Sie, mein lieber Augen-5
Gewissensrath, um Eile mit nächster Post, noch eh' ich verreise und eh'
ich erblinde. -- Kompressen mit kaltem Weine halfen dem linken Seh-
nerven doch einigermassen. Meine Augen sind blau, sonst die dauer-
haftesten, mein Alter 61 Jahre. -- Die okulistischen Einsichten, die Sie
in Ihrer "Anweisung" verrathen, werden mir in meinem Augen-Nebel10
zu Aussichten, und glänzen mir als Hoffnungen entgegen. -- Leben Sie
wohl! Mit großer Hochachtung etc.

434. An Chr. Karl Barth in München.
[Kopie]

Ein Rechtspraktikant -- ein Amtsaktuarius und ich unterbrechen Ihre15
Aufmerksamkeit auf wichtige Gegenstände durch einen unbedeutenden;
er soll aber nicht lange vor Ihnen verweilen. -- daß er, vom Landrichter
zur Vertheidigung zweier Verbrecher aufgefodert, wovon der eine zu
vier-, der andere zu 3jähriger Zuchthausstrafe verurtheilt war, durch
sein Vertheidigen die Jahre in eben so viele Monate verwandelt; unter20
allen Zeitverkürzungen eines Jünglings eine der verdienstvollsten. --
-- In diesem bösen Winter -- erst ein Stück aus dem metereologisch [!]
wie politisch gleich schlimmen Jahre -- dacht' ich oft an Ihre Gesund-
heit oder Krankheit vielmehr. Die Absoluten des Unterleibs mögen wie
in Spanien oft die Freien des Kopfs gequält und die Pfortader wie25
eine hohe Pforte das Geistigere bekämpft haben... Sein Heil nur an
Wolfarts Baquet... Mögen Sie nichts nöthig haben als Muße,
um wieder der Geschichte den Geschichtforscher zurückzugeben.

435. An Richard Spazier in Leipzig.
30

Nachschrift.

Mögen Sie, lieber Richard, glücklich d. h. gesund angekommen sein!
-- Das fortdauernde Schweigen Donauers setzt seine Abwesenheit
voraus. Damit nun mein tauber Tauber nicht ewig taubstumm bleibt,

17*

ſiegen! Die Brille, um die ich bitte, ſei in Stahlfaſſung mit Bügeln und
in Lederfutteral. Das linke Holglas kann nicht ſcharf genug ſein. Ich
brauche ſie für Ferne und für Schreiben zugleich, doch am meiſten für
dieſes. Auch bitt’ ich um einige Dochte. Hier ſind Proben meiner
Marquetſchen. — Und endlich bitt’ ich Sie, mein lieber Augen-5
Gewiſſensrath, um Eile mit nächſter Poſt, noch eh’ ich verreiſe und eh’
ich erblinde. — Kompreſſen mit kaltem Weine halfen dem linken Seh-
nerven doch einigermaſſen. Meine Augen ſind blau, ſonſt die dauer-
hafteſten, mein Alter 61 Jahre. — Die okuliſtiſchen Einſichten, die Sie
in Ihrer „Anweiſung“ verrathen, werden mir in meinem Augen-Nebel10
zu Ausſichten, und glänzen mir als Hoffnungen entgegen. — Leben Sie
wohl! Mit großer Hochachtung ꝛc.

434. An Chr. Karl Barth in München.
[Kopie]

Ein Rechtspraktikant — ein Amtsaktuarius und ich unterbrechen Ihre15
Aufmerkſamkeit auf wichtige Gegenſtände durch einen unbedeutenden;
er ſoll aber nicht lange vor Ihnen verweilen. — daß er, vom Landrichter
zur Vertheidigung zweier Verbrecher aufgefodert, wovon der eine zu
vier-, der andere zu 3jähriger Zuchthausſtrafe verurtheilt war, durch
ſein Vertheidigen die Jahre in eben ſo viele Monate verwandelt; unter20
allen Zeitverkürzungen eines Jünglings eine der verdienſtvollſten. —
— In dieſem böſen Winter — erſt ein Stück aus dem metereologiſch [!]
wie politiſch gleich ſchlimmen Jahre — dacht’ ich oft an Ihre Geſund-
heit oder Krankheit vielmehr. Die Abſoluten des Unterleibs mögen wie
in Spanien oft die Freien des Kopfs gequält und die Pfortader wie25
eine hohe Pforte das Geiſtigere bekämpft haben... Sein Heil nur an
Wolfarts Baquet... Mögen Sie nichts nöthig haben als Muße,
um wieder der Geſchichte den Geſchichtforſcher zurückzugeben.

435. An Richard Spazier in Leipzig.
30

Nachſchrift.

Mögen Sie, lieber Richard, glücklich d. h. geſund angekommen ſein!
— Das fortdauernde Schweigen Donauers ſetzt ſeine Abweſenheit
voraus. Damit nun mein tauber Tauber nicht ewig taubſtumm bleibt,

17*
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[259/0271] ſiegen! Die Brille, um die ich bitte, ſei in Stahlfaſſung mit Bügeln und in Lederfutteral. Das linke Holglas kann nicht ſcharf genug ſein. Ich brauche ſie für Ferne und für Schreiben zugleich, doch am meiſten für dieſes. Auch bitt’ ich um einige Dochte. Hier ſind Proben meiner Marquetſchen. — Und endlich bitt’ ich Sie, mein lieber Augen- 5 Gewiſſensrath, um Eile mit nächſter Poſt, noch eh’ ich verreiſe und eh’ ich erblinde. — Kompreſſen mit kaltem Weine halfen dem linken Seh- nerven doch einigermaſſen. Meine Augen ſind blau, ſonſt die dauer- hafteſten, mein Alter 61 Jahre. — Die okuliſtiſchen Einſichten, die Sie in Ihrer „Anweiſung“ verrathen, werden mir in meinem Augen-Nebel 10 zu Ausſichten, und glänzen mir als Hoffnungen entgegen. — Leben Sie wohl! Mit großer Hochachtung ꝛc. 434. An Chr. Karl Barth in München. [Bayreuth, 28. Mai 1824] Ein Rechtspraktikant — ein Amtsaktuarius und ich unterbrechen Ihre 15 Aufmerkſamkeit auf wichtige Gegenſtände durch einen unbedeutenden; er ſoll aber nicht lange vor Ihnen verweilen. — daß er, vom Landrichter zur Vertheidigung zweier Verbrecher aufgefodert, wovon der eine zu vier-, der andere zu 3jähriger Zuchthausſtrafe verurtheilt war, durch ſein Vertheidigen die Jahre in eben ſo viele Monate verwandelt; unter 20 allen Zeitverkürzungen eines Jünglings eine der verdienſtvollſten. — — In dieſem böſen Winter — erſt ein Stück aus dem metereologiſch [!] wie politiſch gleich ſchlimmen Jahre — dacht’ ich oft an Ihre Geſund- heit oder Krankheit vielmehr. Die Abſoluten des Unterleibs mögen wie in Spanien oft die Freien des Kopfs gequält und die Pfortader wie 25 eine hohe Pforte das Geiſtigere bekämpft haben... Sein Heil nur an Wolfarts Baquet... Mögen Sie nichts nöthig haben als Muße, um wieder der Geſchichte den Geſchichtforſcher zurückzugeben. 435. An Richard Spazier in Leipzig. [Unter einem Brief Emmas vom 4. Juni 1824] 30 Nachſchrift. Mögen Sie, lieber Richard, glücklich d. h. geſund angekommen ſein! — Das fortdauernde Schweigen Donauers ſetzt ſeine Abweſenheit voraus. Damit nun mein tauber Tauber nicht ewig taubſtumm bleibt, 17*

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/271>, abgerufen am 22.11.2024.