Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.meiner Augen aufzuschieben. Wollen Sie nun das: so brauchen Sie Der graue Staar erfodert graues Papier. 459. An Richard Groote in Frankfurt a. M. [Kopie][Bayreuth, 28. Okt. (?) 1824]11/2 Eimer Graves Wein bestellt -- durch die Überschattung mit dem10 460. An Renate Otto in München. [Diktiert]Baireut d. 5 Nov. 1824Meine gute Renate! Ich fange bei Ihrer Frage an. Ich rathe Ihrem lieben Christian,15 Nun komm' ich zu meiner Frage. Den von Reichenbach empfohlenen Die Hand meiner guten Odilie, wodurch ich Ihnen meiner Augen aufzuſchieben. Wollen Sie nun das: ſo brauchen Sie Der graue Staar erfodert graues Papier. 459. An Richard Groote in Frankfurt a. M. [Kopie][Bayreuth, 28. Okt. (?) 1824]1½ Eimer Graves Wein beſtellt — durch die Überſchattung mit dem10 460. An Renate Otto in München. [Diktiert]Baireut d. 5 Nov. 1824Meine gute Renate! Ich fange bei Ihrer Frage an. Ich rathe Ihrem lieben Chriſtian,15 Nun komm’ ich zu meiner Frage. Den von Reichenbach empfohlenen Die Hand meiner guten Odilie, wodurch ich Ihnen <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0283" n="271"/> meiner Augen aufzuſchieben. Wollen Sie nun das: ſo brauchen Sie<lb/> Ihr Ja nur durch Schweigen zu ſagen. Uebrigens bedenken Sie, daß<lb/> Sie ja ohne meine Einwilligung Leſen, Antworten und Einpacken von<lb/> mir fodern. Geben Sie gefällig dieſen Einſchluß an einen Dichter ab,<lb/> deſſen Arbeiten daſſelbe Schickſal wie Ihre erfahren, der aber mein<lb n="5"/> Schweigen mit eignem Schweigen ertrug. Leben Sie wohl! ꝛc.</p><lb/> <p>Der graue Staar erfodert graues Papier.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>459. An <hi rendition="#g">Richard Groote in Frankfurt</hi> a. M.</head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 28. Okt. (?) 1824]</hi> </dateline><lb/> <p>1½ Eimer <hi rendition="#aq">Graves</hi> Wein beſtellt — durch die Überſchattung mit dem<lb n="10"/> unheiligen Geiſte des Weingeiſts den <hi rendition="#aq">Graves</hi> Wein verſtärken.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>460. An <hi rendition="#g">Renate Otto in München.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Diktiert]</note> <dateline> <hi rendition="#right">Baireut d. 5 Nov. 1824</hi> </dateline><lb/> <salute> <hi rendition="#et">Meine gute Renate!</hi> </salute><lb/> <p>Ich fange bei Ihrer Frage an. Ich rathe Ihrem lieben Chriſtian,<lb n="15"/> wenn er nicht ein Flötengenie iſt, ſchon wegen der Ueberzahl der Flöten-<lb/> ſpieler, das Streben nach einer Stelle in einer Hofkapelle, beſonders<lb/> wegen ſeines Fußgebrechens, ab; aber deſto mehr das Studium der<lb/> Theologie an. Die jetzige Minderzahl der Theologen verſpricht ihm eine<lb/> frühe Beförderung. Auch kann er ſich das Warten bis dahin durch eine<lb n="20"/> Hofmeiſterſtelle erleichtern, für welche ſein Flötenſpiel noch dazu eine<lb/> neue Empfehlung wäre. Die Univerſität Landshut erleichtert Ihnen durch<lb/> ihre Nähe Sorgen und Ausgaben. Auch ein Stipendium ließe ſich, durch<lb/> die Darſtellung ſeiner kranken Jugend, wohl erringen. Endlich hat er<lb/> durch Anlage und Krankheit, ſoviel ich mich erinnere, eine gewiſſe<lb n="25"/> Zartheit und Innigkeit des Gemüths gewonnen, welche ihn am ſchönſten<lb/> zum Prediger beſtimmen. Wählen Sie nun! —</p><lb/> <p>Nun komm’ ich zu meiner Frage. Den von Reichenbach empfohlenen<lb/> Optiker Niggel bat ich vor drei Wochen, mir 2 Brillen zu ſchleifen.<lb/> Ich bitte nun Ihren ſo gefällig-helfenden Chriſtoph, ſich bei dem Optikus<lb n="30"/> zu erkundigen, wann ich gewiß die Gläſer bekomme, und mir überhaupt<lb/> einige Nachrichten von ſeinem Geſchäfts-Charakter zu geben.</p><lb/> <note type="editorial"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">[Eigenhändig]</hi> </hi> </note> <p>Die Hand meiner guten Odilie, wodurch ich Ihnen<lb/> (des blendenden Poſtpapiers wegen) ſchreibe, ſei Ihnen auch ein<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [271/0283]
meiner Augen aufzuſchieben. Wollen Sie nun das: ſo brauchen Sie
Ihr Ja nur durch Schweigen zu ſagen. Uebrigens bedenken Sie, daß
Sie ja ohne meine Einwilligung Leſen, Antworten und Einpacken von
mir fodern. Geben Sie gefällig dieſen Einſchluß an einen Dichter ab,
deſſen Arbeiten daſſelbe Schickſal wie Ihre erfahren, der aber mein 5
Schweigen mit eignem Schweigen ertrug. Leben Sie wohl! ꝛc.
Der graue Staar erfodert graues Papier.
459. An Richard Groote in Frankfurt a. M.
[Bayreuth, 28. Okt. (?) 1824]
1½ Eimer Graves Wein beſtellt — durch die Überſchattung mit dem 10
unheiligen Geiſte des Weingeiſts den Graves Wein verſtärken.
460. An Renate Otto in München.
Baireut d. 5 Nov. 1824
Meine gute Renate!
Ich fange bei Ihrer Frage an. Ich rathe Ihrem lieben Chriſtian, 15
wenn er nicht ein Flötengenie iſt, ſchon wegen der Ueberzahl der Flöten-
ſpieler, das Streben nach einer Stelle in einer Hofkapelle, beſonders
wegen ſeines Fußgebrechens, ab; aber deſto mehr das Studium der
Theologie an. Die jetzige Minderzahl der Theologen verſpricht ihm eine
frühe Beförderung. Auch kann er ſich das Warten bis dahin durch eine 20
Hofmeiſterſtelle erleichtern, für welche ſein Flötenſpiel noch dazu eine
neue Empfehlung wäre. Die Univerſität Landshut erleichtert Ihnen durch
ihre Nähe Sorgen und Ausgaben. Auch ein Stipendium ließe ſich, durch
die Darſtellung ſeiner kranken Jugend, wohl erringen. Endlich hat er
durch Anlage und Krankheit, ſoviel ich mich erinnere, eine gewiſſe 25
Zartheit und Innigkeit des Gemüths gewonnen, welche ihn am ſchönſten
zum Prediger beſtimmen. Wählen Sie nun! —
Nun komm’ ich zu meiner Frage. Den von Reichenbach empfohlenen
Optiker Niggel bat ich vor drei Wochen, mir 2 Brillen zu ſchleifen.
Ich bitte nun Ihren ſo gefällig-helfenden Chriſtoph, ſich bei dem Optikus 30
zu erkundigen, wann ich gewiß die Gläſer bekomme, und mir überhaupt
einige Nachrichten von ſeinem Geſchäfts-Charakter zu geben.
Die Hand meiner guten Odilie, wodurch ich Ihnen
(des blendenden Poſtpapiers wegen) ſchreibe, ſei Ihnen auch ein
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(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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