Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.484. An Friedrich Köppen in Landshut. [Kopie][Bayreuth, April 1825]Verdrüßlich ists in jedem Falle, wenn man, nachdem das Beste in uns Nun bitt' ich Sie, höchstgeschätzter H. Hofrath, um eine Nachricht, Dieß ist meine Frage und Bitte an Sie.20 Ach ich möchte so gern und so warm mein geliebtes Werk über die Ich grüße und umarme Ihre liebe Gattin mit der Liebe als hätten25 485. An Kammerrat Miedel in Bayreuth. Baireut d. 4. Mai 1825Hochzuverehrender Herr Kammerrath! Ein so himmlischer Mai ver- 484. An Friedrich Köppen in Landshut. [Kopie][Bayreuth, April 1825]Verdrüßlich iſts in jedem Falle, wenn man, nachdem das Beſte in uns Nun bitt’ ich Sie, höchſtgeſchätzter H. Hofrath, um eine Nachricht, Dieß iſt meine Frage und Bitte an Sie.20 Ach ich möchte ſo gern und ſo warm mein geliebtes Werk über die Ich grüße und umarme Ihre liebe Gattin mit der Liebe als hätten25 485. An Kammerrat Miedel in Bayreuth. Baireut d. 4. Mai 1825Hochzuverehrender Herr Kammerrath! Ein ſo himmliſcher Mai ver- <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0294" n="282"/> <div type="letter" n="1"> <head>484. An <hi rendition="#g">Friedrich Köppen in Landshut.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, April 1825]</hi> </dateline><lb/> <p>Verdrüßlich iſts in jedem Falle, wenn man, nachdem das Beſte in uns<lb/> reif geworden z. B. der Verſtand, noch darauf warten muß, bis noch<lb/> etwas Schlimmes auch reif wird, der graue Staar. — Und der iſts<lb n="5"/> jetzt in meinem linken Auge, und macht ſogar Anſtalten, im rechten ein<lb/> Stäärchen auszubrüten. Auch Retina-Schwäche befällt oft die Augen,<lb/> ſo daß ich, für ein hieſiges Leben, Fegfeuer genug habe — wovon auf<lb/> dieſes Papier ein gelber Wiederſchein fällt — indem ich mich durchaus<lb/> nicht an das Diktieren gewöhnen und nur ſchwer und mühſam aus<lb n="10"/> fremdem Vorleſen — bei der Schnelle und Viellautigkeit meiner<lb/> Lektüre — ſchöpfen kann.</p><lb/> <p>Nun bitt’ ich Sie, höchſtgeſchätzter H. Hofrath, um eine Nachricht,<lb/> von welcher der <hi rendition="#g">verſchwiegenſte</hi> Gebrauch gemacht werden ſoll,<lb/> nämlich über den Profeſſor Reiſinger, der lange in Ihrer Nähe lebte<lb n="15"/> und operierte. Ich lernte ihn in einer halbſtündigen Unterredung als<lb/> einen reichen hellen Kopf — obwol ein Bischen der ſtreitenden Pro-<lb/> feſſorenkirche zugethan — kennen. Nun iſt die Frage, ob ſeine Hand ſo<lb/> gut iſt wie ſein Kopf, und eben ſo glücklich Licht als dieſer gibt.</p><lb/> <p>Dieß iſt meine Frage und Bitte an Sie.<lb n="20"/> </p> <p>Ach ich möchte ſo gern und ſo warm mein geliebtes Werk über die<lb/> Unſterblichkeit gar vollenden, und die Sonne durch den Brennſpiegel<lb/> näher rücken — und immer fährt Gewölk über den Spiegel! — Ant-<lb/> worten Sie bald.</p><lb/> <p>Ich grüße und umarme Ihre liebe Gattin mit der Liebe als hätten<lb n="25"/> meine Augen nur eine Eros-Binde um. — Mit hoher Achtung ꝛc.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>485. An <hi rendition="#g">Kammerrat Miedel in Bayreuth.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut</hi> d. 4. Mai 1825</hi> </dateline><lb/> <p>Hochzuverehrender Herr Kammerrath! Ein ſo himmliſcher Mai ver-<lb/> langt auch einen ſchönen Tempel, wo man ihn anbetet. Sonſt war es Ihr<lb n="30"/> Garten. Jetzt aber kann ich meiner kranken Augen wegen nichts von<lb/> dieſem Tempel gebrauchen als die enge Mönchs Sakriſtei oben. Darf<lb/> ich Sie nun nicht bitten, mich für einen Winterapfel anzuſehen und mir,<lb/> ſo oft ich in den Garten gehe, den Schlüſſel zur Stube, wo Sie ſonſt<lb/> Ihr Winterobſt aufbewahrten, nur bis 2 Uhr zu leihen, wo er dann<lb n="35"/><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [282/0294]
484. An Friedrich Köppen in Landshut.
[Bayreuth, April 1825]
Verdrüßlich iſts in jedem Falle, wenn man, nachdem das Beſte in uns
reif geworden z. B. der Verſtand, noch darauf warten muß, bis noch
etwas Schlimmes auch reif wird, der graue Staar. — Und der iſts 5
jetzt in meinem linken Auge, und macht ſogar Anſtalten, im rechten ein
Stäärchen auszubrüten. Auch Retina-Schwäche befällt oft die Augen,
ſo daß ich, für ein hieſiges Leben, Fegfeuer genug habe — wovon auf
dieſes Papier ein gelber Wiederſchein fällt — indem ich mich durchaus
nicht an das Diktieren gewöhnen und nur ſchwer und mühſam aus 10
fremdem Vorleſen — bei der Schnelle und Viellautigkeit meiner
Lektüre — ſchöpfen kann.
Nun bitt’ ich Sie, höchſtgeſchätzter H. Hofrath, um eine Nachricht,
von welcher der verſchwiegenſte Gebrauch gemacht werden ſoll,
nämlich über den Profeſſor Reiſinger, der lange in Ihrer Nähe lebte 15
und operierte. Ich lernte ihn in einer halbſtündigen Unterredung als
einen reichen hellen Kopf — obwol ein Bischen der ſtreitenden Pro-
feſſorenkirche zugethan — kennen. Nun iſt die Frage, ob ſeine Hand ſo
gut iſt wie ſein Kopf, und eben ſo glücklich Licht als dieſer gibt.
Dieß iſt meine Frage und Bitte an Sie. 20
Ach ich möchte ſo gern und ſo warm mein geliebtes Werk über die
Unſterblichkeit gar vollenden, und die Sonne durch den Brennſpiegel
näher rücken — und immer fährt Gewölk über den Spiegel! — Ant-
worten Sie bald.
Ich grüße und umarme Ihre liebe Gattin mit der Liebe als hätten 25
meine Augen nur eine Eros-Binde um. — Mit hoher Achtung ꝛc.
485. An Kammerrat Miedel in Bayreuth.
Baireut d. 4. Mai 1825
Hochzuverehrender Herr Kammerrath! Ein ſo himmliſcher Mai ver-
langt auch einen ſchönen Tempel, wo man ihn anbetet. Sonſt war es Ihr 30
Garten. Jetzt aber kann ich meiner kranken Augen wegen nichts von
dieſem Tempel gebrauchen als die enge Mönchs Sakriſtei oben. Darf
ich Sie nun nicht bitten, mich für einen Winterapfel anzuſehen und mir,
ſo oft ich in den Garten gehe, den Schlüſſel zur Stube, wo Sie ſonſt
Ihr Winterobſt aufbewahrten, nur bis 2 Uhr zu leihen, wo er dann 35
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(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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