Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

Bild:
<< vorherige Seite
480. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel! Die Kapselbriefe haben Sie schon
gehabt; die eingeschnürten sind frühere zum bequemen Lesen. Eine
heitere Reise brauch' ich Ihnen weder erst zu wünschen, noch zu weis-5
sagen.

R.
481. An Emanuel.

Guten Morgen, mein alter Emanuel! Dieses Blättchen soll nur ein10
Arzenei- oder Weinzettel an der Kapsel sein. -- Käme jemand von
München so schnell zurück, als ichs immer von Ihnen wünsche: so
hätt' ich doch Bestellungen an Niggel.

*482. An Joseph Max in Breslau.
15

Endlich kommt, wie von allen Erdendingen, auch das Ende meines
Buches; für meine Augen eine schwere Aufgabe! -- Das Kapitel über
die Religion, daß Sie gewünscht, foderte eine lange und tiefe Unter-
suchung, und folgt nicht mit.

(5te Ld'or fünfte Rad am Wagen.)20

Die graue Farbe des Papiers thut am meisten meinen Augen wohl,
als wären sie Herrnhuter. Wollten Sie nicht die Gefälligkeit haben --
zumal da Sie mir sogar unverlangte immer beweisen -- mir von dem
beigelegten Grau- und Probeblatte bei der Übersendung der Bücher-
schau
etwa zwei oder drei Buch mitzusenden?25

Es gehe Ihnen recht wohl und das Schicksal überlasse nicht blos
Ihrem Bewußtsein die Belohnung Ihres Herzens!

*483. An Eduard Pohl in Breslau.

Zu Ihren Freuden am poetischen Leben und Streben wünsch' ich30
Ihnen herzlich Glück und Dauer. -- Decken Sie sich in Berlin gegen die
mystische Influenza durch das Studium der älteren Exegeten, eines
de Wette, Paulus, Eichhorn und -- Herders! Die jetzige Zeit kennt
nur religiöse Phantasie und Etymologie, aber keine Exegese und Kirchen-
geschichte.35

480. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel! Die Kapſelbriefe haben Sie ſchon
gehabt; die eingeſchnürten ſind frühere zum bequemen Leſen. Eine
heitere Reiſe brauch’ ich Ihnen weder erſt zu wünſchen, noch zu weiſ-5
ſagen.

R.
481. An Emanuel.

Guten Morgen, mein alter Emanuel! Dieſes Blättchen ſoll nur ein10
Arzenei- oder Weinzettel an der Kapſel ſein. — Käme jemand von
München ſo ſchnell zurück, als ichs immer von Ihnen wünſche: ſo
hätt’ ich doch Beſtellungen an Niggel.

*482. An Joſeph Max in Breslau.
15

Endlich kommt, wie von allen Erdendingen, auch das Ende meines
Buches; für meine Augen eine ſchwere Aufgabe! — Das Kapitel über
die Religion, daß Sie gewünſcht, foderte eine lange und tiefe Unter-
ſuchung, und folgt nicht mit.

(5te Ld’or fünfte Rad am Wagen.)20

Die graue Farbe des Papiers thut am meiſten meinen Augen wohl,
als wären ſie Herrnhuter. Wollten Sie nicht die Gefälligkeit haben —
zumal da Sie mir ſogar unverlangte immer beweiſen — mir von dem
beigelegten Grau- und Probeblatte bei der Überſendung der Bücher-
schau
etwa zwei oder drei Buch mitzuſenden?25

Es gehe Ihnen recht wohl und das Schickſal überlaſſe nicht blos
Ihrem Bewußtſein die Belohnung Ihres Herzens!

*483. An Eduard Pohl in Breslau.

Zu Ihren Freuden am poetiſchen Leben und Streben wünſch’ ich30
Ihnen herzlich Glück und Dauer. — Decken Sie ſich in Berlin gegen die
myſtiſche Influenza durch das Studium der älteren Exegeten, eines
de Wette, Paulus, Eichhorn und — Herders! Die jetzige Zeit kennt
nur religiöſe Phantaſie und Etymologie, aber keine Exegeſe und Kirchen-
geſchichte.35

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0293" n="281"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>480. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 25. März 1825]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, mein <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> Die Kap&#x017F;elbriefe haben Sie &#x017F;chon<lb/>
gehabt; die einge&#x017F;chnürten &#x017F;ind frühere zum bequemen Le&#x017F;en. Eine<lb/>
heitere Rei&#x017F;e brauch&#x2019; ich Ihnen weder er&#x017F;t zu wün&#x017F;chen, noch zu wei&#x017F;-<lb n="5"/>
&#x017F;agen.</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>481. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 27. März 1825]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, mein alter <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> Die&#x017F;es Blättchen &#x017F;oll nur ein<lb n="10"/>
Arzenei- oder Weinzettel an der Kap&#x017F;el &#x017F;ein. &#x2014; Käme jemand von<lb/>
München &#x017F;o &#x017F;chnell zurück, als ichs immer von Ihnen wün&#x017F;che: &#x017F;o<lb/>
hätt&#x2019; ich doch Be&#x017F;tellungen an <hi rendition="#aq">Niggel.</hi></p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>*482. An <hi rendition="#g">Jo&#x017F;eph Max in Breslau.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut</hi> d. 7 Apr. 1825</hi> </dateline>
        <lb n="15"/>
        <p>Endlich kommt, wie von allen Erdendingen, auch das Ende meines<lb/>
Buches; für meine Augen eine &#x017F;chwere Aufgabe! &#x2014; Das Kapitel über<lb/>
die Religion, daß Sie gewün&#x017F;cht, foderte eine lange und tiefe Unter-<lb/>
&#x017F;uchung, und folgt nicht mit.</p><lb/>
        <p>(5<hi rendition="#sup">te</hi> <hi rendition="#aq">Ld&#x2019;or</hi> fünfte Rad am Wagen.)<lb n="20"/>
</p>
        <p>Die graue Farbe des Papiers thut am mei&#x017F;ten meinen Augen wohl,<lb/>
als wären &#x017F;ie Herrnhuter. Wollten Sie nicht die Gefälligkeit haben &#x2014;<lb/>
zumal da Sie mir &#x017F;ogar unverlangte immer bewei&#x017F;en &#x2014; mir von dem<lb/>
beigelegten Grau- und Probeblatte bei der Über&#x017F;endung der <hi rendition="#aq">Bücher-<lb/>
schau</hi> etwa zwei oder drei Buch mitzu&#x017F;enden?<lb n="25"/>
</p>
        <p>Es gehe Ihnen recht wohl und das Schick&#x017F;al überla&#x017F;&#x017F;e nicht blos<lb/>
Ihrem Bewußt&#x017F;ein die Belohnung Ihres Herzens!</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>*483. An <hi rendition="#g">Eduard Pohl in Breslau.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 7. April 1825]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Zu Ihren Freuden am poeti&#x017F;chen Leben und Streben wün&#x017F;ch&#x2019; ich<lb n="30"/>
Ihnen herzlich Glück und Dauer. &#x2014; Decken Sie &#x017F;ich in Berlin gegen die<lb/>
my&#x017F;ti&#x017F;che Influenza durch das Studium der älteren Exegeten, eines<lb/>
de Wette, Paulus, Eichhorn und &#x2014; Herders! Die jetzige Zeit kennt<lb/>
nur religiö&#x017F;e Phanta&#x017F;ie und Etymologie, aber keine Exege&#x017F;e und Kirchen-<lb/>
ge&#x017F;chichte.<lb n="35"/>
</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[281/0293] 480. An Emanuel. [Bayreuth, 25. März 1825] Guten Morgen, mein Emanuel! Die Kapſelbriefe haben Sie ſchon gehabt; die eingeſchnürten ſind frühere zum bequemen Leſen. Eine heitere Reiſe brauch’ ich Ihnen weder erſt zu wünſchen, noch zu weiſ- 5 ſagen. R. 481. An Emanuel. [Bayreuth, 27. März 1825] Guten Morgen, mein alter Emanuel! Dieſes Blättchen ſoll nur ein 10 Arzenei- oder Weinzettel an der Kapſel ſein. — Käme jemand von München ſo ſchnell zurück, als ichs immer von Ihnen wünſche: ſo hätt’ ich doch Beſtellungen an Niggel. *482. An Joſeph Max in Breslau. Baireut d. 7 Apr. 1825 15 Endlich kommt, wie von allen Erdendingen, auch das Ende meines Buches; für meine Augen eine ſchwere Aufgabe! — Das Kapitel über die Religion, daß Sie gewünſcht, foderte eine lange und tiefe Unter- ſuchung, und folgt nicht mit. (5te Ld’or fünfte Rad am Wagen.) 20 Die graue Farbe des Papiers thut am meiſten meinen Augen wohl, als wären ſie Herrnhuter. Wollten Sie nicht die Gefälligkeit haben — zumal da Sie mir ſogar unverlangte immer beweiſen — mir von dem beigelegten Grau- und Probeblatte bei der Überſendung der Bücher- schau etwa zwei oder drei Buch mitzuſenden? 25 Es gehe Ihnen recht wohl und das Schickſal überlaſſe nicht blos Ihrem Bewußtſein die Belohnung Ihres Herzens! *483. An Eduard Pohl in Breslau. [Bayreuth, 7. April 1825] Zu Ihren Freuden am poetiſchen Leben und Streben wünſch’ ich 30 Ihnen herzlich Glück und Dauer. — Decken Sie ſich in Berlin gegen die myſtiſche Influenza durch das Studium der älteren Exegeten, eines de Wette, Paulus, Eichhorn und — Herders! Die jetzige Zeit kennt nur religiöſe Phantaſie und Etymologie, aber keine Exegeſe und Kirchen- geſchichte. 35

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/293
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/293>, abgerufen am 22.11.2024.