Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 9. Berlin, 1964.N. S. Da Sie wissen, daß ich aus der Wetterprophetenschule bin: Die reizende Urania möge meinen Arbeiten mein Schweigen ver- 29. An Richard Groote in Frankfurt a. M. Baireut d. 4ten Apr. 1822 [Donnerstag].15Euer Wohlgeboren dank' ich herzlich für die schnelle Erfüllung meines Wunsches. Der
N. S. Da Sie wiſſen, daß ich aus der Wetterprophetenſchule bin: Die reizende Urania möge meinen Arbeiten mein Schweigen ver- 29. An Richard Groote in Frankfurt a. M. Baireut d. 4ten Apr. 1822 [Donnerstag].15Euer Wohlgeboren dank’ ich herzlich für die ſchnelle Erfüllung meines Wunſches. Der
<TEI> <text> <body> <div type="letter" n="2"> <pb facs="#f0025" n="18"/> <postscript> <p>N. S. Da Sie wiſſen, daß ich aus der Wetterprophetenſchule bin:<lb/> ſo will ich denn meine vor acht Tagen ſchon ausgeſprochne Weiſ-<lb/> ſagung — die Ihnen wahrſcheinlich erſt nach der Erfüllung ihres<lb/> kleinern Theils zukommen wird — Ihnen nicht vorenthalten, daß<lb/> eine Dürre mit blauem Himmel bis in den Oktober hinein kommt;<lb n="5"/> und ſchon vor Weihnachten viel Kälte.</p><lb/> <p>Die reizende <hi rendition="#aq">Urania</hi> möge meinen Arbeiten mein Schweigen ver-<lb/> zeihen; beſonders da man vor ihr als der Fürſtin und als der geiſti-<lb/> gen Schönſchreiberin doch nicht im Wochenkleide ſondern im Gala-<lb/> ſtil erſcheinen muß. Freilich ſo gern ich ihre Hand auf dem Poſt-<lb n="10"/> papiere ſehe: ſo wäre mir die Hand ohne die Feder noch 10 mal lieber.<lb/> Verſichern Sie ſie meiner innigſten Verehrung, Wärme und —<lb/> Sehnſucht.</p> </postscript> </div><lb/> <div type="letter" n="2"> <head>29. An <hi rendition="#g">Richard Groote in Frankfurt a. M.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut</hi> d. 4<hi rendition="#sup">ten</hi> Apr. 1822 [Donnerstag].</hi> </dateline> <lb n="15"/> <salute> <hi rendition="#et">Euer Wohlgeboren</hi> </salute><lb/> <p>dank’ ich herzlich für die ſchnelle Erfüllung meines Wunſches. Der<lb/> Wein kam ſchon vorigen Sonnabend an und völlig in der Güte der<lb/> frühern Probe. Alle übrigen Weinproben waren bei aller ihrer Rein-<lb/> heit und Güte meinen Nerven zu ſtark. — Sind wir nur über die<lb n="20"/> Nachtfröſte dieſer Woche hinweg: ſo hat der Wein auf dem Stocke<lb/> nichts mehr vom Frühlinge zu befürchten, der mehr trocken als naß<lb/> ſein wird und ſehr warm, ſo wie der Auguſt dieſes mal gewiß „den<lb/> Wein kochen“ wird. — Ihren niedergelegten <hi rendition="#aq">Haut Sauterne</hi> laſſ’<lb/> ich fleißig mit meinem noch übrigen <hi rendition="#aq">Sauterne</hi> auffüllen; aber noch<lb n="25"/> konnt’ ich keinen Käufer ausmitteln, weil man hier mehr Sinn für<lb/> Wohlgeſchmack als Stärke hat. —</p><lb/> <table> <row> <cell>Meine Schuld beträgt</cell> <cell>fl.</cell> <cell>kr.</cell> </row><lb/> <row> <cell>Weinproben</cell> <cell>30.</cell> <cell>16</cell> </row><lb/> <row> <cell> <hi rendition="#u">½ Oxhoft</hi> </cell> <cell> <hi rendition="#u">78</hi> </cell> <cell> <hi rendition="#u">30</hi> <lb n="30"/> </cell> </row> <row> <cell/> <cell>108.</cell> <cell>46.</cell> </row><lb/> </table> </div> </body> </text> </TEI> [18/0025]
N. S. Da Sie wiſſen, daß ich aus der Wetterprophetenſchule bin:
ſo will ich denn meine vor acht Tagen ſchon ausgeſprochne Weiſ-
ſagung — die Ihnen wahrſcheinlich erſt nach der Erfüllung ihres
kleinern Theils zukommen wird — Ihnen nicht vorenthalten, daß
eine Dürre mit blauem Himmel bis in den Oktober hinein kommt; 5
und ſchon vor Weihnachten viel Kälte.
Die reizende Urania möge meinen Arbeiten mein Schweigen ver-
zeihen; beſonders da man vor ihr als der Fürſtin und als der geiſti-
gen Schönſchreiberin doch nicht im Wochenkleide ſondern im Gala-
ſtil erſcheinen muß. Freilich ſo gern ich ihre Hand auf dem Poſt- 10
papiere ſehe: ſo wäre mir die Hand ohne die Feder noch 10 mal lieber.
Verſichern Sie ſie meiner innigſten Verehrung, Wärme und —
Sehnſucht.
29. An Richard Groote in Frankfurt a. M.
Baireut d. 4ten Apr. 1822 [Donnerstag]. 15
Euer Wohlgeboren
dank’ ich herzlich für die ſchnelle Erfüllung meines Wunſches. Der
Wein kam ſchon vorigen Sonnabend an und völlig in der Güte der
frühern Probe. Alle übrigen Weinproben waren bei aller ihrer Rein-
heit und Güte meinen Nerven zu ſtark. — Sind wir nur über die 20
Nachtfröſte dieſer Woche hinweg: ſo hat der Wein auf dem Stocke
nichts mehr vom Frühlinge zu befürchten, der mehr trocken als naß
ſein wird und ſehr warm, ſo wie der Auguſt dieſes mal gewiß „den
Wein kochen“ wird. — Ihren niedergelegten Haut Sauterne laſſ’
ich fleißig mit meinem noch übrigen Sauterne auffüllen; aber noch 25
konnt’ ich keinen Käufer ausmitteln, weil man hier mehr Sinn für
Wohlgeſchmack als Stärke hat. —
Meine Schuld beträgt fl. kr.
Weinproben 30. 16
½ Oxhoft 78 30 30
108. 46.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:36:37Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:36:37Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |