Jhering, Rudolf von: Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung. Teil 2, Bd. 2. Leipzig, 1858.Haften an der Aeußerlichkeit. III. Der Formalismus. §. 46. Interpretation der Gesetze (S. 478), ihrem Charakter treu ge-blieben: nämlich die Form beziehungsweise den Buchstaben zu respectiren, so lange kein ernsteres praktisches Interesse zur Frage stand, entgegengesetzten Falls aber sich von ihnen loszusagen. Wollte man sich bei der Theorie der in jure cessio streng an Die wirkliche Manus verschaffte dem Manne das ge- 699) Gaj. II, 34--36. 700) Gaj. I, 168. Ulp. XI, 6. 8. 17. Die tutela cessitia ist auch im übrigen ein redendes Zeugniß für die Behauptung im Text. S. Ulp. XI, 7. 701) Ueber jenes Gaj. II, 98, über dieses Gaj. I, 118 verb. nec ob id filiae loco sit und 115 b. 702) Gaj. I, 115 b. 703) Gaj. I, 140. 704) Gaj. II, 59, 68. 36*
Haften an der Aeußerlichkeit. III. Der Formalismus. §. 46. Interpretation der Geſetze (S. 478), ihrem Charakter treu ge-blieben: nämlich die Form beziehungsweiſe den Buchſtaben zu reſpectiren, ſo lange kein ernſteres praktiſches Intereſſe zur Frage ſtand, entgegengeſetzten Falls aber ſich von ihnen loszuſagen. Wollte man ſich bei der Theorie der in jure cessio ſtreng an Die wirkliche Manus verſchaffte dem Manne das ge- 699) Gaj. II, 34—36. 700) Gaj. I, 168. Ulp. XI, 6. 8. 17. Die tutela cessitia iſt auch im übrigen ein redendes Zeugniß für die Behauptung im Text. S. Ulp. XI, 7. 701) Ueber jenes Gaj. II, 98, über dieſes Gaj. I, 118 verb. nec ob id filiae loco sit und 115 b. 702) Gaj. I, 115 b. 703) Gaj. I, 140. 704) Gaj. II, 59, 68. 36*
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Haften an der Aeußerlichkeit. III. Der Formalismus. §. 46.
Interpretation der Geſetze (S. 478), ihrem Charakter treu ge-
blieben: nämlich die Form beziehungsweiſe den Buchſtaben zu
reſpectiren, ſo lange kein ernſteres praktiſches Intereſſe zur Frage
ſtand, entgegengeſetzten Falls aber ſich von ihnen loszuſagen.
Wollte man ſich bei der Theorie der in jure cessio ſtreng an
das Vorbild der Vindication halten, ſo mußte man ſie in allen
Fällen geſtatten, wo letztere Statt fand. Allein der Spielraum,
den man ihr gönnte, war ungleich enger; nicht die abſtracte
Conſequenz, ſondern die Erwägung des wahren Bedürfniſſes
hatte ihn abgeſteckt. Eine Erbſchaft vindiciren konnte der
teſtamentariſche Erbe ſo gut, als der Inteſtat-Erbe; ſie mit
voller Wirkung in jure cediren nur der heres legitimus vor
geſchehener Antretung. 699) Die Tutel vindiciren konnte
jeder Tutor; ſie cediren nur der tutor legitimus einer
Frau. 700)
Die wirkliche Manus verſchaffte dem Manne das ge-
ſammte Vermögen der Frau und letzterer ein Erbrecht an ſeinem
Nachlaß, beides fiel bei der Schein manus hinweg, 701) es ſei
denn, daß dieſelbe mit dem Manne ſelbſt eingegangen war; 702)
das eine ſo angemeſſen, wie das andere. Das ernſtlich vom
Vater verkaufte Kind ward mit Ablauf der Cenſusperiode frei
(S. 190), das zum Schein verkaufte mußte ihm zurück manci-
pirt werden. 703) Eine Sache, die man ernſtlich mancipirt oder
in jure cedirt hatte, konnte man nicht ohne Titel uſucapiren,
wohl aber diejenige, welche man fiduciae causa veräußert
hatte. 704)
699) Gaj. II, 34—36.
700) Gaj. I, 168. Ulp. XI, 6. 8. 17. Die tutela cessitia iſt auch im
übrigen ein redendes Zeugniß für die Behauptung im Text. S. Ulp. XI, 7.
701) Ueber jenes Gaj. II, 98, über dieſes Gaj. I, 118 verb. nec ob id
filiae loco sit und 115 b.
702) Gaj. I, 115 b.
703) Gaj. I, 140.
704) Gaj. II, 59, 68.
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