Jhering, Rudolf von: Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung. Teil 2, Bd. 2. Leipzig, 1858.Zweites Buch. Erster Abschn. III. Die jurist. Technik. B. Des ält. Rechts. In allen Fällen kann der Imperativ entweder auf ein Thun 2. Der Conjunctiv. Er schließt sich dem Imperativ am belli gerendi ne esto, tradito, restituito; über die lex dedicationis Briss. I, c. 194: legem dixit .. probe factum esto, jus fasque, eadem lex esto, über die Contractsformulare die Werke von Cato und Varro über den Landbau. Ist es Zufall, daß Livius, der sich bei dem foedus des Impera- tivs bedient (s. z. B. XXXVIII, 11 u. a. St. bei Briss.), die von dem Feldherrn entworfenen Friedensbedingungen XXXIII, 30. XXXIV, 35 im Conjunctiv faßt? 828) Beispiele. SC. de Bacchanal. (das älteste erhaltene): ne quis
adesse velit. SC. de curator. aquarum (bei Frontin) uti darent, at- tribuerent, uti liceret, ne cui liceret. SC. de aedificiis non diruendis: ne quis domum dirueret; poenam inferri cogeretur, venditio irrita fieret. Ebenso in den Municipaldecreten (Beispiel bei Haubold. monum. leg. S. 232). Zweites Buch. Erſter Abſchn. III. Die juriſt. Technik. B. Des ält. Rechts. In allen Fällen kann der Imperativ entweder auf ein Thun 2. Der Conjunctiv. Er ſchließt ſich dem Imperativ am belli gerendi ne esto, tradito, restituito; über die lex dedicationis Briss. I, c. 194: legem dixit .. probe factum esto, jus fasque, eadem lex esto, über die Contractsformulare die Werke von Cato und Varro über den Landbau. Iſt es Zufall, daß Livius, der ſich bei dem foedus des Impera- tivs bedient (ſ. z. B. XXXVIII, 11 u. a. St. bei Briss.), die von dem Feldherrn entworfenen Friedensbedingungen XXXIII, 30. XXXIV, 35 im Conjunctiv faßt? 828) Beiſpiele. SC. de Bacchanal. (das älteſte erhaltene): ne quis
adesse velit. SC. de curator. aquarum (bei Frontin) uti darent, at- tribuerent, uti liceret, ne cui liceret. SC. de aedificiis non diruendis: ne quis domum dirueret; poenam inferri cogeretur, venditio irrita fieret. Ebenſo in den Municipaldecreten (Beiſpiel bei Haubold. monum. leg. S. 232). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <div n="8"> <div n="9"> <pb facs="#f0336" n="630"/> <fw place="top" type="header">Zweites Buch. Erſter Abſchn. <hi rendition="#aq">III.</hi> Die juriſt. Technik. <hi rendition="#aq">B.</hi> Des ält. Rechts.</fw><lb/> <p>In allen Fällen kann der Imperativ entweder auf ein <hi rendition="#g">Thun</hi><lb/> oder ein <hi rendition="#g">Sein</hi> geſtellt werden: <hi rendition="#aq">dato, facito, capito</hi> oder <hi rendition="#aq">heres,<lb/> damnas, jus esto</hi>. Es liegt auf der Hand, daß manche Dispo-<lb/> ſitionen ſowohl in der einen wie andern Form gefaßt werden<lb/> konnten, z. B. das Damnationslegat konnte lauten: <hi rendition="#aq">damnas<lb/> esto dare</hi> und <hi rendition="#aq">dato,</hi> ohne daß dies einen Unterſchied begrün-<lb/> dete. Ob die ältere Zeit hier nicht ſtrenger verfuhr, iſt eine<lb/> Frage, die ich nur aufwerfen, nicht beantworten kann.</p><lb/> <p>2. Der <hi rendition="#g">Conjunctiv</hi>. Er ſchließt ſich dem Imperativ am<lb/> nächſten an, denn er iſt zunächſt eine <hi rendition="#g">mildere Form des<lb/> Befehles</hi>. In dieſem Sinn gebraucht ihn zunächſt der <hi rendition="#g">Se-<lb/> nat</hi>. Seiner urſprünglichen Stellung nach kann der Senat<lb/> nicht <hi rendition="#g">befehlen</hi>, ſondern nur begutachten, befürworten, an-<lb/> empfehlen, auffordern. Die entſprechende Form dafür war der<lb/> Infinitiv (ſ. 3) und der Conjunctiv; jener, wie es ſcheint, mehr<lb/> für die bloße <hi rendition="#g">Erklärung</hi>, dieſer mehr für die <hi rendition="#g">Aufforde-<lb/> rung</hi>. Der Senat behielt dieſe beiden Formen auch dann noch<lb/> bei, als er der Sache nach bereits eine geſetzgebende Gewalt<lb/> erlangt hatte.<note place="foot" n="828)">Beiſpiele. <hi rendition="#aq">SC. de Bacchanal.</hi> (das älteſte erhaltene): <hi rendition="#aq">ne quis<lb/> adesse velit. SC. de curator. aquarum</hi> (bei <hi rendition="#aq">Frontin) <hi rendition="#g">uti</hi> darent, at-<lb/> tribuerent, uti liceret, ne cui liceret. SC. de aedificiis non diruendis:<lb/> ne quis domum dirueret; poenam inferri cogeretur, venditio irrita<lb/> fieret.</hi> Ebenſo in den Municipaldecreten (Beiſpiel bei <hi rendition="#aq">Haubold. monum.<lb/> leg.</hi> S. 232).</note> Ebenſo gebraucht der Prätor in ſeinem<lb/> Edict den Conjunctiv. Alle Verfügungen des prätoriſchen<lb/> Edicts ſind, inſofern der Prätor nicht in erſter Perſon im In-<lb/> dicativ ſpricht, (ſ. u.) im Conjunctiv gehalten. Denn der Prä-<lb/><note xml:id="seg2pn_36_2" prev="#seg2pn_36_1" place="foot" n="827)"><hi rendition="#aq">belli gerendi ne esto, tradito, restituito;</hi> über die <hi rendition="#aq">lex dedicationis Briss.<lb/> I, c. 194: <hi rendition="#g">legem</hi> dixit .. probe factum esto, jus fasque, eadem lex<lb/> esto,</hi> über die Contractsformulare die Werke von Cato und Varro über den<lb/> Landbau. Iſt es Zufall, daß Livius, der ſich bei dem <hi rendition="#aq">foedus</hi> des Impera-<lb/> tivs bedient (ſ. z. B. <hi rendition="#aq">XXXVIII,</hi> 11 u. a. St. bei <hi rendition="#aq">Briss.</hi>), die von dem<lb/> Feldherrn entworfenen Friedensbedingungen <hi rendition="#aq">XXXIII, 30. XXXIV,</hi> 35 im<lb/> Conjunctiv faßt?</note><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [630/0336]
Zweites Buch. Erſter Abſchn. III. Die juriſt. Technik. B. Des ält. Rechts.
In allen Fällen kann der Imperativ entweder auf ein Thun
oder ein Sein geſtellt werden: dato, facito, capito oder heres,
damnas, jus esto. Es liegt auf der Hand, daß manche Dispo-
ſitionen ſowohl in der einen wie andern Form gefaßt werden
konnten, z. B. das Damnationslegat konnte lauten: damnas
esto dare und dato, ohne daß dies einen Unterſchied begrün-
dete. Ob die ältere Zeit hier nicht ſtrenger verfuhr, iſt eine
Frage, die ich nur aufwerfen, nicht beantworten kann.
2. Der Conjunctiv. Er ſchließt ſich dem Imperativ am
nächſten an, denn er iſt zunächſt eine mildere Form des
Befehles. In dieſem Sinn gebraucht ihn zunächſt der Se-
nat. Seiner urſprünglichen Stellung nach kann der Senat
nicht befehlen, ſondern nur begutachten, befürworten, an-
empfehlen, auffordern. Die entſprechende Form dafür war der
Infinitiv (ſ. 3) und der Conjunctiv; jener, wie es ſcheint, mehr
für die bloße Erklärung, dieſer mehr für die Aufforde-
rung. Der Senat behielt dieſe beiden Formen auch dann noch
bei, als er der Sache nach bereits eine geſetzgebende Gewalt
erlangt hatte. 828) Ebenſo gebraucht der Prätor in ſeinem
Edict den Conjunctiv. Alle Verfügungen des prätoriſchen
Edicts ſind, inſofern der Prätor nicht in erſter Perſon im In-
dicativ ſpricht, (ſ. u.) im Conjunctiv gehalten. Denn der Prä-
827)
828) Beiſpiele. SC. de Bacchanal. (das älteſte erhaltene): ne quis
adesse velit. SC. de curator. aquarum (bei Frontin) uti darent, at-
tribuerent, uti liceret, ne cui liceret. SC. de aedificiis non diruendis:
ne quis domum dirueret; poenam inferri cogeretur, venditio irrita
fieret. Ebenſo in den Municipaldecreten (Beiſpiel bei Haubold. monum.
leg. S. 232).
827) belli gerendi ne esto, tradito, restituito; über die lex dedicationis Briss.
I, c. 194: legem dixit .. probe factum esto, jus fasque, eadem lex
esto, über die Contractsformulare die Werke von Cato und Varro über den
Landbau. Iſt es Zufall, daß Livius, der ſich bei dem foedus des Impera-
tivs bedient (ſ. z. B. XXXVIII, 11 u. a. St. bei Briss.), die von dem
Feldherrn entworfenen Friedensbedingungen XXXIII, 30. XXXIV, 35 im
Conjunctiv faßt?
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