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Jhering, Rudolf von: Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung. Teil 3, Bd. 1. Leipzig, 1865.

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I. Substant. Moment des Rechts. -- Der Genuß. §. 60.
hat er nur für das Vermögensrecht, auf das wir uns daher im
Folgenden beschränken werden.

Die Genußmöglichkeit, welche mir die Sache in factischer,
das Eigenthum an derselben in rechtlicher Beziehung gewährt,
besteht je nach Art der Sache bald lediglich in der bloßen Be-
nutzung
(dem uti und, wenn dieselbe eine fruchtbringende ist,
dem frui), bald lediglich in der Consumtion der Sache (res quae
usu consumuntur
), bald in beiden zusammen. Zu dieser Form
des vom Eigenthümer in eigner Person vorgenommenen realen
oder unmittelbaren Genusses gesellen sich noch zwei andere, bei
denen der Eigenthümer den realen Genuß auf einen Andern
überträgt, um dafür einen andern einzutauschen, (ideale oder
juristische Genußformen) nämlich:

1. der Genuß des Werthes, und zwar
a. der Sache, indem in Form des Vertrages ein anderes
Gut für sie eingetauscht wird, sei es Geld (Kaufcon-
tract), eine andere Sache (Tauschcontract im engern
Sinn), oder persönliche Leistungen (Kategorie: do, ut
facias
der Innominatcontracte),
b. des Gebrauchs, indem das uti oder frui gegen Geld
(locatio conductio, Mieth- und Pachtcontract, Super-
ficies, Emphyteusis) oder sonstige Leistungen (z. B.
Antichrese) zeitweise oder auf immer überlassen wird. 456)
2. die unentgeltliche Dahingabe an Individuen oder
gemeinnützige Zwecke
a. der Sache, in Form der Schenkung, Pollicitatio, Stif-
tung, letztwilliger Zuwendungen,
456) Der im Text geltend gemachte Gesichtspunkt ist von den römischen
Juristen klar erkannt, s. z. B. L. 12 §. 2 de usufr. (7. 1) .. nam et qui
locat, utitur et qui vendit. L. 39 ibid. Qui pretio utitur, non minus ha-
bere intelligitur, quam qui principali re utitur fruitur. L. 35 §. 1 ibid.
L. 22 de her. pet. (5. 3) .. in locum hereditariae rei pretium ejus suc-
cessisse.
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I. Subſtant. Moment des Rechts. — Der Genuß. §. 60.
hat er nur für das Vermögensrecht, auf das wir uns daher im
Folgenden beſchränken werden.

Die Genußmöglichkeit, welche mir die Sache in factiſcher,
das Eigenthum an derſelben in rechtlicher Beziehung gewährt,
beſteht je nach Art der Sache bald lediglich in der bloßen Be-
nutzung
(dem uti und, wenn dieſelbe eine fruchtbringende iſt,
dem frui), bald lediglich in der Conſumtion der Sache (res quae
usu consumuntur
), bald in beiden zuſammen. Zu dieſer Form
des vom Eigenthümer in eigner Perſon vorgenommenen realen
oder unmittelbaren Genuſſes geſellen ſich noch zwei andere, bei
denen der Eigenthümer den realen Genuß auf einen Andern
überträgt, um dafür einen andern einzutauſchen, (ideale oder
juriſtiſche Genußformen) nämlich:

1. der Genuß des Werthes, und zwar
a. der Sache, indem in Form des Vertrages ein anderes
Gut für ſie eingetauſcht wird, ſei es Geld (Kaufcon-
tract), eine andere Sache (Tauſchcontract im engern
Sinn), oder perſönliche Leiſtungen (Kategorie: do, ut
facias
der Innominatcontracte),
b. des Gebrauchs, indem das uti oder frui gegen Geld
(locatio conductio, Mieth- und Pachtcontract, Super-
ficies, Emphyteuſis) oder ſonſtige Leiſtungen (z. B.
Antichreſe) zeitweiſe oder auf immer überlaſſen wird. 456)
2. die unentgeltliche Dahingabe an Individuen oder
gemeinnützige Zwecke
a. der Sache, in Form der Schenkung, Pollicitatio, Stif-
tung, letztwilliger Zuwendungen,
456) Der im Text geltend gemachte Geſichtspunkt iſt von den römiſchen
Juriſten klar erkannt, ſ. z. B. L. 12 §. 2 de usufr. (7. 1) .. nam et qui
locat, utitur et qui vendit. L. 39 ibid. Qui pretio utitur, non minus ha-
bere intelligitur, quam qui principali re utitur fruitur. L. 35 §. 1 ibid.
L. 22 de her. pet. (5. 3) .. in locum hereditariae rei pretium ejus suc-
cessisse.
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[323/0339] I. Subſtant. Moment des Rechts. — Der Genuß. §. 60. hat er nur für das Vermögensrecht, auf das wir uns daher im Folgenden beſchränken werden. Die Genußmöglichkeit, welche mir die Sache in factiſcher, das Eigenthum an derſelben in rechtlicher Beziehung gewährt, beſteht je nach Art der Sache bald lediglich in der bloßen Be- nutzung (dem uti und, wenn dieſelbe eine fruchtbringende iſt, dem frui), bald lediglich in der Conſumtion der Sache (res quae usu consumuntur), bald in beiden zuſammen. Zu dieſer Form des vom Eigenthümer in eigner Perſon vorgenommenen realen oder unmittelbaren Genuſſes geſellen ſich noch zwei andere, bei denen der Eigenthümer den realen Genuß auf einen Andern überträgt, um dafür einen andern einzutauſchen, (ideale oder juriſtiſche Genußformen) nämlich: 1. der Genuß des Werthes, und zwar a. der Sache, indem in Form des Vertrages ein anderes Gut für ſie eingetauſcht wird, ſei es Geld (Kaufcon- tract), eine andere Sache (Tauſchcontract im engern Sinn), oder perſönliche Leiſtungen (Kategorie: do, ut facias der Innominatcontracte), b. des Gebrauchs, indem das uti oder frui gegen Geld (locatio conductio, Mieth- und Pachtcontract, Super- ficies, Emphyteuſis) oder ſonſtige Leiſtungen (z. B. Antichreſe) zeitweiſe oder auf immer überlaſſen wird. 456) 2. die unentgeltliche Dahingabe an Individuen oder gemeinnützige Zwecke a. der Sache, in Form der Schenkung, Pollicitatio, Stif- tung, letztwilliger Zuwendungen, 456) Der im Text geltend gemachte Geſichtspunkt iſt von den römiſchen Juriſten klar erkannt, ſ. z. B. L. 12 §. 2 de usufr. (7. 1) .. nam et qui locat, utitur et qui vendit. L. 39 ibid. Qui pretio utitur, non minus ha- bere intelligitur, quam qui principali re utitur fruitur. L. 35 §. 1 ibid. L. 22 de her. pet. (5. 3) .. in locum hereditariae rei pretium ejus suc- cessisse. 21*

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Zitationshilfe: Jhering, Rudolf von: Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung. Teil 3, Bd. 1. Leipzig, 1865, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jhering_recht03_1865/339>, abgerufen am 21.11.2024.