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Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835.

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Die Jungfrau sprach: du kannst mich nie
Zu deinem Weiblein haben; :,:
Wenns dürr ist, das grüne Lindlein hie,
Dann will ich dein Herze laben. :,:
Die Linde war noch jung und schlank,
Der Ritter sucht' im Lande :,:
Ein' dürre Lind' so groß, so lang,
Bis er sie endlich fande. :,:
Er ging wohl in dem Mondenschein,
Grub aus die grüne Linde, :,:
Und setzt die dürre dahinein,
Belegt's mit Rasen geschwinde. :,:
Die Jungfrau stand des Morgens auf,
Am Fenster war's so lichte, :,:
Des Lindleins Schatten spielt' nicht drauf,
Schwarz ward's ihr vor dem Gesichte. :,:
Die Jungfrau lief zur Linde hin,
Setzt' sich mit Weinen nieder, :,:
Der Ritter kam mit stolzem Sinn,
Begehrt ihr Herze wieder. :,:
Die Jungfrau sprach in großer Noth:
Ich kann dich nimmer lieben! :,:
Der stolze Ritter stach sie todt,
Das thät den Graf betrüben. :,:
Der Graf kam noch denselben Tag,
Er sah mit traurigem Muthe, :,:
Wie da bei dürrer Linde lag
Die Jungfrau in rothem Blute. :,:
Er machte da ein tiefes Grab,
Der Braut zum Ruhebette, :,:
Und sucht' eine Linde Berg auf und ab,
Die setzt' er an die Stätte. :,:
Und einen großen Stein dazu,
Der stehet noch im Winde, :,:
Da schläft die Jungfrau in guter Ruh,
Im Schatten der grünen Linde. :,:

8 *
Die Jungfrau ſprach: du kannſt mich nie
Zu deinem Weiblein haben; :,:
Wenns dürr iſt, das grüne Lindlein hie,
Dann will ich dein Herze laben. :,:
Die Linde war noch jung und ſchlank,
Der Ritter ſucht’ im Lande :,:
Ein’ dürre Lind’ ſo groß, ſo lang,
Bis er ſie endlich fande. :,:
Er ging wohl in dem Mondenſchein,
Grub aus die grüne Linde, :,:
Und ſetzt die dürre dahinein,
Belegt’s mit Raſen geſchwinde. :,:
Die Jungfrau ſtand des Morgens auf,
Am Fenſter war’s ſo lichte, :,:
Des Lindleins Schatten ſpielt’ nicht drauf,
Schwarz ward’s ihr vor dem Geſichte. :,:
Die Jungfrau lief zur Linde hin,
Setzt’ ſich mit Weinen nieder, :,:
Der Ritter kam mit ſtolzem Sinn,
Begehrt ihr Herze wieder. :,:
Die Jungfrau ſprach in großer Noth:
Ich kann dich nimmer lieben! :,:
Der ſtolze Ritter ſtach ſie todt,
Das thät den Graf betrüben. :,:
Der Graf kam noch denſelben Tag,
Er ſah mit traurigem Muthe, :,:
Wie da bei dürrer Linde lag
Die Jungfrau in rothem Blute. :,:
Er machte da ein tiefes Grab,
Der Braut zum Ruhebette, :,:
Und ſucht’ eine Linde Berg auf und ab,
Die ſetzt’ er an die Stätte. :,:
Und einen großen Stein dazu,
Der ſtehet noch im Winde, :,:
Da ſchläft die Jungfrau in guter Ruh,
Im Schatten der grünen Linde. :,:

8 *
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[115/0123] Die Jungfrau ſprach: du kannſt mich nie Zu deinem Weiblein haben; :,: Wenns dürr iſt, das grüne Lindlein hie, Dann will ich dein Herze laben. :,: Die Linde war noch jung und ſchlank, Der Ritter ſucht’ im Lande :,: Ein’ dürre Lind’ ſo groß, ſo lang, Bis er ſie endlich fande. :,: Er ging wohl in dem Mondenſchein, Grub aus die grüne Linde, :,: Und ſetzt die dürre dahinein, Belegt’s mit Raſen geſchwinde. :,: Die Jungfrau ſtand des Morgens auf, Am Fenſter war’s ſo lichte, :,: Des Lindleins Schatten ſpielt’ nicht drauf, Schwarz ward’s ihr vor dem Geſichte. :,: Die Jungfrau lief zur Linde hin, Setzt’ ſich mit Weinen nieder, :,: Der Ritter kam mit ſtolzem Sinn, Begehrt ihr Herze wieder. :,: Die Jungfrau ſprach in großer Noth: Ich kann dich nimmer lieben! :,: Der ſtolze Ritter ſtach ſie todt, Das thät den Graf betrüben. :,: Der Graf kam noch denſelben Tag, Er ſah mit traurigem Muthe, :,: Wie da bei dürrer Linde lag Die Jungfrau in rothem Blute. :,: Er machte da ein tiefes Grab, Der Braut zum Ruhebette, :,: Und ſucht’ eine Linde Berg auf und ab, Die ſetzt’ er an die Stätte. :,: Und einen großen Stein dazu, Der ſtehet noch im Winde, :,: Da ſchläft die Jungfrau in guter Ruh, Im Schatten der grünen Linde. :,: 8 *

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Zitationshilfe: Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835/123>, abgerufen am 23.11.2024.