Dann kehrt man sich nordwärts quer über in die Mitte des Thals, wandelt dann zwischen Blumen und Gemüßbeeten etwas durch dasselbe fort, und nun führt der Weg ganz nord- wärts an eine steile Felsenwand, in welche eine zierliche Kam- mer eingehauen ist, und deren Wände mit allerhand Gemäl- den überzogen sind, hier steht ein Kanapee mit Stühlen und einem Tisch.
Wenn man aus dieser Felsenkluft wieder heraustritt, so kommt man nun in einen langen geraden Gang, der durch größere Bäume und Gesträuche fortführt, sich gegen Südwe- sten richtet, und oben auf einen Quergang mit Rasensitzen stößt, hinter diesen Sitzen steigt ein Wald von italienischen Pappeln ungemein reizend in die Höhe, der sich oben an die alte Stadtmauer und an ein Gebäude anschließt; unten in diesem Walde, nahe hinter der Rasenbank, guckt eine schöne, aus einem grauen Sandstein gehauene Urne aus dem Gebüsche hervor. Diese Urne sieht man, sobald man aus der Felsen- kammer herab in den großen Gang eintritt; auf dem Wege durch diesen Gang trifft man linker Hand, gegen die Hügel zu, ein Grabmahl mit Ruhesitzen und Inschriften an, rechter Hand aber führt ein kleiner Fußpfad zu des Diogenes Faß, welches groß genug ist, um darinnen allerhand Betrach- tungen anzustellen; von hier führt ein steiler Fußpfad west- wärts hinauf, zu einer verdorrten hohlen Eiche, in welcher ein Einsiedler in Lebensgröße mit einem langen Bart an einem Tischchen sitzt, und dem, der die Thür öffnet, ein Kom- pliment macht.
Dann führt der Pfad linker Hand, oberhalb dem Pappel- wald, zwischen diesem und der Stadtmauer herum, auf dem südlichen, allenthalben in seinen Abhängen mit Gebüschen verwachsenen Hügel; auf demselben befinden sich nun Garten- beete, Nebengeländer in dunkle gewölbte Gänge gebildet; eine Eremitage, eine Schaukel, Bänke und Stühle von mancher- lei Art u. dergl. Dann stehen zwei von Erde und Rasen hoch aufgeführte Pyramiden da, deren jede oben eine Altane hat, zu welchen man auf einer Treppe hinaufsteigt: hier ist nun die Aussicht über die Stadt, das Nobthal und die
Dann kehrt man ſich nordwaͤrts quer uͤber in die Mitte des Thals, wandelt dann zwiſchen Blumen und Gemuͤßbeeten etwas durch daſſelbe fort, und nun fuͤhrt der Weg ganz nord- waͤrts an eine ſteile Felſenwand, in welche eine zierliche Kam- mer eingehauen iſt, und deren Waͤnde mit allerhand Gemaͤl- den uͤberzogen ſind, hier ſteht ein Kanapee mit Stuͤhlen und einem Tiſch.
Wenn man aus dieſer Felſenkluft wieder heraustritt, ſo kommt man nun in einen langen geraden Gang, der durch groͤßere Baͤume und Geſtraͤuche fortfuͤhrt, ſich gegen Suͤdwe- ſten richtet, und oben auf einen Quergang mit Raſenſitzen ſtoͤßt, hinter dieſen Sitzen ſteigt ein Wald von italieniſchen Pappeln ungemein reizend in die Hoͤhe, der ſich oben an die alte Stadtmauer und an ein Gebaͤude anſchließt; unten in dieſem Walde, nahe hinter der Raſenbank, guckt eine ſchoͤne, aus einem grauen Sandſtein gehauene Urne aus dem Gebuͤſche hervor. Dieſe Urne ſieht man, ſobald man aus der Felſen- kammer herab in den großen Gang eintritt; auf dem Wege durch dieſen Gang trifft man linker Hand, gegen die Huͤgel zu, ein Grabmahl mit Ruheſitzen und Inſchriften an, rechter Hand aber fuͤhrt ein kleiner Fußpfad zu des Diogenes Faß, welches groß genug iſt, um darinnen allerhand Betrach- tungen anzuſtellen; von hier fuͤhrt ein ſteiler Fußpfad weſt- waͤrts hinauf, zu einer verdorrten hohlen Eiche, in welcher ein Einſiedler in Lebensgroͤße mit einem langen Bart an einem Tiſchchen ſitzt, und dem, der die Thuͤr oͤffnet, ein Kom- pliment macht.
Dann fuͤhrt der Pfad linker Hand, oberhalb dem Pappel- wald, zwiſchen dieſem und der Stadtmauer herum, auf dem ſuͤdlichen, allenthalben in ſeinen Abhaͤngen mit Gebuͤſchen verwachſenen Huͤgel; auf demſelben befinden ſich nun Garten- beete, Nebengelaͤnder in dunkle gewoͤlbte Gaͤnge gebildet; eine Eremitage, eine Schaukel, Baͤnke und Stuͤhle von mancher- lei Art u. dergl. Dann ſtehen zwei von Erde und Raſen hoch aufgefuͤhrte Pyramiden da, deren jede oben eine Altane hat, zu welchen man auf einer Treppe hinaufſteigt: hier iſt nun die Ausſicht uͤber die Stadt, das Nobthal und die
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Dann kehrt man ſich nordwaͤrts quer uͤber in die Mitte
des Thals, wandelt dann zwiſchen Blumen und Gemuͤßbeeten
etwas durch daſſelbe fort, und nun fuͤhrt der Weg ganz nord-
waͤrts an eine ſteile Felſenwand, in welche eine zierliche Kam-
mer eingehauen iſt, und deren Waͤnde mit allerhand Gemaͤl-
den uͤberzogen ſind, hier ſteht ein Kanapee mit Stuͤhlen und
einem Tiſch.
Wenn man aus dieſer Felſenkluft wieder heraustritt, ſo
kommt man nun in einen langen geraden Gang, der durch
groͤßere Baͤume und Geſtraͤuche fortfuͤhrt, ſich gegen Suͤdwe-
ſten richtet, und oben auf einen Quergang mit Raſenſitzen
ſtoͤßt, hinter dieſen Sitzen ſteigt ein Wald von italieniſchen
Pappeln ungemein reizend in die Hoͤhe, der ſich oben an die
alte Stadtmauer und an ein Gebaͤude anſchließt; unten in
dieſem Walde, nahe hinter der Raſenbank, guckt eine ſchoͤne,
aus einem grauen Sandſtein gehauene Urne aus dem Gebuͤſche
hervor. Dieſe Urne ſieht man, ſobald man aus der Felſen-
kammer herab in den großen Gang eintritt; auf dem Wege
durch dieſen Gang trifft man linker Hand, gegen die Huͤgel
zu, ein Grabmahl mit Ruheſitzen und Inſchriften an, rechter
Hand aber fuͤhrt ein kleiner Fußpfad zu des Diogenes
Faß, welches groß genug iſt, um darinnen allerhand Betrach-
tungen anzuſtellen; von hier fuͤhrt ein ſteiler Fußpfad weſt-
waͤrts hinauf, zu einer verdorrten hohlen Eiche, in welcher
ein Einſiedler in Lebensgroͤße mit einem langen Bart an
einem Tiſchchen ſitzt, und dem, der die Thuͤr oͤffnet, ein Kom-
pliment macht.
Dann fuͤhrt der Pfad linker Hand, oberhalb dem Pappel-
wald, zwiſchen dieſem und der Stadtmauer herum, auf dem
ſuͤdlichen, allenthalben in ſeinen Abhaͤngen mit Gebuͤſchen
verwachſenen Huͤgel; auf demſelben befinden ſich nun Garten-
beete, Nebengelaͤnder in dunkle gewoͤlbte Gaͤnge gebildet; eine
Eremitage, eine Schaukel, Baͤnke und Stuͤhle von mancher-
lei Art u. dergl. Dann ſtehen zwei von Erde und Raſen
hoch aufgefuͤhrte Pyramiden da, deren jede oben eine Altane
hat, zu welchen man auf einer Treppe hinaufſteigt: hier iſt
nun die Ausſicht uͤber die Stadt, das Nobthal und die
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schrifte… [mehr]
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schriften erschienen. Für das DTA wurde aus Gründen der besseren Verfügbarkeit dieses Exemplar statt der Erstauflage (ersch. 1777-1804 bzw. 1817, in fünf bzw. sechs Einzelbänden) digitalisiert.
Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835/412>, abgerufen am 22.11.2024.
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