die Angelegenheiten seines Hauses zu besorgen, durch gutes Beispiel und Ordnungsliebe, und Sanftmuth und Gelindigkeit, jene Herrschaft der Liebe über Kinder und Hausgenossen und Gesinde zu behaupten, welche die schwerste Pflicht und der edelste Schmuck ihres Geschlechtes ist, die Erholungsstunden ihres Mannes mit Vergnügen zu würzen, durch unschuldsvol- len Scherz seine Stirne aufzuheitern, wenn männlicher Ernst darauf ruht, oder durch sanften Zuspruch seine Sorgen zu mil- dern, wenn widrige Erfolge gutgemeinter Absichten ihn beruhi- gen: dieß ist die Bemühung des Tages, dieß der Nachtgedanke der Gattin, die Gott und die Tugend liebt.
"Eine solche Gattin ist das kostbarste Geschenk des Him- mels: ein solcher Ehegatte der beste Segen, womit die ewige Liebe ein frommes treues Herz belohnt. Segnet Er, der im Himmel wohnt, eine solche Ehe mit Nachkommenschaft, welche entzückende Aussichten! welche reine Wollust, welche Selig- keit auf Erden! in gutartigen geliebten Kindern sich neu leben zu sehen, der Erde nützliche Bürger, dem Himmel selige Be- wohner zu erziehen, eine kraftvolle Stütze unsers hülflosen Al- ters, einen fühlbaren Trost in unsern Beschwerden heranwach- sen zu sehen! O Gott! welch ein reicher Ersatz aller Mühe und Arbeit und Sorgen, die wir auf Erziehung und Pflege unsers Namens und unserer Güter, und wenn, wie wir hof- fen dürfen, unsere Wünsche erfüllt werden, auch unserer Tu- genden verwenden! Welch ein köstliches Loos, gewürdigt wer- den, den süßen Namen Vater und Mutter zu tragen.
"Heil Ihnen, verehrungswerther Freund! der Sie heute das Glück genießen, mit einer Gattin auf ewig vereinigt zu werden! Ich kenne ihr edelmüthiges, allen freundschaftlichen Gefühlen offenes warmes frommes Herz; ich habe nicht nö- thig, Ihnen die Pflichten vor Augen zu stellen, die eine solche Verbindung Ihnen auflegt; Sie haben sie ausgeübt; Sie sind dadurch glücklich geworden; Sie werden es wieder werden; und wenn selige Geister das Schicksal ihrer sterblichen Freunde erfahren und Antheil daran nehmen, so siehet die vollendete Heilige, die im Himmel ist, mit reiner unbeschreiblicher Freude
die Angelegenheiten ſeines Hauſes zu beſorgen, durch gutes Beiſpiel und Ordnungsliebe, und Sanftmuth und Gelindigkeit, jene Herrſchaft der Liebe uͤber Kinder und Hausgenoſſen und Geſinde zu behaupten, welche die ſchwerſte Pflicht und der edelſte Schmuck ihres Geſchlechtes iſt, die Erholungsſtunden ihres Mannes mit Vergnuͤgen zu wuͤrzen, durch unſchuldsvol- len Scherz ſeine Stirne aufzuheitern, wenn maͤnnlicher Ernſt darauf ruht, oder durch ſanften Zuſpruch ſeine Sorgen zu mil- dern, wenn widrige Erfolge gutgemeinter Abſichten ihn beruhi- gen: dieß iſt die Bemuͤhung des Tages, dieß der Nachtgedanke der Gattin, die Gott und die Tugend liebt.
„Eine ſolche Gattin iſt das koſtbarſte Geſchenk des Him- mels: ein ſolcher Ehegatte der beſte Segen, womit die ewige Liebe ein frommes treues Herz belohnt. Segnet Er, der im Himmel wohnt, eine ſolche Ehe mit Nachkommenſchaft, welche entzuͤckende Ausſichten! welche reine Wolluſt, welche Selig- keit auf Erden! in gutartigen geliebten Kindern ſich neu leben zu ſehen, der Erde nuͤtzliche Buͤrger, dem Himmel ſelige Be- wohner zu erziehen, eine kraftvolle Stuͤtze unſers huͤlfloſen Al- ters, einen fuͤhlbaren Troſt in unſern Beſchwerden heranwach- ſen zu ſehen! O Gott! welch ein reicher Erſatz aller Muͤhe und Arbeit und Sorgen, die wir auf Erziehung und Pflege unſers Namens und unſerer Guͤter, und wenn, wie wir hof- fen duͤrfen, unſere Wuͤnſche erfuͤllt werden, auch unſerer Tu- genden verwenden! Welch ein koͤſtliches Loos, gewuͤrdigt wer- den, den ſuͤßen Namen Vater und Mutter zu tragen.
„Heil Ihnen, verehrungswerther Freund! der Sie heute das Gluͤck genießen, mit einer Gattin auf ewig vereinigt zu werden! Ich kenne ihr edelmuͤthiges, allen freundſchaftlichen Gefuͤhlen offenes warmes frommes Herz; ich habe nicht noͤ- thig, Ihnen die Pflichten vor Augen zu ſtellen, die eine ſolche Verbindung Ihnen auflegt; Sie haben ſie ausgeuͤbt; Sie ſind dadurch gluͤcklich geworden; Sie werden es wieder werden; und wenn ſelige Geiſter das Schickſal ihrer ſterblichen Freunde erfahren und Antheil daran nehmen, ſo ſiehet die vollendete Heilige, die im Himmel iſt, mit reiner unbeſchreiblicher Freude
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die Angelegenheiten ſeines Hauſes zu beſorgen, durch gutes
Beiſpiel und Ordnungsliebe, und Sanftmuth und Gelindigkeit,
jene Herrſchaft der Liebe uͤber Kinder und Hausgenoſſen und
Geſinde zu behaupten, welche die ſchwerſte Pflicht und der
edelſte Schmuck ihres Geſchlechtes iſt, die Erholungsſtunden
ihres Mannes mit Vergnuͤgen zu wuͤrzen, durch unſchuldsvol-
len Scherz ſeine Stirne aufzuheitern, wenn maͤnnlicher Ernſt
darauf ruht, oder durch ſanften Zuſpruch ſeine Sorgen zu mil-
dern, wenn widrige Erfolge gutgemeinter Abſichten ihn beruhi-
gen: dieß iſt die Bemuͤhung des Tages, dieß der Nachtgedanke
der Gattin, die Gott und die Tugend liebt.
„Eine ſolche Gattin iſt das koſtbarſte Geſchenk des Him-
mels: ein ſolcher Ehegatte der beſte Segen, womit die ewige
Liebe ein frommes treues Herz belohnt. Segnet Er, der im
Himmel wohnt, eine ſolche Ehe mit Nachkommenſchaft, welche
entzuͤckende Ausſichten! welche reine Wolluſt, welche Selig-
keit auf Erden! in gutartigen geliebten Kindern ſich neu leben
zu ſehen, der Erde nuͤtzliche Buͤrger, dem Himmel ſelige Be-
wohner zu erziehen, eine kraftvolle Stuͤtze unſers huͤlfloſen Al-
ters, einen fuͤhlbaren Troſt in unſern Beſchwerden heranwach-
ſen zu ſehen! O Gott! welch ein reicher Erſatz aller Muͤhe
und Arbeit und Sorgen, die wir auf Erziehung und Pflege
unſers Namens und unſerer Guͤter, und wenn, wie wir hof-
fen duͤrfen, unſere Wuͤnſche erfuͤllt werden, auch unſerer Tu-
genden verwenden! Welch ein koͤſtliches Loos, gewuͤrdigt wer-
den, den ſuͤßen Namen Vater und Mutter zu tragen.
„Heil Ihnen, verehrungswerther Freund! der Sie heute
das Gluͤck genießen, mit einer Gattin auf ewig vereinigt zu
werden! Ich kenne ihr edelmuͤthiges, allen freundſchaftlichen
Gefuͤhlen offenes warmes frommes Herz; ich habe nicht noͤ-
thig, Ihnen die Pflichten vor Augen zu ſtellen, die eine ſolche
Verbindung Ihnen auflegt; Sie haben ſie ausgeuͤbt; Sie ſind
dadurch gluͤcklich geworden; Sie werden es wieder werden;
und wenn ſelige Geiſter das Schickſal ihrer ſterblichen Freunde
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schrifte… [mehr]
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schriften erschienen. Für das DTA wurde aus Gründen der besseren Verfügbarkeit dieses Exemplar statt der Erstauflage (ersch. 1777-1804 bzw. 1817, in fünf bzw. sechs Einzelbänden) digitalisiert.
Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835/423>, abgerufen am 22.11.2024.
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