chem Caroline zum Abendmahl confirmirt werden sollte; sie war nun vierzehn und ein halb Jahr alt, und für ihr Al- ter groß und stark. Zwei Jahr hatte sie bei den würdigen Stillings-Freunden, den beiden reformirten Predigern Schlarbaum und Breidenstein, einen sehr guten Reli- gions-Unterricht bekommen, und der hatte auch wohlthätig auf sie gewirkt: sie hat einen frommen christlichen Sinn, und es ist für den Vater eine große Freude und sehr beruhigend, daß seine drei ältesten Kinder auf dem Wege sind, wahre Christen zu werden. Julie schrieb aus Erfurt an Caroline, und trug der Tante Duising auf, ihr den Brief an ihrem Con- firmationstage zu überreichen, es ist der Mühe werth, daß ich ihn hier einrücke: "Meine theure, ewiggeliebte Caroline!
"An dem festlichen Tage deines Lebens, wo alle deine Lie- "ben mit neuer Liebe Dich aus Herz drücken, da wird auch "mein Gebet sich mit dem ihrigen vereinigen; vielleicht in der- "selben Stunde, in welcher Du die feierlichen Gelübde ewiger "Treue und Liebe an Den ablegst, der immer unsre ganze "Seele erfüllen sollte, bete auch ich zu ihm für dich um "Glauben, Treue und Liebe.
"O meine liebe, beste Caroline! ich bitte Dich flehentlich, "bedenke es doch ja recht, und halte doch ja, was du an die- "sem für Dich in Zeit und Ewigkeit so wichtigen Tage ver- "sprichst! Liebe den Herrn wie Du kein anderes liebst! -- Du "kannst nichts Größeres, Besseres und Wichtigeres "thun -- laß dir weder durch Freuden noch durch Leiden -- "nicht durch Schmeichelei noch durch Spott der Welt -- "durch nichts laß dir die Krone rauben, die Dein Glaube "heut in der Hand des Herrn für dich erblickt, und bleibe "Ihm treu bis in den Tod, u. s. w."
Die Confirmation geschah auf Pfingsten mit Gebet und vie- ler Rührung von allen Seiten.
Stillings Lage wurde indessen immer drückender, auf einer Seite wurde sein religiöser Wirkungskreis größer, frucht- barer und bedeutender: die Direktoren der Erbauungsbücher- Gesellschaft in London, welche in ein paar Jahren schon
chem Caroline zum Abendmahl confirmirt werden ſollte; ſie war nun vierzehn und ein halb Jahr alt, und fuͤr ihr Al- ter groß und ſtark. Zwei Jahr hatte ſie bei den wuͤrdigen Stillings-Freunden, den beiden reformirten Predigern Schlarbaum und Breidenſtein, einen ſehr guten Reli- gions-Unterricht bekommen, und der hatte auch wohlthaͤtig auf ſie gewirkt: ſie hat einen frommen chriſtlichen Sinn, und es iſt fuͤr den Vater eine große Freude und ſehr beruhigend, daß ſeine drei aͤlteſten Kinder auf dem Wege ſind, wahre Chriſten zu werden. Julie ſchrieb aus Erfurt an Caroline, und trug der Tante Duiſing auf, ihr den Brief an ihrem Con- firmationstage zu uͤberreichen, es iſt der Muͤhe werth, daß ich ihn hier einruͤcke: „Meine theure, ewiggeliebte Caroline!
„An dem feſtlichen Tage deines Lebens, wo alle deine Lie- „ben mit neuer Liebe Dich aus Herz druͤcken, da wird auch „mein Gebet ſich mit dem ihrigen vereinigen; vielleicht in der- „ſelben Stunde, in welcher Du die feierlichen Geluͤbde ewiger „Treue und Liebe an Den ablegſt, der immer unſre ganze „Seele erfuͤllen ſollte, bete auch ich zu ihm fuͤr dich um „Glauben, Treue und Liebe.
„O meine liebe, beſte Caroline! ich bitte Dich flehentlich, „bedenke es doch ja recht, und halte doch ja, was du an die- „ſem fuͤr Dich in Zeit und Ewigkeit ſo wichtigen Tage ver- „ſprichſt! Liebe den Herrn wie Du kein anderes liebſt! — Du „kannſt nichts Groͤßeres, Beſſeres und Wichtigeres „thun — laß dir weder durch Freuden noch durch Leiden — „nicht durch Schmeichelei noch durch Spott der Welt — „durch nichts laß dir die Krone rauben, die Dein Glaube „heut in der Hand des Herrn fuͤr dich erblickt, und bleibe „Ihm treu bis in den Tod, u. ſ. w.“
Die Confirmation geſchah auf Pfingſten mit Gebet und vie- ler Ruͤhrung von allen Seiten.
Stillings Lage wurde indeſſen immer druͤckender, auf einer Seite wurde ſein religioͤſer Wirkungskreis groͤßer, frucht- barer und bedeutender: die Direktoren der Erbauungsbuͤcher- Geſellſchaft in London, welche in ein paar Jahren ſchon
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chem Caroline zum Abendmahl confirmirt werden ſollte;
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Stillings-Freunden, den beiden reformirten Predigern
Schlarbaum und Breidenſtein, einen ſehr guten Reli-
gions-Unterricht bekommen, und der hatte auch wohlthaͤtig auf
ſie gewirkt: ſie hat einen frommen chriſtlichen Sinn, und es
iſt fuͤr den Vater eine große Freude und ſehr beruhigend, daß
ſeine drei aͤlteſten Kinder auf dem Wege ſind, wahre Chriſten
zu werden. Julie ſchrieb aus Erfurt an Caroline, und
trug der Tante Duiſing auf, ihr den Brief an ihrem Con-
firmationstage zu uͤberreichen, es iſt der Muͤhe werth, daß
ich ihn hier einruͤcke:
„Meine theure, ewiggeliebte Caroline!
„An dem feſtlichen Tage deines Lebens, wo alle deine Lie-
„ben mit neuer Liebe Dich aus Herz druͤcken, da wird auch
„mein Gebet ſich mit dem ihrigen vereinigen; vielleicht in der-
„ſelben Stunde, in welcher Du die feierlichen Geluͤbde ewiger
„Treue und Liebe an Den ablegſt, der immer unſre ganze
„Seele erfuͤllen ſollte, bete auch ich zu ihm fuͤr dich um
„Glauben, Treue und Liebe.
„O meine liebe, beſte Caroline! ich bitte Dich flehentlich,
„bedenke es doch ja recht, und halte doch ja, was du an die-
„ſem fuͤr Dich in Zeit und Ewigkeit ſo wichtigen Tage ver-
„ſprichſt! Liebe den Herrn wie Du kein anderes liebſt! — Du
„kannſt nichts Groͤßeres, Beſſeres und Wichtigeres
„thun — laß dir weder durch Freuden noch durch Leiden —
„nicht durch Schmeichelei noch durch Spott der Welt —
„durch nichts laß dir die Krone rauben, die Dein Glaube
„heut in der Hand des Herrn fuͤr dich erblickt, und bleibe
„Ihm treu bis in den Tod, u. ſ. w.“
Die Confirmation geſchah auf Pfingſten mit Gebet und vie-
ler Ruͤhrung von allen Seiten.
Stillings Lage wurde indeſſen immer druͤckender, auf
einer Seite wurde ſein religioͤſer Wirkungskreis groͤßer, frucht-
barer und bedeutender: die Direktoren der Erbauungsbuͤcher-
Geſellſchaft in London, welche in ein paar Jahren ſchon
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schrifte… [mehr]
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schriften erschienen. Für das DTA wurde aus Gründen der besseren Verfügbarkeit dieses Exemplar statt der Erstauflage (ersch. 1777-1804 bzw. 1817, in fünf bzw. sechs Einzelbänden) digitalisiert.
Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835/563>, abgerufen am 31.10.2024.
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