Mannheim und Frankfurt an; hier und in Vilbel wur- den noch drei Blinde operirt, und Dienstags den 16. November kamen sie gesund und glücklich wieder in Marburg an.
Die erste Schweizerreise löste den ersten Stillingsknoten, nämlich die Bezahlung der Schulden, und die zweite löste den zweiten, nämlich Stillings endliche Bestimmung.
Was der erhabene Weltregent anfängt, das vollendet er auch im Kleinen wie im Großen, in der Bauernhütte, wie am Hof. Er vergißt so wenig der Ameise, wie des größten Monarchen. Ihm mißlingt nichts, und nichts bleibt Ihm stecken. Die Vor- sehung ging ihren hohen Gang fort.
Bruder Coing heirathete im Frühjahr 1802 ein treffliches Frauenzimmer, das seiner werth ist. Stilling, Elise, Schwe- ster Maria und Jakob reisten auf die Hochzeit, welche zu Homburg in Niederhessen, im Hause der würdigen Frau Me- tropolitanin Wiskemann, der Braut Mutter, gefeiert werden sollte. Nun lebt in Kassel ein edler, christlichgesinnter und ver- mögender Mann, der Rath Cnyeim, dieser war Wittwer, und seine beiden liebeswürdigen Kinder verheirathet; er lebte also mit einem Bedienten und einer Köchin allein, und bedurfte nun wieder eine fromme und rechtschaffene Gattin, die an seiner Hand den Lebensweg mit ihm fortpilgerte. Ein Bruder dieses würdigen Mannes ist Prediger in Homburg, und ebenfalls ein sehr lieber Mann, dieser sahe und beobachtete Schwester Maria, und fand, daß sie seinen Bruder in Kassel glücklich machen würde. Nach Beobachtung der gehörigen Vorsichts- und Wohl- standesregeln, kam diese Verbindung zu Stande, und Maria -- die edle, sanfte, gute und christliche Seele hat einen Mann bekommen, so wie er gerade für sie paßt; sie ist so glücklich, wie man hienieden seyn kann.
So ruht der Eltern Coing Segen auf ihren vier Kindern; sie sind alle glücklich und gesegnet verheirathet: der Bruder Coing hat eine Gattin bekommen, wie sie der Herr einem Manne gibt, den Er liebt; auch Amalia lebt glücklich mit Stillings rechtschaffenen Sohn; Elise geht den sauersten und schwersten
Mannheim und Frankfurt an; hier und in Vilbel wur- den noch drei Blinde operirt, und Dienſtags den 16. November kamen ſie geſund und gluͤcklich wieder in Marburg an.
Die erſte Schweizerreiſe loͤste den erſten Stillingsknoten, naͤmlich die Bezahlung der Schulden, und die zweite loͤste den zweiten, naͤmlich Stillings endliche Beſtimmung.
Was der erhabene Weltregent anfaͤngt, das vollendet er auch im Kleinen wie im Großen, in der Bauernhuͤtte, wie am Hof. Er vergißt ſo wenig der Ameiſe, wie des groͤßten Monarchen. Ihm mißlingt nichts, und nichts bleibt Ihm ſtecken. Die Vor- ſehung ging ihren hohen Gang fort.
Bruder Coing heirathete im Fruͤhjahr 1802 ein treffliches Frauenzimmer, das ſeiner werth iſt. Stilling, Eliſe, Schwe- ſter Maria und Jakob reisten auf die Hochzeit, welche zu Homburg in Niederheſſen, im Hauſe der wuͤrdigen Frau Me- tropolitanin Wiskemann, der Braut Mutter, gefeiert werden ſollte. Nun lebt in Kaſſel ein edler, chriſtlichgeſinnter und ver- moͤgender Mann, der Rath Cnyeim, dieſer war Wittwer, und ſeine beiden liebeswuͤrdigen Kinder verheirathet; er lebte alſo mit einem Bedienten und einer Koͤchin allein, und bedurfte nun wieder eine fromme und rechtſchaffene Gattin, die an ſeiner Hand den Lebensweg mit ihm fortpilgerte. Ein Bruder dieſes wuͤrdigen Mannes iſt Prediger in Homburg, und ebenfalls ein ſehr lieber Mann, dieſer ſahe und beobachtete Schweſter Maria, und fand, daß ſie ſeinen Bruder in Kaſſel gluͤcklich machen wuͤrde. Nach Beobachtung der gehoͤrigen Vorſichts- und Wohl- ſtandesregeln, kam dieſe Verbindung zu Stande, und Maria — die edle, ſanfte, gute und chriſtliche Seele hat einen Mann bekommen, ſo wie er gerade fuͤr ſie paßt; ſie iſt ſo gluͤcklich, wie man hienieden ſeyn kann.
So ruht der Eltern Coing Segen auf ihren vier Kindern; ſie ſind alle gluͤcklich und geſegnet verheirathet: der Bruder Coing hat eine Gattin bekommen, wie ſie der Herr einem Manne gibt, den Er liebt; auch Amalia lebt gluͤcklich mit Stillings rechtſchaffenen Sohn; Eliſe geht den ſauerſten und ſchwerſten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0577"n="569"/><hirendition="#g">Mannheim</hi> und <hirendition="#g">Frankfurt</hi> an; hier und in <hirendition="#g">Vilbel</hi> wur-<lb/>
den noch drei Blinde operirt, und Dienſtags den 16. November<lb/>
kamen ſie geſund und gluͤcklich wieder in <hirendition="#g">Marburg</hi> an.</p><lb/><p>Die erſte Schweizerreiſe loͤste den erſten <hirendition="#g">Stillingsknoten</hi>,<lb/>
naͤmlich <hirendition="#g">die Bezahlung der Schulden</hi>, und die zweite loͤste<lb/>
den zweiten, naͤmlich <hirendition="#g">Stillings endliche Beſtimmung</hi>.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Was der erhabene Weltregent anfaͤngt, das vollendet er auch<lb/>
im Kleinen wie im Großen, in der Bauernhuͤtte, wie am Hof.<lb/>
Er vergißt ſo wenig der Ameiſe, wie des groͤßten Monarchen.<lb/>
Ihm mißlingt nichts, und nichts bleibt Ihm ſtecken. Die Vor-<lb/>ſehung ging ihren hohen Gang fort.</p><lb/><p>Bruder <hirendition="#g">Coing</hi> heirathete im Fruͤhjahr 1802 ein treffliches<lb/>
Frauenzimmer, das ſeiner werth iſt. <hirendition="#g">Stilling, Eliſe</hi>, Schwe-<lb/>ſter <hirendition="#g">Maria</hi> und <hirendition="#g">Jakob</hi> reisten auf die Hochzeit, welche zu<lb/><hirendition="#g">Homburg</hi> in Niederheſſen, im Hauſe der wuͤrdigen Frau Me-<lb/>
tropolitanin <hirendition="#g">Wiskemann</hi>, der Braut Mutter, gefeiert werden<lb/>ſollte. Nun lebt in <hirendition="#g">Kaſſel</hi> ein edler, chriſtlichgeſinnter und ver-<lb/>
moͤgender Mann, der Rath <hirendition="#g">Cnyeim</hi>, dieſer war Wittwer, und<lb/>ſeine beiden liebeswuͤrdigen Kinder verheirathet; er lebte alſo<lb/>
mit einem Bedienten und einer Koͤchin allein, und bedurfte nun<lb/>
wieder eine fromme und rechtſchaffene Gattin, die an ſeiner Hand<lb/>
den Lebensweg mit ihm fortpilgerte. Ein Bruder dieſes wuͤrdigen<lb/>
Mannes iſt Prediger in <hirendition="#g">Homburg</hi>, und ebenfalls ein ſehr<lb/>
lieber Mann, dieſer ſahe und beobachtete Schweſter <hirendition="#g">Maria</hi>,<lb/>
und fand, daß ſie ſeinen Bruder in <hirendition="#g">Kaſſel</hi> gluͤcklich machen<lb/>
wuͤrde. Nach Beobachtung der gehoͤrigen Vorſichts- und Wohl-<lb/>ſtandesregeln, kam dieſe Verbindung zu Stande, und <hirendition="#g">Maria</hi><lb/>— die edle, ſanfte, gute und chriſtliche Seele hat einen Mann<lb/>
bekommen, ſo wie er gerade fuͤr ſie paßt; ſie iſt ſo gluͤcklich,<lb/>
wie man hienieden ſeyn kann.</p><lb/><p>So ruht der Eltern <hirendition="#g">Coing</hi> Segen auf ihren vier Kindern;<lb/>ſie ſind alle gluͤcklich und geſegnet verheirathet: der Bruder <hirendition="#g">Coing</hi><lb/>
hat eine Gattin bekommen, wie ſie der Herr einem Manne gibt,<lb/>
den Er liebt; auch <hirendition="#g">Amalia</hi> lebt gluͤcklich mit <hirendition="#g">Stillings</hi><lb/>
rechtſchaffenen Sohn; <hirendition="#g">Eliſe</hi> geht den ſauerſten und ſchwerſten<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[569/0577]
Mannheim und Frankfurt an; hier und in Vilbel wur-
den noch drei Blinde operirt, und Dienſtags den 16. November
kamen ſie geſund und gluͤcklich wieder in Marburg an.
Die erſte Schweizerreiſe loͤste den erſten Stillingsknoten,
naͤmlich die Bezahlung der Schulden, und die zweite loͤste
den zweiten, naͤmlich Stillings endliche Beſtimmung.
Was der erhabene Weltregent anfaͤngt, das vollendet er auch
im Kleinen wie im Großen, in der Bauernhuͤtte, wie am Hof.
Er vergißt ſo wenig der Ameiſe, wie des groͤßten Monarchen.
Ihm mißlingt nichts, und nichts bleibt Ihm ſtecken. Die Vor-
ſehung ging ihren hohen Gang fort.
Bruder Coing heirathete im Fruͤhjahr 1802 ein treffliches
Frauenzimmer, das ſeiner werth iſt. Stilling, Eliſe, Schwe-
ſter Maria und Jakob reisten auf die Hochzeit, welche zu
Homburg in Niederheſſen, im Hauſe der wuͤrdigen Frau Me-
tropolitanin Wiskemann, der Braut Mutter, gefeiert werden
ſollte. Nun lebt in Kaſſel ein edler, chriſtlichgeſinnter und ver-
moͤgender Mann, der Rath Cnyeim, dieſer war Wittwer, und
ſeine beiden liebeswuͤrdigen Kinder verheirathet; er lebte alſo
mit einem Bedienten und einer Koͤchin allein, und bedurfte nun
wieder eine fromme und rechtſchaffene Gattin, die an ſeiner Hand
den Lebensweg mit ihm fortpilgerte. Ein Bruder dieſes wuͤrdigen
Mannes iſt Prediger in Homburg, und ebenfalls ein ſehr
lieber Mann, dieſer ſahe und beobachtete Schweſter Maria,
und fand, daß ſie ſeinen Bruder in Kaſſel gluͤcklich machen
wuͤrde. Nach Beobachtung der gehoͤrigen Vorſichts- und Wohl-
ſtandesregeln, kam dieſe Verbindung zu Stande, und Maria
— die edle, ſanfte, gute und chriſtliche Seele hat einen Mann
bekommen, ſo wie er gerade fuͤr ſie paßt; ſie iſt ſo gluͤcklich,
wie man hienieden ſeyn kann.
So ruht der Eltern Coing Segen auf ihren vier Kindern;
ſie ſind alle gluͤcklich und geſegnet verheirathet: der Bruder Coing
hat eine Gattin bekommen, wie ſie der Herr einem Manne gibt,
den Er liebt; auch Amalia lebt gluͤcklich mit Stillings
rechtſchaffenen Sohn; Eliſe geht den ſauerſten und ſchwerſten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schrifte… [mehr]
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schriften erschienen. Für das DTA wurde aus Gründen der besseren Verfügbarkeit dieses Exemplar statt der Erstauflage (ersch. 1777-1804 bzw. 1817, in fünf bzw. sechs Einzelbänden) digitalisiert.
Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835/577>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.