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Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835.

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Blicke nicht sorgend zurück auf die theuren Kinder und Lieben,
Die mit umflortem Blick nachweinend am traurigen Grabe
Stehen; es ruht auf ihnen dein hinterlassener Segen,
Und ihre Seligkeit ist im Rath der Liebe beschlossen.
Auch der trauernden Freunde Zahl, deine warmen Verehrer,
Liebend gedenken sie dein, und auf manchem, den du dort kanntest,
Ruht dein Elias-Geist.
Stilling-Ohephjah.
Dem Herrn allein sey die Ehre!
Was ich Schwacher im Staube gewirkt, war göttliche Gnade.
Israel.
Hebt euch, Geliebte! empor, und schwebt auf dem Fittig des
Wunsches
Hin zum Sitze der Freude, wo goldener Wolken Umwallung
Durch der Seligkeit Tempel weht, und die Säulen des Friedens;
Wo die Verklärten thronen, und ewig danken und rühmen;
Wo in balsamischen Düften ihr Dankgebet zu dem Thron wallt.
Dort wirst du alle finden, Ohephjah! die du einst liebtest,
Alle, die dir voran in die Wohnung des Friedens gezogen.


Dritte Scene.
Die Vorigen in der Versammlung der Verklärten.


Stilling-Ohephjah.
Ewige Liebe! gib Kraft, dieß hohe Entzücken zu fassen,
Das mit Gewalt mich ergreift bei so vieler Seligen Anblick!
Sagt mir, ihr Brüder! geweiht in die Kunde der Himmelsbewohner,
Wer die Herrlichen waren, so lange im Körper sie wallten?
Ischchail.
Hier diese nahenden Geister, die einst auf der Erde dich kannten,
Will ich dir nennen; bald wenn du des Ewigen Antlitz geschaut
hast,
Wird dein Blick sich erhellen, und jeglicher wird dir bekannt seyn,
Sieh, wie sie freundlich dir nah'n, und nach deiner Umfassung
streben:
Diese umschlungenen Seelen, die Edeln aus ihrem Geschlechte,
Glänzend im Strahlengewand -- sie waren Gefährtinnen kurz noch
Dir auf der dornigen Bahn: Christine, Elise und Selma!
Dort in verjüngter Gestalt erblickst du Dortchen und Wilhelm,
Hier deine früh' entschlummerten Kinder; dort deine Freunde,
Blicke nicht ſorgend zurück auf die theuren Kinder und Lieben,
Die mit umflortem Blick nachweinend am traurigen Grabe
Stehen; es ruht auf ihnen dein hinterlaſſener Segen,
Und ihre Seligkeit iſt im Rath der Liebe beſchloſſen.
Auch der trauernden Freunde Zahl, deine warmen Verehrer,
Liebend gedenken ſie dein, und auf manchem, den du dort kannteſt,
Ruht dein Elias-Geiſt.
Stilling-Ohephjah.
Dem Herrn allein ſey die Ehre!
Was ich Schwacher im Staube gewirkt, war göttliche Gnade.
Iſrael.
Hebt euch, Geliebte! empor, und ſchwebt auf dem Fittig des
Wunſches
Hin zum Sitze der Freude, wo goldener Wolken Umwallung
Durch der Seligkeit Tempel weht, und die Säulen des Friedens;
Wo die Verklärten thronen, und ewig danken und rühmen;
Wo in balſamiſchen Düften ihr Dankgebet zu dem Thron wallt.
Dort wirſt du alle finden, Ohephjah! die du einſt liebteſt,
Alle, die dir voran in die Wohnung des Friedens gezogen.


Dritte Scene.
Die Vorigen in der Verſammlung der Verklaͤrten.


Stilling-Ohephjah.
Ewige Liebe! gib Kraft, dieß hohe Entzücken zu faſſen,
Das mit Gewalt mich ergreift bei ſo vieler Seligen Anblick!
Sagt mir, ihr Brüder! geweiht in die Kunde der Himmelsbewohner,
Wer die Herrlichen waren, ſo lange im Körper ſie wallten?
Iſchchail.
Hier dieſe nahenden Geiſter, die einſt auf der Erde dich kannten,
Will ich dir nennen; bald wenn du des Ewigen Antlitz geſchaut
haſt,
Wird dein Blick ſich erhellen, und jeglicher wird dir bekannt ſeyn,
Sieh, wie ſie freundlich dir nah’n, und nach deiner Umfaſſung
ſtreben:
Dieſe umſchlungenen Seelen, die Edeln aus ihrem Geſchlechte,
Glänzend im Strahlengewand — ſie waren Gefährtinnen kurz noch
Dir auf der dornigen Bahn: Chriſtine, Eliſe und Selma!
Dort in verjüngter Geſtalt erblickſt du Dortchen und Wilhelm,
Hier deine früh’ entſchlummerten Kinder; dort deine Freunde,
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[674/0684] Blicke nicht ſorgend zurück auf die theuren Kinder und Lieben, Die mit umflortem Blick nachweinend am traurigen Grabe Stehen; es ruht auf ihnen dein hinterlaſſener Segen, Und ihre Seligkeit iſt im Rath der Liebe beſchloſſen. Auch der trauernden Freunde Zahl, deine warmen Verehrer, Liebend gedenken ſie dein, und auf manchem, den du dort kannteſt, Ruht dein Elias-Geiſt. Stilling-Ohephjah. Dem Herrn allein ſey die Ehre! Was ich Schwacher im Staube gewirkt, war göttliche Gnade. Iſrael. Hebt euch, Geliebte! empor, und ſchwebt auf dem Fittig des Wunſches Hin zum Sitze der Freude, wo goldener Wolken Umwallung Durch der Seligkeit Tempel weht, und die Säulen des Friedens; Wo die Verklärten thronen, und ewig danken und rühmen; Wo in balſamiſchen Düften ihr Dankgebet zu dem Thron wallt. Dort wirſt du alle finden, Ohephjah! die du einſt liebteſt, Alle, die dir voran in die Wohnung des Friedens gezogen. Dritte Scene. Die Vorigen in der Verſammlung der Verklaͤrten. Stilling-Ohephjah. Ewige Liebe! gib Kraft, dieß hohe Entzücken zu faſſen, Das mit Gewalt mich ergreift bei ſo vieler Seligen Anblick! Sagt mir, ihr Brüder! geweiht in die Kunde der Himmelsbewohner, Wer die Herrlichen waren, ſo lange im Körper ſie wallten? Iſchchail. Hier dieſe nahenden Geiſter, die einſt auf der Erde dich kannten, Will ich dir nennen; bald wenn du des Ewigen Antlitz geſchaut haſt, Wird dein Blick ſich erhellen, und jeglicher wird dir bekannt ſeyn, Sieh, wie ſie freundlich dir nah’n, und nach deiner Umfaſſung ſtreben: Dieſe umſchlungenen Seelen, die Edeln aus ihrem Geſchlechte, Glänzend im Strahlengewand — ſie waren Gefährtinnen kurz noch Dir auf der dornigen Bahn: Chriſtine, Eliſe und Selma! Dort in verjüngter Geſtalt erblickſt du Dortchen und Wilhelm, Hier deine früh’ entſchlummerten Kinder; dort deine Freunde,

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Zitationshilfe: Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835, S. 674. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835/684>, abgerufen am 21.11.2024.