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Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779.

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Allgemeine
führt zur Ausübung der gesellschaftlichen
Grundsäze. Die Kinder haben schwache See-
len- und Leibeskräfte, sind unvermögend sich
ihre Glückseligkeit zu verschaffen: daher sor-
gen die Eltern für selbige, wie für ihre eige-
ne; derowegen müssen die Kinder gehorchen.
Die gesezgebende Gewalt ist also hier bei den
Eltern, und vorzüglich bei dem Vatter. Auch
dann, wann die Kinder ihre vollkommene
Leibes- Seelen- und Erwerbungskräfte er-
langt haben, sollen sie eben die gesezgeben-
de Gewalt bei ihren Eltern erkennen, die sie
selbst ihren Kindern in den Umständen abzu-
fodern gedenken.

§. 368. Jm ersten Zustande der Mensch-
heit ist die gesezgebende Gewalt des Haus-
vatters durch keine Staatsverfassung einge-
schränkt, er ist unumschränkter Alleinherr-
scher seines Hauses, er hat Macht über Le-
ben und Tod. Blos die Liebe, und zufolge
derselben, die Grundsäze der Gesellschaft,
leiten seinen Willen, daß er zur Glückselig-
keit des ganzen Hauses regiert.

§. 369.

Allgemeine
fuͤhrt zur Ausuͤbung der geſellſchaftlichen
Grundſaͤze. Die Kinder haben ſchwache See-
len- und Leibeskraͤfte, ſind unvermoͤgend ſich
ihre Gluͤckſeligkeit zu verſchaffen: daher ſor-
gen die Eltern fuͤr ſelbige, wie fuͤr ihre eige-
ne; derowegen muͤſſen die Kinder gehorchen.
Die geſezgebende Gewalt iſt alſo hier bei den
Eltern, und vorzuͤglich bei dem Vatter. Auch
dann, wann die Kinder ihre vollkommene
Leibes- Seelen- und Erwerbungskraͤfte er-
langt haben, ſollen ſie eben die geſezgeben-
de Gewalt bei ihren Eltern erkennen, die ſie
ſelbſt ihren Kindern in den Umſtaͤnden abzu-
fodern gedenken.

§. 368. Jm erſten Zuſtande der Menſch-
heit iſt die geſezgebende Gewalt des Haus-
vatters durch keine Staatsverfaſſung einge-
ſchraͤnkt, er iſt unumſchraͤnkter Alleinherr-
ſcher ſeines Hauſes, er hat Macht uͤber Le-
ben und Tod. Blos die Liebe, und zufolge
derſelben, die Grundſaͤze der Geſellſchaft,
leiten ſeinen Willen, daß er zur Gluͤckſelig-
keit des ganzen Hauſes regiert.

§. 369.
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[182/0202] Allgemeine fuͤhrt zur Ausuͤbung der geſellſchaftlichen Grundſaͤze. Die Kinder haben ſchwache See- len- und Leibeskraͤfte, ſind unvermoͤgend ſich ihre Gluͤckſeligkeit zu verſchaffen: daher ſor- gen die Eltern fuͤr ſelbige, wie fuͤr ihre eige- ne; derowegen muͤſſen die Kinder gehorchen. Die geſezgebende Gewalt iſt alſo hier bei den Eltern, und vorzuͤglich bei dem Vatter. Auch dann, wann die Kinder ihre vollkommene Leibes- Seelen- und Erwerbungskraͤfte er- langt haben, ſollen ſie eben die geſezgeben- de Gewalt bei ihren Eltern erkennen, die ſie ſelbſt ihren Kindern in den Umſtaͤnden abzu- fodern gedenken. §. 368. Jm erſten Zuſtande der Menſch- heit iſt die geſezgebende Gewalt des Haus- vatters durch keine Staatsverfaſſung einge- ſchraͤnkt, er iſt unumſchraͤnkter Alleinherr- ſcher ſeines Hauſes, er hat Macht uͤber Le- ben und Tod. Blos die Liebe, und zufolge derſelben, die Grundſaͤze der Geſellſchaft, leiten ſeinen Willen, daß er zur Gluͤckſelig- keit des ganzen Hauſes regiert. §. 369.

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Zitationshilfe: Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/202>, abgerufen am 21.11.2024.