Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Absch. von Anlegung und Gründung
dann ist er allemal auch ein armer Fürst, er mag noch
so große Schätze besitzen. Er ist alsdenn zwar ein rei-
cher Privatmann, aber nichts weniger als ein reicher
Fürst. Ueberdieß pflegen dergleichen Unternehmun-
gen auf Rechnung und Gewinnst des Regenten gar
selten einen glücklichen Fortgang zu haben. Viele
Fürsten haben es mit dem Schaden ihrer Kammern
oder ihrer Chatoulle erfahren, daß man niemals wohl
thut, die guten Grundsätze außer Augen zu setzen. Die
Directeurs solcher fürstlichen Manufacturen und Fa-
briken wollen starke Besoldungen haben, sind vielleicht
auf ihren Nebenvortheil bedacht und wenden dennoch
nicht so viel Fleiß und Aufsicht an, als ein Eigenthü-
mer, dessen Schaden und Vortheil von seiner Auf-
merksamkeit abhängt. Die Arbeiter und alles denkt,
daß es auf Rechnung des Fürsten gehet; und das ist
gemeiniglich ein Bewegungsgrund weniger zu arbei-
ten und mehr auf ihren eigenen Vortheil zu sehen.
Außer einer ganz besondern Aufmerksamkeit des Für-
sten selbst gehen demnach dergleichen Unternehmungen
allemal zu Grunde. Ja ich weiß Beyspiele, daß Pri-
vatpersonen wichtige Fabriken gehabt haben, die vor
sie sehr einträglich gewesen sind. Dieses ist ein Bewe-
gungsgrund vor die Finanzministers gewesen, die Hand
darnach auszustrecken; und man hat die Eigenthümer
genöthiget, solche dem Regenten käuflich zu überlaßen.
Allein sie sind nicht so bald ein Eigenthum des Regen-
ten geworden, als diese vorher blühenden Fabriken in
Abnahme und Verfall gerathen sind, und man hat
sich genöthiget gesehen, solche entweder gar aufhören

zu

III. Abſch. von Anlegung und Gruͤndung
dann iſt er allemal auch ein armer Fuͤrſt, er mag noch
ſo große Schaͤtze beſitzen. Er iſt alsdenn zwar ein rei-
cher Privatmann, aber nichts weniger als ein reicher
Fuͤrſt. Ueberdieß pflegen dergleichen Unternehmun-
gen auf Rechnung und Gewinnſt des Regenten gar
ſelten einen gluͤcklichen Fortgang zu haben. Viele
Fuͤrſten haben es mit dem Schaden ihrer Kammern
oder ihrer Chatoulle erfahren, daß man niemals wohl
thut, die guten Grundſaͤtze außer Augen zu ſetzen. Die
Directeurs ſolcher fuͤrſtlichen Manufacturen und Fa-
briken wollen ſtarke Beſoldungen haben, ſind vielleicht
auf ihren Nebenvortheil bedacht und wenden dennoch
nicht ſo viel Fleiß und Aufſicht an, als ein Eigenthuͤ-
mer, deſſen Schaden und Vortheil von ſeiner Auf-
merkſamkeit abhaͤngt. Die Arbeiter und alles denkt,
daß es auf Rechnung des Fuͤrſten gehet; und das iſt
gemeiniglich ein Bewegungsgrund weniger zu arbei-
ten und mehr auf ihren eigenen Vortheil zu ſehen.
Außer einer ganz beſondern Aufmerkſamkeit des Fuͤr-
ſten ſelbſt gehen demnach dergleichen Unternehmungen
allemal zu Grunde. Ja ich weiß Beyſpiele, daß Pri-
vatperſonen wichtige Fabriken gehabt haben, die vor
ſie ſehr eintraͤglich geweſen ſind. Dieſes iſt ein Bewe-
gungsgrund vor die Finanzminiſters geweſen, die Hand
darnach auszuſtrecken; und man hat die Eigenthuͤmer
genoͤthiget, ſolche dem Regenten kaͤuflich zu uͤberlaßen.
Allein ſie ſind nicht ſo bald ein Eigenthum des Regen-
ten geworden, als dieſe vorher bluͤhenden Fabriken in
Abnahme und Verfall gerathen ſind, und man hat
ſich genoͤthiget geſehen, ſolche entweder gar aufhoͤren

zu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0114" n="86"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ab&#x017F;ch. von Anlegung und Gru&#x0364;ndung</hi></fw><lb/>
dann i&#x017F;t er allemal auch ein armer Fu&#x0364;r&#x017F;t, er mag noch<lb/>
&#x017F;o große Scha&#x0364;tze be&#x017F;itzen. Er i&#x017F;t alsdenn zwar ein rei-<lb/>
cher Privatmann, aber nichts weniger als ein reicher<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;t. Ueberdieß pflegen dergleichen Unternehmun-<lb/>
gen auf Rechnung und Gewinn&#x017F;t des Regenten gar<lb/>
&#x017F;elten einen glu&#x0364;cklichen Fortgang zu haben. Viele<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten haben es mit dem Schaden ihrer Kammern<lb/>
oder ihrer Chatoulle erfahren, daß man niemals wohl<lb/>
thut, die guten Grund&#x017F;a&#x0364;tze außer Augen zu &#x017F;etzen. Die<lb/>
Directeurs &#x017F;olcher fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Manufacturen und Fa-<lb/>
briken wollen &#x017F;tarke Be&#x017F;oldungen haben, &#x017F;ind vielleicht<lb/>
auf ihren Nebenvortheil bedacht und wenden dennoch<lb/>
nicht &#x017F;o viel Fleiß und Auf&#x017F;icht an, als ein Eigenthu&#x0364;-<lb/>
mer, de&#x017F;&#x017F;en Schaden und Vortheil von &#x017F;einer Auf-<lb/>
merk&#x017F;amkeit abha&#x0364;ngt. Die Arbeiter und alles denkt,<lb/>
daß es auf Rechnung des Fu&#x0364;r&#x017F;ten gehet; und das i&#x017F;t<lb/>
gemeiniglich ein Bewegungsgrund weniger zu arbei-<lb/>
ten und mehr auf ihren eigenen Vortheil zu &#x017F;ehen.<lb/>
Außer einer ganz be&#x017F;ondern Aufmerk&#x017F;amkeit des Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten &#x017F;elb&#x017F;t gehen demnach dergleichen Unternehmungen<lb/>
allemal zu Grunde. Ja ich weiß Bey&#x017F;piele, daß Pri-<lb/>
vatper&#x017F;onen wichtige Fabriken gehabt haben, die vor<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ehr eintra&#x0364;glich gewe&#x017F;en &#x017F;ind. Die&#x017F;es i&#x017F;t ein Bewe-<lb/>
gungsgrund vor die Finanzmini&#x017F;ters gewe&#x017F;en, die Hand<lb/>
darnach auszu&#x017F;trecken; und man hat die Eigenthu&#x0364;mer<lb/>
geno&#x0364;thiget, &#x017F;olche dem Regenten ka&#x0364;uflich zu u&#x0364;berlaßen.<lb/>
Allein &#x017F;ie &#x017F;ind nicht &#x017F;o bald ein Eigenthum des Regen-<lb/>
ten geworden, als die&#x017F;e vorher blu&#x0364;henden Fabriken in<lb/>
Abnahme und Verfall gerathen &#x017F;ind, und man hat<lb/>
&#x017F;ich geno&#x0364;thiget ge&#x017F;ehen, &#x017F;olche entweder gar aufho&#x0364;ren<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0114] III. Abſch. von Anlegung und Gruͤndung dann iſt er allemal auch ein armer Fuͤrſt, er mag noch ſo große Schaͤtze beſitzen. Er iſt alsdenn zwar ein rei- cher Privatmann, aber nichts weniger als ein reicher Fuͤrſt. Ueberdieß pflegen dergleichen Unternehmun- gen auf Rechnung und Gewinnſt des Regenten gar ſelten einen gluͤcklichen Fortgang zu haben. Viele Fuͤrſten haben es mit dem Schaden ihrer Kammern oder ihrer Chatoulle erfahren, daß man niemals wohl thut, die guten Grundſaͤtze außer Augen zu ſetzen. Die Directeurs ſolcher fuͤrſtlichen Manufacturen und Fa- briken wollen ſtarke Beſoldungen haben, ſind vielleicht auf ihren Nebenvortheil bedacht und wenden dennoch nicht ſo viel Fleiß und Aufſicht an, als ein Eigenthuͤ- mer, deſſen Schaden und Vortheil von ſeiner Auf- merkſamkeit abhaͤngt. Die Arbeiter und alles denkt, daß es auf Rechnung des Fuͤrſten gehet; und das iſt gemeiniglich ein Bewegungsgrund weniger zu arbei- ten und mehr auf ihren eigenen Vortheil zu ſehen. Außer einer ganz beſondern Aufmerkſamkeit des Fuͤr- ſten ſelbſt gehen demnach dergleichen Unternehmungen allemal zu Grunde. Ja ich weiß Beyſpiele, daß Pri- vatperſonen wichtige Fabriken gehabt haben, die vor ſie ſehr eintraͤglich geweſen ſind. Dieſes iſt ein Bewe- gungsgrund vor die Finanzminiſters geweſen, die Hand darnach auszuſtrecken; und man hat die Eigenthuͤmer genoͤthiget, ſolche dem Regenten kaͤuflich zu uͤberlaßen. Allein ſie ſind nicht ſo bald ein Eigenthum des Regen- ten geworden, als dieſe vorher bluͤhenden Fabriken in Abnahme und Verfall gerathen ſind, und man hat ſich genoͤthiget geſehen, ſolche entweder gar aufhoͤren zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/114
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/114>, abgerufen am 24.11.2024.