Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite

der Manufacturen und Fabriken.
einkaufen und seine Nahrung kommt immer mehr in
Abgang. Diesen Fehler hat des Freyherrn von
Schröder vorgeschlagener landesfürstl. Wechsel, des-
gleichen alle Lombard und Leihehäuser, und alle An-
stalten, die man nur erfinden kann, werden gleichfalls
dieses Gebrechen haben, weil sie ohne Sicherheit des
auszuleihenden Geldes nicht bestehen können. Es ist
demnach in der That kein besseres Mittel die Manu-
facturiers zu verlegen, als die ietzt von mir vorgeschla-
gene Einrichtung des Manufacturhauses. So bald
der Manufacturier seine Waaren fertig hat; so kann
er sie vor ihren gerechten Werth in dem Manufactur-
hause absetzen. Er kann so fort Materialien zu ande-
rer Arbeit guten Kaufes erhalten, als auch zugleich
das benöthigte baare Geld zu Führung seiner Haus-
haltung haben. Wenn er fleißig und haushältig ist;
so kann er allemal um so viel mehr Materialien neh-
men, als er an der Arbeit gewinnet; und er kann mit-
hin sein Gewerbe nach und nach vergrössern. Es ist
wahr, diese Vergrösserung seines Gewerbes wird nur
langsam geschehen, allein sie wird desto sicherer und
gründlicher seyn und den Manufacturier weder der
Gefahr aussetzen von seinen Gläubigern über den Hau-
fen geworfen zu werden, noch werden ihm die Jnteressen
einen Theil seines Gewinnstes wegnehmen. Je mehr
auch die angelegten Manufacturen einen guten Fort-
gang haben, und je mehr Geld dadurch im Lande behal-
ten wird, desto lebhaftiger wird der Nahrungsstand
und die Circulation des Geldes werden. Vieles Geld,
das bey einem übel beschaffenen Nahrungsstande lange

Zeit
H 3

der Manufacturen und Fabriken.
einkaufen und ſeine Nahrung kommt immer mehr in
Abgang. Dieſen Fehler hat des Freyherrn von
Schroͤder vorgeſchlagener landesfuͤrſtl. Wechſel, des-
gleichen alle Lombard und Leihehaͤuſer, und alle An-
ſtalten, die man nur erfinden kann, werden gleichfalls
dieſes Gebrechen haben, weil ſie ohne Sicherheit des
auszuleihenden Geldes nicht beſtehen koͤnnen. Es iſt
demnach in der That kein beſſeres Mittel die Manu-
facturiers zu verlegen, als die ietzt von mir vorgeſchla-
gene Einrichtung des Manufacturhauſes. So bald
der Manufacturier ſeine Waaren fertig hat; ſo kann
er ſie vor ihren gerechten Werth in dem Manufactur-
hauſe abſetzen. Er kann ſo fort Materialien zu ande-
rer Arbeit guten Kaufes erhalten, als auch zugleich
das benoͤthigte baare Geld zu Fuͤhrung ſeiner Haus-
haltung haben. Wenn er fleißig und haushaͤltig iſt;
ſo kann er allemal um ſo viel mehr Materialien neh-
men, als er an der Arbeit gewinnet; und er kann mit-
hin ſein Gewerbe nach und nach vergroͤſſern. Es iſt
wahr, dieſe Vergroͤſſerung ſeines Gewerbes wird nur
langſam geſchehen, allein ſie wird deſto ſicherer und
gruͤndlicher ſeyn und den Manufacturier weder der
Gefahr ausſetzen von ſeinen Glaͤubigern uͤber den Hau-
fen geworfen zu werden, noch werden ihm die Jntereſſen
einen Theil ſeines Gewinnſtes wegnehmen. Je mehr
auch die angelegten Manufacturen einen guten Fort-
gang haben, und je mehr Geld dadurch im Lande behal-
ten wird, deſto lebhaftiger wird der Nahrungsſtand
und die Circulation des Geldes werden. Vieles Geld,
das bey einem uͤbel beſchaffenen Nahrungsſtande lange

Zeit
H 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0145" n="117"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Manufacturen und Fabriken.</hi></fw><lb/>
einkaufen und &#x017F;eine Nahrung kommt immer mehr in<lb/>
Abgang. Die&#x017F;en Fehler hat des Freyherrn von<lb/>
Schro&#x0364;der vorge&#x017F;chlagener landesfu&#x0364;r&#x017F;tl. Wech&#x017F;el, des-<lb/>
gleichen alle Lombard und Leiheha&#x0364;u&#x017F;er, und alle An-<lb/>
&#x017F;talten, die man nur erfinden kann, werden gleichfalls<lb/>
die&#x017F;es Gebrechen haben, weil &#x017F;ie ohne Sicherheit des<lb/>
auszuleihenden Geldes nicht be&#x017F;tehen ko&#x0364;nnen. Es i&#x017F;t<lb/>
demnach in der That kein be&#x017F;&#x017F;eres Mittel die Manu-<lb/>
facturiers zu verlegen, als die ietzt von mir vorge&#x017F;chla-<lb/>
gene Einrichtung des Manufacturhau&#x017F;es. So bald<lb/>
der Manufacturier &#x017F;eine Waaren fertig hat; &#x017F;o kann<lb/>
er &#x017F;ie vor ihren gerechten Werth in dem Manufactur-<lb/>
hau&#x017F;e ab&#x017F;etzen. Er kann &#x017F;o fort Materialien zu ande-<lb/>
rer Arbeit guten Kaufes erhalten, als auch zugleich<lb/>
das beno&#x0364;thigte baare Geld zu Fu&#x0364;hrung &#x017F;einer Haus-<lb/>
haltung haben. Wenn er fleißig und hausha&#x0364;ltig i&#x017F;t;<lb/>
&#x017F;o kann er allemal um &#x017F;o viel mehr Materialien neh-<lb/>
men, als er an der Arbeit gewinnet; und er kann mit-<lb/>
hin &#x017F;ein Gewerbe nach und nach vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern. Es i&#x017F;t<lb/>
wahr, die&#x017F;e Vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung &#x017F;eines Gewerbes wird nur<lb/>
lang&#x017F;am ge&#x017F;chehen, allein &#x017F;ie wird de&#x017F;to &#x017F;icherer und<lb/>
gru&#x0364;ndlicher &#x017F;eyn und den Manufacturier weder der<lb/>
Gefahr aus&#x017F;etzen von &#x017F;einen Gla&#x0364;ubigern u&#x0364;ber den Hau-<lb/>
fen geworfen zu werden, noch werden ihm die Jntere&#x017F;&#x017F;en<lb/>
einen Theil &#x017F;eines Gewinn&#x017F;tes wegnehmen. Je mehr<lb/>
auch die angelegten Manufacturen einen guten Fort-<lb/>
gang haben, und je mehr Geld dadurch im Lande behal-<lb/>
ten wird, de&#x017F;to lebhaftiger wird der Nahrungs&#x017F;tand<lb/>
und die Circulation des Geldes werden. Vieles Geld,<lb/>
das bey einem u&#x0364;bel be&#x017F;chaffenen Nahrungs&#x017F;tande lange<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Zeit</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0145] der Manufacturen und Fabriken. einkaufen und ſeine Nahrung kommt immer mehr in Abgang. Dieſen Fehler hat des Freyherrn von Schroͤder vorgeſchlagener landesfuͤrſtl. Wechſel, des- gleichen alle Lombard und Leihehaͤuſer, und alle An- ſtalten, die man nur erfinden kann, werden gleichfalls dieſes Gebrechen haben, weil ſie ohne Sicherheit des auszuleihenden Geldes nicht beſtehen koͤnnen. Es iſt demnach in der That kein beſſeres Mittel die Manu- facturiers zu verlegen, als die ietzt von mir vorgeſchla- gene Einrichtung des Manufacturhauſes. So bald der Manufacturier ſeine Waaren fertig hat; ſo kann er ſie vor ihren gerechten Werth in dem Manufactur- hauſe abſetzen. Er kann ſo fort Materialien zu ande- rer Arbeit guten Kaufes erhalten, als auch zugleich das benoͤthigte baare Geld zu Fuͤhrung ſeiner Haus- haltung haben. Wenn er fleißig und haushaͤltig iſt; ſo kann er allemal um ſo viel mehr Materialien neh- men, als er an der Arbeit gewinnet; und er kann mit- hin ſein Gewerbe nach und nach vergroͤſſern. Es iſt wahr, dieſe Vergroͤſſerung ſeines Gewerbes wird nur langſam geſchehen, allein ſie wird deſto ſicherer und gruͤndlicher ſeyn und den Manufacturier weder der Gefahr ausſetzen von ſeinen Glaͤubigern uͤber den Hau- fen geworfen zu werden, noch werden ihm die Jntereſſen einen Theil ſeines Gewinnſtes wegnehmen. Je mehr auch die angelegten Manufacturen einen guten Fort- gang haben, und je mehr Geld dadurch im Lande behal- ten wird, deſto lebhaftiger wird der Nahrungsſtand und die Circulation des Geldes werden. Vieles Geld, das bey einem uͤbel beſchaffenen Nahrungsſtande lange Zeit H 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/145
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/145>, abgerufen am 21.11.2024.