Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.bey Anlegung der Manuf. und Fabriken. voraussehen, daß die Reihe der Verbesserung auch ansie kommen werde; so machen sie alle unter der Hand gemeinschaftliche Sache wider die vorhabende Vebesse- rung. Es ist dannenhero niemals einem Minister zu rathen, seinen Endzweck auf dergleichen Verbesserun- gen zu richten. Wenn er auch noch so viel Ansehn und Gunst bey seinem Monarchen hat; so wird er ge- wiß unter der Größe der sich wider ihn entspinnenden Cabale erliegen müssen. Ehe ich dieses einsehen lernte; so habe ich mich oftmals gewundert, warum Mini- sters, deren vortrefliche Grundsätze und große Einsicht mir bekannt waren, nicht die Hand anlegten gar sicht- bare Gebrechen in der Einrichtung des Staats zu ver- bessern. Allein nunmehr verdenke ich es einem großen Staatsbedienten keinesweges, wenn er diese allerzärt- lichste Seite, nämlich die Verbesserung der Staatsge- brechen gar nicht berühret. Vielleicht wird man fra- gen, was denn also bey dieser Sache zu thun ist. Jch kann hierauf nichts antworten, als daß redliche und es mit ihrem Vaterlande rechtschaffen wohlmeinende Be- diente und Unterthanen die verderbte menschliche Na- tur zu beseufzen haben, und daß sie es der Vorsehung überlaßen müssen, ob er ihnen dereinst einen Regenten geben wird, der genugsame Einsicht hat und der selbst regieret; denn von einem solchen Regenten allein kann man dergleichen Verbesserungen erwarten. Unter ei- nem Regenten, der selbst regieret, verstehe ich nicht einen Prinzen, der sich wirklich um die Regierung be- kümmert und der sich alles selbst vortragen läßt und der folglich gegen viele andere noch gut und weise ge- nennet M
bey Anlegung der Manuf. und Fabriken. vorausſehen, daß die Reihe der Verbeſſerung auch anſie kommen werde; ſo machen ſie alle unter der Hand gemeinſchaftliche Sache wider die vorhabende Vebeſſe- rung. Es iſt dannenhero niemals einem Miniſter zu rathen, ſeinen Endzweck auf dergleichen Verbeſſerun- gen zu richten. Wenn er auch noch ſo viel Anſehn und Gunſt bey ſeinem Monarchen hat; ſo wird er ge- wiß unter der Groͤße der ſich wider ihn entſpinnenden Cabale erliegen muͤſſen. Ehe ich dieſes einſehen lernte; ſo habe ich mich oftmals gewundert, warum Mini- ſters, deren vortrefliche Grundſaͤtze und große Einſicht mir bekannt waren, nicht die Hand anlegten gar ſicht- bare Gebrechen in der Einrichtung des Staats zu ver- beſſern. Allein nunmehr verdenke ich es einem großen Staatsbedienten keinesweges, wenn er dieſe allerzaͤrt- lichſte Seite, naͤmlich die Verbeſſerung der Staatsge- brechen gar nicht beruͤhret. Vielleicht wird man fra- gen, was denn alſo bey dieſer Sache zu thun iſt. Jch kann hierauf nichts antworten, als daß redliche und es mit ihrem Vaterlande rechtſchaffen wohlmeinende Be- diente und Unterthanen die verderbte menſchliche Na- tur zu beſeufzen haben, und daß ſie es der Vorſehung uͤberlaßen muͤſſen, ob er ihnen dereinſt einen Regenten geben wird, der genugſame Einſicht hat und der ſelbſt regieret; denn von einem ſolchen Regenten allein kann man dergleichen Verbeſſerungen erwarten. Unter ei- nem Regenten, der ſelbſt regieret, verſtehe ich nicht einen Prinzen, der ſich wirklich um die Regierung be- kuͤmmert und der ſich alles ſelbſt vortragen laͤßt und der folglich gegen viele andere noch gut und weiſe ge- nennet M
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bey Anlegung der Manuf. und Fabriken.
vorausſehen, daß die Reihe der Verbeſſerung auch an
ſie kommen werde; ſo machen ſie alle unter der Hand
gemeinſchaftliche Sache wider die vorhabende Vebeſſe-
rung. Es iſt dannenhero niemals einem Miniſter zu
rathen, ſeinen Endzweck auf dergleichen Verbeſſerun-
gen zu richten. Wenn er auch noch ſo viel Anſehn
und Gunſt bey ſeinem Monarchen hat; ſo wird er ge-
wiß unter der Groͤße der ſich wider ihn entſpinnenden
Cabale erliegen muͤſſen. Ehe ich dieſes einſehen lernte;
ſo habe ich mich oftmals gewundert, warum Mini-
ſters, deren vortrefliche Grundſaͤtze und große Einſicht
mir bekannt waren, nicht die Hand anlegten gar ſicht-
bare Gebrechen in der Einrichtung des Staats zu ver-
beſſern. Allein nunmehr verdenke ich es einem großen
Staatsbedienten keinesweges, wenn er dieſe allerzaͤrt-
lichſte Seite, naͤmlich die Verbeſſerung der Staatsge-
brechen gar nicht beruͤhret. Vielleicht wird man fra-
gen, was denn alſo bey dieſer Sache zu thun iſt. Jch
kann hierauf nichts antworten, als daß redliche und es
mit ihrem Vaterlande rechtſchaffen wohlmeinende Be-
diente und Unterthanen die verderbte menſchliche Na-
tur zu beſeufzen haben, und daß ſie es der Vorſehung
uͤberlaßen muͤſſen, ob er ihnen dereinſt einen Regenten
geben wird, der genugſame Einſicht hat und der ſelbſt
regieret; denn von einem ſolchen Regenten allein kann
man dergleichen Verbeſſerungen erwarten. Unter ei-
nem Regenten, der ſelbſt regieret, verſtehe ich nicht
einen Prinzen, der ſich wirklich um die Regierung be-
kuͤmmert und der ſich alles ſelbſt vortragen laͤßt und
der folglich gegen viele andere noch gut und weiſe ge-
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