Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.IV. Absch. von denen Hindernissen nennet zu werden verdienet, sondern ich meine einenRegenten, der mit seinem eignen Verstande und Ein- sicht alles übersiehet und beurtheilet, ohne, daß er sich auf den ihm geschehenden Vortrag verläßt; und den- noch muß auch ein solcher Monarch eine überaus große Standhaftigkeit und eine Größe des Geistes besitzen, die alles übertrift. Er muß durch tausend Schwie- rigkeiten, die man ihm selbst zu erregen nicht unterlas- sen wird und durch den dicksten Nebel aller falschen Vorstellungen, die man ihm machen wird, hindurch zu dringen wissen. Solche Eigenschaften hatte der letztere König von Preußen Friedrich Wilhelm; und er wird dannenhero in allen folgenden Zeiten als ein sehr großer Geist betrachtet werden. Die preußischen Staaten haben ihm den Grund ihrer vortreflichen in- nerlichen Einrichtung zu danken, vermöge welcher Preußen allemal unüberwindlich bleiben wird, wenn sich auch noch so viel Feinde wider ihn vereinigen. Eine ganz vollkommene Regierungsverfassung ist alle- mal unüberwindlich; und je weniger Fehler eine Re- gierungseinrichtung hat, desto stärker wird sie seyn; dahingegen die größten Reiche desto schwächer sind, je mehr Gebrechen bey ihnen vorwalten. Vielleicht ver- fließen viele Jahrhunderte ehe ein Land einen Regenten bekommt, der zu solchen Verbesserungen geschickt ist. Allein eben dieses ist es, was von der göttlichen Vor- sehung abhängt, welche die Stärke und Schwäche der Reiche nach ihren unerforschlichen Absichten bestimmet und welche mithin den Verbesserer nicht eher auftre- ten läßt, bis es Zeit ist. Jch kenne Staaten, die noch
IV. Abſch. von denen Hinderniſſen nennet zu werden verdienet, ſondern ich meine einenRegenten, der mit ſeinem eignen Verſtande und Ein- ſicht alles uͤberſiehet und beurtheilet, ohne, daß er ſich auf den ihm geſchehenden Vortrag verlaͤßt; und den- noch muß auch ein ſolcher Monarch eine uͤberaus große Standhaftigkeit und eine Groͤße des Geiſtes beſitzen, die alles uͤbertrift. Er muß durch tauſend Schwie- rigkeiten, die man ihm ſelbſt zu erregen nicht unterlaſ- ſen wird und durch den dickſten Nebel aller falſchen Vorſtellungen, die man ihm machen wird, hindurch zu dringen wiſſen. Solche Eigenſchaften hatte der letztere Koͤnig von Preußen Friedrich Wilhelm; und er wird dannenhero in allen folgenden Zeiten als ein ſehr großer Geiſt betrachtet werden. Die preußiſchen Staaten haben ihm den Grund ihrer vortreflichen in- nerlichen Einrichtung zu danken, vermoͤge welcher Preußen allemal unuͤberwindlich bleiben wird, wenn ſich auch noch ſo viel Feinde wider ihn vereinigen. Eine ganz vollkommene Regierungsverfaſſung iſt alle- mal unuͤberwindlich; und je weniger Fehler eine Re- gierungseinrichtung hat, deſto ſtaͤrker wird ſie ſeyn; dahingegen die groͤßten Reiche deſto ſchwaͤcher ſind, je mehr Gebrechen bey ihnen vorwalten. Vielleicht ver- fließen viele Jahrhunderte ehe ein Land einen Regenten bekommt, der zu ſolchen Verbeſſerungen geſchickt iſt. Allein eben dieſes iſt es, was von der goͤttlichen Vor- ſehung abhaͤngt, welche die Staͤrke und Schwaͤche der Reiche nach ihren unerforſchlichen Abſichten beſtimmet und welche mithin den Verbeſſerer nicht eher auftre- ten laͤßt, bis es Zeit iſt. Jch kenne Staaten, die noch
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IV. Abſch. von denen Hinderniſſen
nennet zu werden verdienet, ſondern ich meine einen
Regenten, der mit ſeinem eignen Verſtande und Ein-
ſicht alles uͤberſiehet und beurtheilet, ohne, daß er ſich
auf den ihm geſchehenden Vortrag verlaͤßt; und den-
noch muß auch ein ſolcher Monarch eine uͤberaus große
Standhaftigkeit und eine Groͤße des Geiſtes beſitzen,
die alles uͤbertrift. Er muß durch tauſend Schwie-
rigkeiten, die man ihm ſelbſt zu erregen nicht unterlaſ-
ſen wird und durch den dickſten Nebel aller falſchen
Vorſtellungen, die man ihm machen wird, hindurch
zu dringen wiſſen. Solche Eigenſchaften hatte der
letztere Koͤnig von Preußen Friedrich Wilhelm; und
er wird dannenhero in allen folgenden Zeiten als ein
ſehr großer Geiſt betrachtet werden. Die preußiſchen
Staaten haben ihm den Grund ihrer vortreflichen in-
nerlichen Einrichtung zu danken, vermoͤge welcher
Preußen allemal unuͤberwindlich bleiben wird, wenn
ſich auch noch ſo viel Feinde wider ihn vereinigen.
Eine ganz vollkommene Regierungsverfaſſung iſt alle-
mal unuͤberwindlich; und je weniger Fehler eine Re-
gierungseinrichtung hat, deſto ſtaͤrker wird ſie ſeyn;
dahingegen die groͤßten Reiche deſto ſchwaͤcher ſind, je
mehr Gebrechen bey ihnen vorwalten. Vielleicht ver-
fließen viele Jahrhunderte ehe ein Land einen Regenten
bekommt, der zu ſolchen Verbeſſerungen geſchickt iſt.
Allein eben dieſes iſt es, was von der goͤttlichen Vor-
ſehung abhaͤngt, welche die Staͤrke und Schwaͤche der
Reiche nach ihren unerforſchlichen Abſichten beſtimmet
und welche mithin den Verbeſſerer nicht eher auftre-
ten laͤßt, bis es Zeit iſt. Jch kenne Staaten, die
noch
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