Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.bey Anlegung der Manuf. u. Fabriken. fuhre der ausländischen Waaren, sondern auf die glei-che Güthe und Preiß der inländischen Waaren grün- den will, wie ich angerathen habe. Unterdessen muß man nicht glauben, daß diese schädliche Neigung des Volkes ohne Heilungsmittel ist. Eines der vornehm- sten Hülfsmittel ist ohne Zweifel, daß sich der Hof selbst zuförderst von dieser Krankheit heilet. Jch müste mich sehr irren, wenn nicht der Hof selbst allemal das Volk mit dieser Neigung anstecket. Der Hof ist das Beyspiel, wornach sich die Hauptstadt und weiter das ganze Land bildet. Dieses ist so wohl bey Tugenden und Lastern, als insonderheit bey der Ueppigkeit und den Moden eine ganz unläugbare Wahrheit. Das Beyspiel des Regenten macht in allen Dingen einen ganz ungemeinen Eindruck zur Nachahmung. Der Ehrgeitz der vermögenden Einwohner gehet allemal hauptsächlich dahin, es denen Hofleuten gleich zu thun; so wie sich die Hofleute nach dem Muster des Regen- ten und seiner Familie bilden. Wenn nun der Hof selbst nichts als ausländische Waaren verbrauchet, eine Sache, die öfters so weit gehet, daß Peruquen, Schue und alle Kleinigkeiten von Paris verschrieben werden müs- sen: so ist es kein Wunder, daß die Liebe des Auslän- dischen das ganze Volk erfüllet. Dahingegen, wenn der Hof nichts als Landeswaaren verbrauchet; so wird diese Liebe zu ausländischen Waaren gar bald vermin- dert werden. Wenn nun vollends der Monarch über den Gebrauch der ausländischen Waaren öffentlich sein Mißfallen bezeuget; so wird sich diese Neigung gar bald ganz und gar verliehren. Ein zu rechter Zeit ge- sproche- M 4
bey Anlegung der Manuf. u. Fabriken. fuhre der auslaͤndiſchen Waaren, ſondern auf die glei-che Guͤthe und Preiß der inlaͤndiſchen Waaren gruͤn- den will, wie ich angerathen habe. Unterdeſſen muß man nicht glauben, daß dieſe ſchaͤdliche Neigung des Volkes ohne Heilungsmittel iſt. Eines der vornehm- ſten Huͤlfsmittel iſt ohne Zweifel, daß ſich der Hof ſelbſt zufoͤrderſt von dieſer Krankheit heilet. Jch muͤſte mich ſehr irren, wenn nicht der Hof ſelbſt allemal das Volk mit dieſer Neigung anſtecket. Der Hof iſt das Beyſpiel, wornach ſich die Hauptſtadt und weiter das ganze Land bildet. Dieſes iſt ſo wohl bey Tugenden und Laſtern, als inſonderheit bey der Ueppigkeit und den Moden eine ganz unlaͤugbare Wahrheit. Das Beyſpiel des Regenten macht in allen Dingen einen ganz ungemeinen Eindruck zur Nachahmung. Der Ehrgeitz der vermoͤgenden Einwohner gehet allemal hauptſaͤchlich dahin, es denen Hofleuten gleich zu thun; ſo wie ſich die Hofleute nach dem Muſter des Regen- ten und ſeiner Familie bilden. Wenn nun der Hof ſelbſt nichts als auslaͤndiſche Waaren verbrauchet, eine Sache, die oͤfters ſo weit gehet, daß Peruquen, Schue und alle Kleinigkeiten von Paris verſchrieben werden muͤſ- ſen: ſo iſt es kein Wunder, daß die Liebe des Auslaͤn- diſchen das ganze Volk erfuͤllet. Dahingegen, wenn der Hof nichts als Landeswaaren verbrauchet; ſo wird dieſe Liebe zu auslaͤndiſchen Waaren gar bald vermin- dert werden. Wenn nun vollends der Monarch uͤber den Gebrauch der auslaͤndiſchen Waaren oͤffentlich ſein Mißfallen bezeuget; ſo wird ſich dieſe Neigung gar bald ganz und gar verliehren. Ein zu rechter Zeit ge- ſproche- M 4
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bey Anlegung der Manuf. u. Fabriken.
fuhre der auslaͤndiſchen Waaren, ſondern auf die glei-
che Guͤthe und Preiß der inlaͤndiſchen Waaren gruͤn-
den will, wie ich angerathen habe. Unterdeſſen muß
man nicht glauben, daß dieſe ſchaͤdliche Neigung des
Volkes ohne Heilungsmittel iſt. Eines der vornehm-
ſten Huͤlfsmittel iſt ohne Zweifel, daß ſich der Hof
ſelbſt zufoͤrderſt von dieſer Krankheit heilet. Jch muͤſte
mich ſehr irren, wenn nicht der Hof ſelbſt allemal das
Volk mit dieſer Neigung anſtecket. Der Hof iſt das
Beyſpiel, wornach ſich die Hauptſtadt und weiter das
ganze Land bildet. Dieſes iſt ſo wohl bey Tugenden
und Laſtern, als inſonderheit bey der Ueppigkeit und
den Moden eine ganz unlaͤugbare Wahrheit. Das
Beyſpiel des Regenten macht in allen Dingen einen
ganz ungemeinen Eindruck zur Nachahmung. Der
Ehrgeitz der vermoͤgenden Einwohner gehet allemal
hauptſaͤchlich dahin, es denen Hofleuten gleich zu thun;
ſo wie ſich die Hofleute nach dem Muſter des Regen-
ten und ſeiner Familie bilden. Wenn nun der Hof ſelbſt
nichts als auslaͤndiſche Waaren verbrauchet, eine Sache,
die oͤfters ſo weit gehet, daß Peruquen, Schue und
alle Kleinigkeiten von Paris verſchrieben werden muͤſ-
ſen: ſo iſt es kein Wunder, daß die Liebe des Auslaͤn-
diſchen das ganze Volk erfuͤllet. Dahingegen, wenn
der Hof nichts als Landeswaaren verbrauchet; ſo wird
dieſe Liebe zu auslaͤndiſchen Waaren gar bald vermin-
dert werden. Wenn nun vollends der Monarch uͤber
den Gebrauch der auslaͤndiſchen Waaren oͤffentlich ſein
Mißfallen bezeuget; ſo wird ſich dieſe Neigung gar
bald ganz und gar verliehren. Ein zu rechter Zeit ge-
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