Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.bey Anlegung der Manuf. u. Fabriken. Es ist wahr, man kann ganz sicher schließen, wo viel Geldim Lande ist, da wird alles theuer seyn. Allein man würde sich sehr irren, wenn man diesen Schluß um- kehren und behaupten wollte: wo alles theuer ist, da muß sehr viel Geld im Lande seyn. Die Theurung hat noch mehr Ursachen, als den Ueberfluß des Gel- des. Sie kömmt hauptsächlich auf den Ueberfluß oder Mangel der Waaren im Lande an. Diese Wahrheit ist noch wenig oder gar nicht ausführlich gezeiget wor- den. Wenn ein Land einen großen Ueberfluß von einer gewissen Art Waaren hat; so werden diese Waaren alle- mal sehr wohlfeil seyn, ohngeachtet dieses Land einen gro- sen Reichthum besitzet. Diese Wahrheit bestätiget sich allenthalben. Das reiche Engelland hat einen sehr wohlfeilen Getraidepreiß. Die Lehre von dem Preiß der Dinge ist durch den Begriff der Französischen und Engelländischen Schriftsteller, daß sie das Geld ledig- lich als vorstellende Zeichen der Waaren ansehen, sehr irrig gemacht worden. Es ist wahr, man kann den Begriff von den vorstellenden Zeichen bey dem Gelde gebrauchen, aber nur Gleichniß und Erläuterungs- weise. Sobald man einen Grundsatz daraus macht und die ganze Lehre von Gelde darauf bauet; so wird man in vielerley Jrrthümer gerathen. Wenn nun also die Theurung der Waaren hauptsächlich auf ihren Man- gel im Lande ankommt; so siehet man leicht, daß die Theurung derselben statt finden kann, wenn auch nur wenig Geld im Lande ist. Wenn die Einwohner ei- nes Landes, aus Faulheit und Ungeschicklichkeit nur wenig Güther und Waaren gewinnen oder verfertigen; so M 5
bey Anlegung der Manuf. u. Fabriken. Es iſt wahr, man kann ganz ſicher ſchließen, wo viel Geldim Lande iſt, da wird alles theuer ſeyn. Allein man wuͤrde ſich ſehr irren, wenn man dieſen Schluß um- kehren und behaupten wollte: wo alles theuer iſt, da muß ſehr viel Geld im Lande ſeyn. Die Theurung hat noch mehr Urſachen, als den Ueberfluß des Gel- des. Sie koͤmmt hauptſaͤchlich auf den Ueberfluß oder Mangel der Waaren im Lande an. Dieſe Wahrheit iſt noch wenig oder gar nicht ausfuͤhrlich gezeiget wor- den. Wenn ein Land einen großen Ueberfluß von einer gewiſſen Art Waaren hat; ſo werden dieſe Waaren alle- mal ſehr wohlfeil ſeyn, ohngeachtet dieſes Land einen gro- ſen Reichthum beſitzet. Dieſe Wahrheit beſtaͤtiget ſich allenthalben. Das reiche Engelland hat einen ſehr wohlfeilen Getraidepreiß. Die Lehre von dem Preiß der Dinge iſt durch den Begriff der Franzoͤſiſchen und Engellaͤndiſchen Schriftſteller, daß ſie das Geld ledig- lich als vorſtellende Zeichen der Waaren anſehen, ſehr irrig gemacht worden. Es iſt wahr, man kann den Begriff von den vorſtellenden Zeichen bey dem Gelde gebrauchen, aber nur Gleichniß und Erlaͤuterungs- weiſe. Sobald man einen Grundſatz daraus macht und die ganze Lehre von Gelde darauf bauet; ſo wird man in vielerley Jrrthuͤmer gerathen. Wenn nun alſo die Theurung der Waaren hauptſaͤchlich auf ihren Man- gel im Lande ankommt; ſo ſiehet man leicht, daß die Theurung derſelben ſtatt finden kann, wenn auch nur wenig Geld im Lande iſt. Wenn die Einwohner ei- nes Landes, aus Faulheit und Ungeſchicklichkeit nur wenig Guͤther und Waaren gewinnen oder verfertigen; ſo M 5
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bey Anlegung der Manuf. u. Fabriken.
Es iſt wahr, man kann ganz ſicher ſchließen, wo viel Geld
im Lande iſt, da wird alles theuer ſeyn. Allein man
wuͤrde ſich ſehr irren, wenn man dieſen Schluß um-
kehren und behaupten wollte: wo alles theuer iſt, da
muß ſehr viel Geld im Lande ſeyn. Die Theurung
hat noch mehr Urſachen, als den Ueberfluß des Gel-
des. Sie koͤmmt hauptſaͤchlich auf den Ueberfluß oder
Mangel der Waaren im Lande an. Dieſe Wahrheit
iſt noch wenig oder gar nicht ausfuͤhrlich gezeiget wor-
den. Wenn ein Land einen großen Ueberfluß von einer
gewiſſen Art Waaren hat; ſo werden dieſe Waaren alle-
mal ſehr wohlfeil ſeyn, ohngeachtet dieſes Land einen gro-
ſen Reichthum beſitzet. Dieſe Wahrheit beſtaͤtiget ſich
allenthalben. Das reiche Engelland hat einen ſehr
wohlfeilen Getraidepreiß. Die Lehre von dem Preiß
der Dinge iſt durch den Begriff der Franzoͤſiſchen und
Engellaͤndiſchen Schriftſteller, daß ſie das Geld ledig-
lich als vorſtellende Zeichen der Waaren anſehen, ſehr
irrig gemacht worden. Es iſt wahr, man kann den
Begriff von den vorſtellenden Zeichen bey dem Gelde
gebrauchen, aber nur Gleichniß und Erlaͤuterungs-
weiſe. Sobald man einen Grundſatz daraus macht und
die ganze Lehre von Gelde darauf bauet; ſo wird man in
vielerley Jrrthuͤmer gerathen. Wenn nun alſo die
Theurung der Waaren hauptſaͤchlich auf ihren Man-
gel im Lande ankommt; ſo ſiehet man leicht, daß die
Theurung derſelben ſtatt finden kann, wenn auch nur
wenig Geld im Lande iſt. Wenn die Einwohner ei-
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wenig Guͤther und Waaren gewinnen oder verfertigen;
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