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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.

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I. Abschnitt, von der Nothwendigkeit
Getraides und seiner übrigen Früchte; so folget daraus
weiter nichts, als daß die Eigenthümer der Ländereyen
etwas mehr Vortheil davon haben; und wahrschein-
licher Weise wird dieses die Wirkung haben, daß die
wohlhabenden Eigenthümer der Ländereyen einige un-
nütze Bediente bloß zum Staate oder zur Pracht mehr
unterhalten. Diese Vermehrung der Einwohner aber
wird allemal nur sehr wenig betragen. Hat aber das
Land keine Ausfuhre des Getraides und andrer Land-
wirthschaftsproducte; so ist der fruchtbareste Boden
von gar keinen Nutzen. Die Eigenthümer der Lände-
reyen wollen natürlicher Weise keine unnütze Arbeit un-
ternehmen laßen. Sie richten sich also mit dem An-
bau des Landes nach dem, aus der Erfahrung befun-
denen, Absatz ihrer Producte ein: und sie laßen nichts
mehr anbauen, als sie selbst verbrauchen und wahr-
scheinlich verkaufen werden. Die übrigen Ländereyen
bleiben gänzlich unbebauet liegen. Statt dessen also,
daß ein fruchtbarer Boden die Anzahl der Einwohner
vermehren sollte; so vermindert er sie in diesem Falle
vielmehr. Dieses, was aus der Natur der Sache
folget, ist auch durch die Erfahrung genugsam bestäti-
get worden. Man siehet in Ungarn den fruchtbaresten
Boden unbebauet liegen; und dieses gesegnete Land hat
sehr wenig Einwohner, weil es demselben an auswär-
tigen Absatz seiner Producte fehlet.

Dieses wird
durch die
Crfahrung
bestätiget.

Man darf nur diejenigen Länder, die keine Manu-
facturen und Fabriken haben, aufmerksam betrachten;

so

I. Abſchnitt, von der Nothwendigkeit
Getraides und ſeiner uͤbrigen Fruͤchte; ſo folget daraus
weiter nichts, als daß die Eigenthuͤmer der Laͤndereyen
etwas mehr Vortheil davon haben; und wahrſchein-
licher Weiſe wird dieſes die Wirkung haben, daß die
wohlhabenden Eigenthuͤmer der Laͤndereyen einige un-
nuͤtze Bediente bloß zum Staate oder zur Pracht mehr
unterhalten. Dieſe Vermehrung der Einwohner aber
wird allemal nur ſehr wenig betragen. Hat aber das
Land keine Ausfuhre des Getraides und andrer Land-
wirthſchaftsproducte; ſo iſt der fruchtbareſte Boden
von gar keinen Nutzen. Die Eigenthuͤmer der Laͤnde-
reyen wollen natuͤrlicher Weiſe keine unnuͤtze Arbeit un-
ternehmen laßen. Sie richten ſich alſo mit dem An-
bau des Landes nach dem, aus der Erfahrung befun-
denen, Abſatz ihrer Producte ein: und ſie laßen nichts
mehr anbauen, als ſie ſelbſt verbrauchen und wahr-
ſcheinlich verkaufen werden. Die uͤbrigen Laͤndereyen
bleiben gaͤnzlich unbebauet liegen. Statt deſſen alſo,
daß ein fruchtbarer Boden die Anzahl der Einwohner
vermehren ſollte; ſo vermindert er ſie in dieſem Falle
vielmehr. Dieſes, was aus der Natur der Sache
folget, iſt auch durch die Erfahrung genugſam beſtaͤti-
get worden. Man ſiehet in Ungarn den fruchtbareſten
Boden unbebauet liegen; und dieſes geſegnete Land hat
ſehr wenig Einwohner, weil es demſelben an auswaͤr-
tigen Abſatz ſeiner Producte fehlet.

Dieſes wird
durch die
Crfahrung
beſtätiget.

Man darf nur diejenigen Laͤnder, die keine Manu-
facturen und Fabriken haben, aufmerkſam betrachten;

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[16/0044] I. Abſchnitt, von der Nothwendigkeit Getraides und ſeiner uͤbrigen Fruͤchte; ſo folget daraus weiter nichts, als daß die Eigenthuͤmer der Laͤndereyen etwas mehr Vortheil davon haben; und wahrſchein- licher Weiſe wird dieſes die Wirkung haben, daß die wohlhabenden Eigenthuͤmer der Laͤndereyen einige un- nuͤtze Bediente bloß zum Staate oder zur Pracht mehr unterhalten. Dieſe Vermehrung der Einwohner aber wird allemal nur ſehr wenig betragen. Hat aber das Land keine Ausfuhre des Getraides und andrer Land- wirthſchaftsproducte; ſo iſt der fruchtbareſte Boden von gar keinen Nutzen. Die Eigenthuͤmer der Laͤnde- reyen wollen natuͤrlicher Weiſe keine unnuͤtze Arbeit un- ternehmen laßen. Sie richten ſich alſo mit dem An- bau des Landes nach dem, aus der Erfahrung befun- denen, Abſatz ihrer Producte ein: und ſie laßen nichts mehr anbauen, als ſie ſelbſt verbrauchen und wahr- ſcheinlich verkaufen werden. Die uͤbrigen Laͤndereyen bleiben gaͤnzlich unbebauet liegen. Statt deſſen alſo, daß ein fruchtbarer Boden die Anzahl der Einwohner vermehren ſollte; ſo vermindert er ſie in dieſem Falle vielmehr. Dieſes, was aus der Natur der Sache folget, iſt auch durch die Erfahrung genugſam beſtaͤti- get worden. Man ſiehet in Ungarn den fruchtbareſten Boden unbebauet liegen; und dieſes geſegnete Land hat ſehr wenig Einwohner, weil es demſelben an auswaͤr- tigen Abſatz ſeiner Producte fehlet. Man darf nur diejenigen Laͤnder, die keine Manu- facturen und Fabriken haben, aufmerkſam betrachten; ſo

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/44>, abgerufen am 24.11.2024.